Hallo Metapher,
http://www.dpv-psa.de/html/events/archiv/stuttgart%2…
aus diesen Artikeln kann man erkennen, daß die PsA keineswegs
eine absolut abgeschlossene und grenzenlos perfekte
Maschinerie ist,
Das ist auch ganz meine Meinung. Sie ist keine „grenzenlos perfekte“ Therapie. Danke für die Bestätigung.
die sich von affektreichen Abwertungsfanatismen gegen andere Denkrichtungen zu
ernähren nötig hat und dabei einen narzißtischen Grandiositätswahn bei
jedem Satz aus den Mundwinkeln sabbern läßt.
Da hast Du Recht. Nicht die ganze PA, aber einige ihrer Vertreter. So z.B. steht in dem Artikel aus der Frankfurter Runschau:
„Wo aber Gefahr ist, frei nach Hölderlin, ist das Rettende auch: „Was würde das für eine weiße Riesenwolke werden, wenn die ganze Gesellschaft einen Drang nach Behandlung ihrer psychischen Störungen mit psychoanalytischen Mitteln spüren würde!““
Was das für eine weiße Riesenwolke werden würde? Eine aus Wasserdunst vermutlich. Ja, auch Psychoanalytiker kochen nur mit Wasser - wie wir alle, ob Psychologen oder Philosophen, ob ich oder Du.
Und weiter:
„Die Ballade fortschreibend entwirft Beland hier eine vom therapeutischen Furor gespeiste Zukunftsvision, die eine geradezu erlöserische Allmachtsphantasie vom Heil durch Psychoanalyse enthüllt.“
Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen: „eine geradezu erlöserische Allmachtsphantasie vom Heil durch Psychoanalyse.“ Du hast Recht: Narzißmus.
Weiter:
„Eine Stundenzahlbegrenzung jedenfalls kann aus dieser Position nur als Sünde wider den heilenden Geist gedacht werden.“
„Sünde wider den heilenden Geist“. Amen.
Im übrigen hast Du in dem Posting, das im unten stehenden Thread steht, den ich mit Thomas Miller bestritten habe, gesagt, daß es in der Realität und in der Therapiepraxis keinen Konflikt zwischen Psychoanalytikern und Nichtpsychoanalytikern gebe.
Deine Behauptung ist widerlegt mit den Quellen, auf die Du Dich beziehst. Denn:
„Stattdessen müsse man notfalls Widerstand („zivilen Ungehorsam“) leisten. Gegen wen? Nun, gegen die üblichen Verdächtigen: Gegen die Resignation vor dem „übermächtigen gesellschaftlichen Unverstand“, gegen eine notorisch psychoanalysefeindliche vorurteilsbeladene Wissenschaft, die ihre Angst vor dem eigenen Unbewussten auf die Psychoanalyse projiziere.“
Ich habe angekündigt, Zitate zu bringen. Daß ich sie in Artikeln finden werde, die von der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung auf ihrer Homepage veröffentlicht werden, macht Deine Widerlegung noch deutlicher.
Außerdem hätte Dir klar sein müssen, daß Du Deine Behauptungen nicht wirst halten können. Aussagen wie „Es gibt keinen Streit, nur Zusammenarbeit in der Praxis“ sind schon durch ein Gegenbeispiel widerlegt. Meine Position des „Es gibt Konflikte, Streit, Ablehnung unter Verhaltenstherapeuten und Psychoanalytikern“ läßt sich dagegen nicht falsifizieren. Schon deshalb war mir beim Lesen Deines Postings klar: Deine Aussage ist unhaltbar. Es ist gleichgültig, wer und wie viele Dir zustimmen oder nicht. So etwas wird nicht auf dem Marktplatz mit den Füßen entschieden.
Nächster Punkt: Symptomverschiebung. Wie hast Du Deine Behauptung, daß es Symptomverschiebung gebe, belegt? Mit Deiner Erfahrung aus der Praxis. Empirie. Bist Du nicht hin und wieder ´mal gegen meine auf empirischen Studien beruhenden Aussagen mit Deiner Rhetorik vorgegangen? Wie hast Du Deine Erfahrung aus der Praxis in Worten ausgedrückt? „ca. 80% meiner Patienten“ Was ist das? Ist das keine Statistik? Trittst Du nicht hin und wieder gegen den Gebrauch von Statistiken auf? Oder nutzt Du die Statistik etwa nur, wenn Du Deine Meinung mit Zahlen belegen kannst?
M.a.W. die PsA zeigt sich hier kritikfähig (was sie, wie du
natürlich nicht wissen kannst, intern in ihren
Ausbildungsprozessen oft leider nicht ist).
Ja, ich bin kein Psychoanalytiker und auch keiner in Ausbildung.
Kritikfähigkeit aber ist eine Bedingung sine qua non der sozialen Kompetenz,
wie du sicher aus deinem diesbezüglichen halbjährigen Studentenjob weißt.
Deshalb regst Du Dich so auf? Ist das jetzt dialogische Kompetenz oder polemische und sinnentleerte Rhetorik?
Bei Freud stehen so schöne Sätze wie …
Ja, sieh mal einer an!
Ich stimme Freud in manchen Punkten, die er in seiner Schrift „Die endliche und unendliche Analyse“ schrieb, zu.
Und das ist - „mein Gott! …“ [Zitat von dir] - der Stand von 1937!
Nein, das ist so nicht richtig. Genau die beiden Sichtweisen, die Freud 1937 , wie Du richtig hervorgehoben hast, hatte, diskutieren die Psychoanalytiker noch im Jahre 2003. Das ist kein Grund zur Aufregung, sondern ein Grund, sich Freuds richtige Erkenntnis zu Gemüte zu führen.
Außerdem frage ich Dich:
Ist das Alter eines Textes ein hinreichender Grund dafür, seinen Inhalt abzulehnen? Machst Du es auch mit den philosophischen Texten, die Du zitierst, so, daß Du sie nur aufgrund ihres Alters bewertest? Sind diese alten Texte alle wertlos, weil sie alt sind? Warum zitierst Du sie dann so häufig? Warum läßt Du uns nicht mit Deinen alten Texten zufrieden, die aus noch früheren Jahren stammen als 1937, wenn Du doch anscheinend meinst, daß ein alter Text uns nichts mehr sagen kann? Und wenn Du es nicht meinen solltest, warum hebst Du dann auf das Alter des Textes ab?
Nein, Metapher, egal ob 1937 oder 737, ob 333 v.Chr. oder 2003 n.Chr. Wenn der Inhalt wertvoll ist, spielt das Alter keine Rolle.
„Es ist unbestreitbar, daß die Analytiker in ihrer eigenen Persönlichkeit nicht durchwegs das Maß von psychischer Normalität erreicht haben, zu dem sie ihre Patienten erziehen wollen.“
So ist es - das zeigt Fähigkeit zur Kritik und Selbstkritik.
Genau. Freuds Fähigkeit zur Kritik und Selbstkritik. Die war zwar nicht immer so ausgeprägt. Auch dieser Mensch hatte seine Schwächen, aber er hat vollkommmen richtig geschrieben:
„Es ist unbestreitbar, daß die Analytiker in ihrer eigenen Persönlichkeit
nicht durchwegs das Maß von psychischer Normalität erreicht haben, zu dem
sie ihre Patienten erziehen wollen.“
Deshalb ist es wichtig, diesen Satz immer und immer wieder zu betonen. Er gilt für viele Therapeuten anderer Richtungen auch. Auch für Verhaltenstherapeuten. Bei Psychoanalytikern, die ich kennengelernt habe, habe ich häufig das Gefühl gehabt, sie hätten die Belehrung durch den Gründer ihrer Therapierichtung notwendiger als andere. Siehe die Artikel oben für eine Begründung.
Und man braucht gar nicht allzuviel psychoanalytische
Erfahrung, um zu ahnen, warum bei diesem Zitat der Folgesatz
weggelassen wurde:
Dein Problem ist, daß Du in meine Sätze etwas hineininterpretierst. Du deutest entgegen Deiner Behauptung, daß Du es nicht tätest. Sagtest Du nicht, daß Du Deinen Klienten das Deuten überläßt? Was ist mit Deinen Mitmenschen, die nicht Deine Klienten sind? Gilt da etwas anderes?
Was ich immer an den Psychoanalytikern kritisiere, ist, daß sie in das Verhalten ihrer Mitmenschen zu viel hineindichten. Ein schöner Beleg von Dir, daß dem verbalen Verhalten („ich überlasse die Deutungen meinen Klienten“) vielleicht nicht unbedingt Glauben geschenkt werden sollte.
"Analytiker sind
Personen, die eine bestimmte Kunst auszuüben gelernt haben und
daneben Menschen sein dürfen wie auch andere.
Andere Psychotherapeuten und Psychologen wie ich auch. Aber gerade Du gestehst Dir das nur selbst zu, anderen nicht.
„Man behauptet
doch sonst nicht, daß jemand zum Arzt für interne Krankheiten
nicht taugt, wenn seine internen Organe nicht gesund sind …“
… und Psychologen können nicht per Fernheilung und auch nicht per Online-Beratung Diagnostik und Therapie machen. Philosophen auch nicht.
Freud hat in diesen Zitaten im Grundtenor Recht und deshalb lohnt es sich, diese Abschnitte hin und wieder zu lesen. Ich persönlich besitze den Text in Buchform. Ich habe erst heute den Band „Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse und Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse“ erhalten. Er liegt links neben mir.
Auch wenn ich nicht der Meinung der Psychoanalytiker bin, so bin ich doch auch der Meinung, die Herr Miller hier ebenfalls formuliert hat, nämlich daß ich auch gern Texte lese, deren Inhalt ich größtenteils ablehne, weil sie meinen Widerspruchsgeist herausfordern. Das, worauf sich Psychoanalytiker auch heute noch stützen (siehe die angeführten Artikel), muß ich kennen, wenn ich sie kritisiere. Und sie müssen sich der Kritik stellen, so wie jeder sich der Kritik stellen muß.
Oder willst Du mir verbieten, Freud zu zitieren?
Herzliche Grüße
Authentizität und Mitmenschlichkeit drücken sich nicht in diesen Worten aus. Da ist mir mein Menschenbild lieber.
Oliver Walter