Auch Hallo,
Die Sache ist imho nicht verwerflicher als der berühmte
Goldfisch im ebenso berühmten Glas auf dem Schreibtisch.
Ein Uebel rechtfertigt also ein anderes Uebel?
Nö, aber bis jetzt habe ich noch nichts von einer Aktion „rettet den Goldfisch“ gehört.
Diese Kampffische wurden eigentlich schon immer in relativ
kleinen Behältnissen gehalten.
Ach ja, ich vergass! Was schon immer so gemacht wurde, muss ja
richtig sein!
Die Tierchen können nämlich
kaum (im normalen Becken) vergesellschaftet werden.
Ausser eben mit zwei weiteren weiblichen Tieren in einer Vase.
Schreiben die das echt? (Hab mir das nicht so genau durchgelesen). Die beta splendens sind absolute Einzelgänger. Man kann weder Weibchen noch Männchen noch Päärchen zusammenhalten. Das gibt Fischragout!
Ein Aquarium ohne Pflanzen ist kein rechtes Aquarium, klar.
Eine Vase ohne Blumen macht auch nicht viel her. Eine Vase
braucht aber gewiss keine Fische!
Das hast du falsch verstanden: Normalerweise sind in einem Aquarium Wasserpflanzen. Die sind aber relativ inaktiv beim Abbau von Schadstoffen. Daher lässt man „normale“ Zimmerpflanzen im Wasser wurzeln um diese Stoffe aus dem Wasser zu ziehen.
Wenn man also schon unbedingt Kampffische halten will - warum
nicht mit einer Pflanze zusammen? Auf die Art hat der Fisch
wenigstens den Tag über was zum „spielen“ und knabbern. Das
ist mehr als mancher Goldfisch hat. Solange man darauf achtet,
dass die Wurzeln dem Fisch noch genügend Raum lassen…
Und was ist genuegend Raum? Und wie laesst sich das
angepriesene oeklologische Gleichgewicht erreichen? in einem
Gefaess mit so wenig Wasser?
Der genügende Raum ist abhängig von der Fischart. Es gibt Arten, die mit extrem wenig Raum auskommen - auch in der freien Natur. Andere Arten wiederum brauchen Auslauf. Das der Kampffisch kein besonderer Weitstreckenschwimmer ist, erkennt man schon an der Flossenstruktur.
Ein ökologisches Gleichgewicht kriegt man auch in einem 1000 Liter Aquarium nicht hin. Auch hier muss regelmäßig Wasser getauscht, gefiltert und geputzt werden. Nur Quantität und Frequenz der Eingriffe sinkt mit der Größe des Behälters.
Das Problem an der Sache ist ja nicht nur die Haltung unter
diesen Bedingungen. Das Ding wird zum Valentinstag angeschaft.
Ach wie originell. Und wer pflegt es dann angemessen? und wie
wird der Fisch ueberleben, nachdem er das Klo runtergespuelt
wurde. Es muss den Anbietern doch klar sein, dass kaum einer
der Fische laenger als ein paar Tage, vielleicht Wochen
ueberlebt. Sie verkaufen also Fische, bei denen sie davon
ausgehen koennen, dass der groesste Teil binnen Kurzem am
eigenen Dreck eingeht oder an den Faekalien in der
Kanalisation.
In dem Punkt gebe ich Dir durchaus recht. Allerdings behaupte ich mal, dass über 50% der Tiere, die in Zoohandlungen verkauft werden, dieses Schicksal teilen. Mir graust es manchmal, wenn ich in einem Aquarienshop bin und sehe wie Bubi von Mami sein ersten Aquarium gekommt und der Inhalt rein nach Aussehen gewählt wird. In guten Geschäften versucht manchmal ein Verkäufer beratend einzugreifen, allerdings meist mit mäßigem Erfolg. Wenn Bubi dann nach ein paar Wochen bemerkt, dass man mit den Viechern weder spielen noch sie streicheln kann und das das Ganze auch noch Arbeit macht… den Rest kann man sich denken…
Aber was willst du dagegen tun? Das führt ja zum nächsten Punkt:
Dann müsste
man die Moral jedweder Haustierhaltung hinterfragen.
Das darf man ruhig, und wird zu dem Schluss kommen, dass keine
Haustierhaltung natuerlich ist. Trotzdem koennen die Tiere
ohne Probleme leben, wenn die Haltung ihren Beduerfnissen
entspricht. Im obigen Fall wage ich das aber zu bezweifeln.
Nicht nur in diesem Fall! Viele Aquarien sind Tierquäleinrichtungen, genauso die meisten Vogelkäfige. Ein mittlerer Hund ist für die meisten Wohnungen zu viel, die einsame Katze, der Hamster im Plastiktrog,… usw., usw.
Eigentlich ist es paradox: Für Dummfug wie Amateurfunk* oder (noch drolliger) Angeln muss man eine Prüfung ablegen - lebende Wesen darf jeder Trottel halten - egal wie…
Lösung wäre eine Art „Tierhaltungführerschein“ mit Sachkundeprüfung. Kannst du dir den Aufschrei vorstellen? Das hat ja noch nicht mal bei den berühmt-berüchtigten Kampfhunden funktioniert.
Langer Rede kurzer Sinn: Im Prinzip sind wir uns einig, dass das Ganze nicht besonders tierfreundlich ist. Ich wollte Dir nur zeigen, dass die Technik der Haltung an sich nicht ganz so abartig ist, wie du dachtest. Meiner Meinung nach lohnt es sich nicht, deshalb jetzt einen Kreuzzug zu initiieren - der würde kein Ende finden.
Gruß
Stefan
*Nur als Beispiel! Nicht flamen, liebe Funker!