Frankreich Kliniken

Hallo!
Weiß nicht, ob ich hier richtig bin …

In einem Roman bin ich auf etwas gestoßen, mit dem ich nicht recht etwas anfangen kann:
Jemand kommt in einen mittelgroßen Ort in Frankreich und geht dort in eine „Klinik“, das ist aber nur eine Etage in einem gewöhnlichen Mehrfamilienhaus, Rezeption, ein paar Zimmer mit Bett (die sind aber in der betreffenden Szene alle unbelegt, deshalb weiß ich nicht, ob die nur für „Durchgangspatienten“ sind), Behandlungsraum natürlich und ein Raum mit Medikamenten und Blutkonserven, letztere abgezählt und nach meinem Verständnis für Leute bestimmt, die aus gesundheitlichen Gründen nicht in die nächstgrößere Stadt fahren können, in ein „richtiges“ Krankenhaus. Sie ist aber auch nachts besetzt und man kann jederzeit klingeln.

Ist das eine Ambulanzstation, die Außenstelle eines Krankenhauses or what?

Gruß,
Eva

Hallo Eva,

das ist das französische Pendant zur Polyklinik der DDR: Ein von der Sécurité Sociale getragenes Ärztehaus, das örtlich vor allem in ländlichen Gebieten die ständige Verfügbarkeit von (auch Fach-)ärzten gewährleistet.

Die besondere Überwachung von Verbrauch / Abgabe von Medikamenten an Patienten hat damit zu tun, dass die französische Sécurité Sociale (Pflichtversicherung) nur die Kosten der ärztlichen Behandlung übernimmt, nicht die Kosten für Medikamente. Dafür ist eine (freiwillige) Zusatzversicherung, die „Mutuelle“, notwendig. Daher muss in so einem Ärztehaus der Verbrauch von Medikamenten für Notfälle und Praxisbedarf nachgewiesen werden.

Im Deutschen könnte man den Begriff „Polyklinik“ verwenden, solange ihn noch jemand kennt.

Schöne Grüße

MM

  • Diese Einrichtungen in der beschriebenen Form heißen „maison médicale“ oder „maison médicale de garde“ - wörtlich käme das dem deutschen Ärztehaus am nächsten, hat aber eine andere Funktion.

MM

Wunderbar! Danke!

Hallo,

wahrscheinlich würde man den Begriff Poliklinik verwenden. Am nächsten kommen dem wohl die sogenannten MVZ. Manchmal müssen eben Dinge neu erfunden werden. Erinnert mich ein wenig an andere Dinge, die man partout nicht aus der DDR übernehmen wollte. Ich denke da etwa an Führerscheinklassen oder diverse Aspekte des Schulsystems. Als ob mit einem Namen ein Konzept 1:1 übernommen werden müsste.

Grüße

Hallo,

ich bin gerade über das y gestolpert und habe nachgelesen: Poliklinik kommt vom griechischen polis (verzeih die Umschrift, bitte), also „Stadtklinik“. Wusste ich bisher auch noch nicht.

Griechische Grüße,

Jule

Hallo Jule,

na siehste, und ich war sicher, das hätte damit zu tun, dass dort viele Fachrichtungen vertreten sind und es eben nicht wie im ärztlichen Bereitschaftsdienst der BRD eher zufällig ist, dass die Fachrichtung des Diensthabenden grade zum Notfall passt oder eben auch nicht.

Mit y geschrieben sah das Wort zwar irgendwie seltsam aus, aber ich kam nicht drauf, wo denn der Haken ist, und Herrn Duden wollte ich dann auch nicht befragen. Ich habe es halt darauf geschoben, das y sei wohl im Optimismus der frühen Jahre der DDR als bourgeoiser Schnörkel abgetan worden.

Schöne Grüße

MM

Hallo MM,

ja, so hatte ich das Wort bisher auch verstanden. Das i hatte mich zwar immer sachte irritiert, aber bisher nicht zum Nachsehen gebracht. Wieder was gelernt.

Polygrüße,

Jule