Hi,
Ich sehe zurzeit die in der ARD gesendete vierteilige Folge
über die Französiche Revolution und lese zeitgleich Stefan
Zweigs „Marie Antoinette“.
Bin ich durch Zweig zu sehr von dieser Frau eingenommen, oder
gibt es auch aus historischen Gründen Anlass, die Französiche
Revolution für grausam und in Teilen ihren eigenen Grundsätzen
widersprechend zu halten?
das mit dem „eingenommen“ erzieht sich meiner Beurteilbarkeit. Ich habe das Buch nicht gelesen.
Ob sie grausam war, hängt von Blickwinkel und Wortdefinition ab. Die Einführung der Guillotine sollte ursprünglich vorher übliche Hinrichtungsarten entschärfen. Aus heutiger [europäischer] Sicht ist die Tötung eines Menschen [durch den Staat] jedenfalls grausam.
Ganz ohne Zweifel war die französische Revolution ein ‚Blutbad‘. Auch wenn nicht bei jedem der zahllosen ‚Justizmorde‘ Blut geflossen ist. Sagt dir die ‚republikanische Heirat‘ was? Jean-Baptiste Carrier hat Mann und Frau zusammenbinden und im Fluß ersäufen lassen … tausende Tote. Sagt dir der ‚Aufstand der Vendée‘ was? Tausende reichen gar nicht. Manche bezeichnen das als Völkermord.
Kann eine Revolution wirklich groß sein, die so ungerecht und
ihren Idealen widersprechend mit den Gegnern der Revolution
umgeht?
Ja, locker, mit den Gegnern sowieso, das ist überhaupt keine Frage. Frei waren die dann ja auch, Befreiung von Kopf und/oder Leben (viele wurden ja ersäuft). Gleich auch, egal ob ersoffen oder geköpft … Leichen schaun sich doch in mancher Hinsicht ähnlich. Nur das mit der Brüderlichkeit hapert ein bißchen.
Nur hats das oft nicht gebraucht, Gegner zu sein. Hebert, Danton, Desmoulins und zig andere waren Revolutionäre, keine Gegner. Robbespierre, St. Just und Carrier sind gleichfalls aufs Schafott gewandert. So gesehen ists durchaus gerechtfertigt, die Französische Revolution als ‚das große Morden‘ zu bezeichnen.
Dank für (auch prügelnde) Antworten.
Keine Ursache 
Nur ist in punkto Grausamkeit die französische Revolution gar nicht so dramatisch unterschiedlich zu anderen gleichgearteten Ereignissen. Revolutionen sind meines Erachtens Extreme, die in Menschen tendentiell extreme Verhaltensweisen hevorrufen können [kontextabhängig]. Sollte das zutreffen, wäre die aufgetretene Grausamkeit rein prinzipiell [mögliche] logische Konsequenz.
Grüße,
Wolkenstein