Hallo,
Nein, so stimmt das nicht. Der Übergang der Herrschaft von
Habsburg an Frankreich war längst im Westfälischen Frieden
erfolgt.
das ist zwar richtig - aber wie Du davon zu dieser Schlussfolgerung kommst:
Deutsche Oberhoheiten im eigentlichen Sinn gab es
also nicht.
- ist für mich nicht nachvollziehbar. Die habsburgischen Territorien im Elsass waren zwar ein großer Brocken, aber bei weitem nicht das ganze Elsass. Insbesondere folgten unter Ludwig XIV. die sog. ‚Réunionen‘, de facto nicht anderes als Annexionen unter Ausnutzung des gleichzeitigen Abwehrkampfes des Reichs gegen die Türken. Straßburg wurde erst 1681 annektiert. Anerkannt (besser: hingenommen) wurden die elsässischen Annexionen erst 1697 (Rijswijk).
Der oben zitierte Satz von Dir kann eigentlich nur dann stehen bleiben, wenn „Oberhoheit“ ausschließlich auf die staatsrechtliche Souveränität der elsässischen Herrschaften und das Jahr 1697 (nicht 1648) bezogen ist - die lag staatsrechtlich tatsächlich seit Rijswijk bei der französischen Krone. Es ist jedoch anachronistisch, dies im Sinn einer ‚französischen Nation‘ zu verstehen. Mit einer Nationalidee kamen tatsächlich erst die Revolutionäre von 1789, die mit ihrer energischen Zentralisierungs- und Vereinheitlichungspolitik subsidiäre und regionale Strukturen bewusst zerstörten. Nicht nur im Elsass, sondern in Frankreich insgesamt. Und damit gerade dem Elsass wirtschaftlich schadeten, weil damit der Rhein zur Grenze eines Witschaftsraumes (und vor allem einer Zollgrenze) wurde, was er bis dahin nicht war. Das Elsass hat sich noch bis heute nicht so ganz davon erholt, in Folge von 1789 in eine wirtschaftliche Randlage geraten zu sein - und im Zuge der Nationalstaatsidee zum politischen Zankapfel zu werden.
Richtig ist natürlich, dass der erste Koalitionskrieg ganz eindeutig nicht um das Elsass geführt wurde - im Gegenteil. Es ging um Wiedereinsetzung der Bourbonendynastie in ihre (nach Auffassung der Koalitionsmächte) ‚angestammten‘ Rechte. Nicht aus Sympathie für die Bourbonen, sondern um die Revolution einzudämmen und ein Überschwappen insbesondere in das Reich zu verhindern. Das bedeutete auch für das Elsass eine Rückkehr zum status quo ante (ante 1789), also kein Antasten der Souveränität der französischen Krone. Das geht ganz eindeutig aus der Pillnitzer Deklaration hervor, die von Frankreich zum Anlass (oder Vorwand) einer Kriegserklärung genommen wurde. Es ist ja nicht richtig, wie so häufig kolportiert, dass die Mächte der 1. Koalition militärisch über das revolutionäre Frankreich herfielen - das genaue Gegenteil ist der Fall. Man kann sicher geteilter Meinung sein, ob dies ein gerechtfertigter Präventionskrieg war. Pillnitz hatte schließlich auch die Option militärischen Eingreifens offen gelassen - diese Option war jedoch an äußerst hohe und unwahrscheinliche Voraussetzungen geknüpft, insbesondere eine Zustimmung Englands.
Freundliche Grüße,
Ralf