Franchising-Angebot/Startsituation

Hallo, liebe Fachkundige
ich brauche dringend Euren Rat.
Mein 25-jähr. Sohn (Diplomkaufmann,junger Familienvater,1 Kind) hat nach der fast einjährigen Einarbeitung im Vertrieb eines amerik. Unternehmens nun das Angebot bekommen, einen Franchising-Vertrag
abzuschliessen und als Selbstständiger die Produkte des Unternehmens (Oligopolist) in einem geschützten Regionalbereich zu vertreiben.
Das ist eine Entscheidung zu der man Informationen von Leuten braucht,die in so einer beruflichen Situation auch einmal waren und nun mit der Routine eines erfahrenen Selbständigen sagen können, was man als Betroffener in so vielen Bereichen, die ein Angestellter nicht beachten muss,„richtig machen muss“ ,um nicht auf die Nase zu fallen.
Ich denke hier zB Finanzierung d. Selbständigkeit/ Investitionen,Organisation, Büroausstattung, Steuerberatung, Sozialabgaben bzw. Private Krankenkasse,Private Rentenversicherung usw.

Kann uns hier im Forum jemand mit Ratschlägen weiterhelfen ?

freundliche GRüße

nosp

Hallo Norbert,

Mein 25-jähr. Sohn (Diplomkaufmann,[…]

Also wenn der Sohn schon Diplomkaufmann ist, dann sollte er von der Materie bereits gehört haben oder zumindest wissen, wie er Informationen darüber erhält (wenn man einmal unterstellt, dass ein Studium für höhere Aufgaben qualifizieren soll).

Das ist eine Entscheidung zu der man Informationen von Leuten
braucht,die in so einer beruflichen Situation auch einmal
waren und nun mit der Routine eines erfahrenen Selbständigen
sagen können, was man als Betroffener in so vielen Bereichen,
die ein Angestellter nicht beachten muss,„richtig machen
muss“ ,um nicht auf die Nase zu fallen.

Und genau „SO“ kann bzw. darf man es nicht sehen. Franchise ist nämlich nicht gleich Franchise. Es tritt zwar stets unter dem gleichen Namen auf, dennoch werden damit ganz unterschiedliche Geschäftsmodelle betrieben.
Für viele Geschäftsmodelle ist es geeignet, für viele aber auch nicht. Will man sich also über ein solches Engagement Gedanken machen muss man sich zunächst fragen, ob eine solche „Organisation“ zum zu vertreibenden Produkt passt.

Media-, Saturn- oder aber auch Obimärkte werden recht erfolgreich als Franchise betrieben. Erfolgreich aus Sicht des Franchise-Nehmers (FN).
Bäckerei-Filialen wie etwa der Marke Kamps können mitunter sehr hohe Entbehrungen seitens des FN erfordern.

Der Bereich des Franchise ist in den letzten Jahren sehr stark ausgeweitet wurden. Ebenso stark hat sich aber auch die Wissenschaft und hier vor allem die Rechtswissenschaft mit dem Thema beschäftigt oder beschäftigen müssen. Tatsache ist nämlich, dass viele Franchise-Verträge immer näher an den Tatbestand der sog. Knebelverträge reichen. In Folge dessen ist der eigentlich einmal als Selbstständige Unternehmer gar nicht mehr so selbstständig und einem erhöhten Zwang ausgesetzt. In dem bereits erwähnten Beispiel der Bäckerei Kamps führt dies nicht selten dazu, dass der FN so gut wie gar nichts aus seinem Betrieb erhält. Sprich: Das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist nicht gewahrt.

Ich denke hier zB Finanzierung d. Selbständigkeit/
Investitionen,Organisation, Büroausstattung, Steuerberatung,
Sozialabgaben bzw. Private Krankenkasse,Private
Rentenversicherung usw.

Was die Finanzierung angeht, so kann man kaum etwas dazu sagen, wenn das Produkt/Geschäftdmodell nicht bekannt ist. Oftmals ist es aber so, dass in Folge der doch recht strengen Franchise-Verträge ein Großteil der späteren GEschäftseinrichtung durch den Franchise-Geber übernommen wird. Üm das Personal kümmert sich i.a.R. der FN. Die Private Krankenkasse ist wie bei jedem Selbstständigen diesem selbst überlassen und bei den einschlägigen Krankenkassen zu erfragen.

Abschließend noch etwas zum Franchise an sich:

Im Zuge des immer intensiver werdenden Wettbewerbs sind die Unternehmen gerade in den letzten 5 bis 10 Jahren verstärkt dazu übergegangen, sich das Franchise vor allem aus Sicht der „Kosten- und Organisationsaufwand-Ausgliederung“ zu Nutze zu machen. Die FG wollten ihre eigenen Strukturen verschlanken, bei gleichzeitig nur verhältnismäßig minimalen Gewinneinbußen in Folge vom Gewinnabtretungen an den FN (durch die recht strengen Verträge).

Es ist offensichtlich, dass hierdurch der Druck des Absatzes vom FG auf den FN übertragen wird.
Wenn dann aber auch noch die Bedinungen im Umfeld (Standort des FN, Wettbewerbssituation am Standort des FN, die Konjunkturabhängigkeit des vertriebenen Produktes, technologischer Wandel und dessen Einfluss auf den Vertrieb, u.v.a) nicht gerade „ideal“ sind, kann ein solches Franchiseprojekt schnell zur Belastung werden.

Selbstständigkeit und das damit eventuell verbundene höhere Einkommen und das bessere Ansehen in der Gesellschaft in Verbindung mit Franchise überzeugt wohl nur in den seltensten Fällen.

VG
TraderS

Hi
Unabhängig davon:
Viele wollen sich selbstständig machen, aber verkennen, dass nur sie
und der Lieferant das Produkt als nonplusultra ansehen.
Ist das Produkt so günstig/einmalig/wichtig, dass man es ständig los
bekommt oder muss man damit rechnen, dass vielleicht doch nicht
genug Absatz da ist? Gibts so ein ähnliches Produkt von nem andern
Anbieter? Frei nach dem Motto: Ich bin zwar selbstständig,
aber ich hab die ganze Garage voller überteuerter Ladenhüter.
LG
D

Hallo, am ehesten kann dir da die örtliche IHK weiterhelfen, denn da kannst du auch denbock benennen und die können dir dann evtl sagen, ob sie oder andere IHKn mit denen schon Erfahrungen haben (Vielleicht gibt es ja einen guten Grund, das die firma noch nicht vor Ort vertreten ist). Ausserdem kannst du denen deine Finazplanung vorlegen und die werfen nochmal einen Blick drüber, ob du evtl was vergessen hast oder den Absatz zu hoch einschätzt.
Ansonsten gibt es hier grad drei Hähnchenbrätereien, die aus ihrem franchisevertrag ausgestiegen sind, da die durch Umstrukturierungen neu gefasst werden mussten, und zwar so gefasst werden sollten, das für die Restaurantinhaben kaum noch was blieb.
Bei einem bleibt nun die Küche kalt, die beiden anderen haben eben alle Werbeträger abmontiert und beziehen ihre Händl nun von Großmarkt.
Franchise ist also nicht immer das gelbe vom Ei.
Schau dir genau an, was du alles verpflichtet bist vom FG zu beziehen, das kann bis hin zum passenden Putzmittel gehen.
Und schau dir das Produkt genau an, wie sieht deine Konkurrenz vor Ort aus. (Tupper hat zwar die besten Schüsseln der Welt, aber für manch einen tuts auch die Plastikdose für 50 cent aus dem Supermarkt)

Gruß Susanne

Hallo Herr Spuhler,

ich gebe Ihnen einfach einen Literaturtipp: Seit 1985 prüfe ich Franchise-Systeme und habe sowohl aus Franichse-Geber, als auch Franchise-Nehmersicht die Phasen derartiger Gründungen durchleuchtet und einiges an Literatur verfasst.

Der Schwerpunkt Franchise wurde von mir aktuell während der letzten zwölf Monate überarbeitet und auf den aktuellen Stand gebracht. Als Neuauflage erscheint das Werk jetzt aktuell zur Frankfurter Buchmesse unter dem Titel:

Franchise-Systeme - Gemeinsam erfolgreich werden
ISBN - 978-3-938684-09-2 Buch anschauen

Daneben kann u.U auch das Gesamtwerk „Der Existenzgründerzyklus“
ISBN - 978-3-938684-01-1 Buch anschauen oder einzelne Bände davon Unterstüzungshilfen bieten.

Eine erste Orientierung über die Inhalte können Sie auf der Verlagsseite www.uvis-verlag.de/uv5100.htm erhalten. Ich denke, hier und in den relevanten Vor- und Begleitworten finden Sie denkbare Antworten auf ihre formulierten und vielleicht noch im Kopf befindlichen Fragen.

Von hier aus viel Erfolg bei Ihrem weiteren Vorhaben
Jürgen Arnold BDU/CMC
www.uvis.de