Französische Zahlen

Hallo zusammen :smile:

weiß jemand, warum im Französischen die Zahlen über 70 so zusammengesetzt sind, wie sie sind? Also 80 = 4 x 20, 90 = 4 x 20 + 10…

Herzlichen Dank im voraus und viele Grüße

Gabi

Hallo Gabi

Man sagt, dass 60 und 90 dadurch entstanden sind, dass die Kinder beim Zählen nacheinander aufzählten, sprich nach soixante-neuf eben soixante-dix. Persönlich finde ich es sehr dünn…da man dann schon bei zwanzig und dreissig sowas haben müsste.

Ein andere Theorie ist, dass man vielleicht eine Vereinfachung für das Kopfrechnen schaffen wollte.

Für quatre-vingts geht man davon aus, dass es aus Zeiten kommt, wo das Zählen mit Ritzen in Holzstücken erledigt wurde. Ein Ritz entsprach zwanzig, und so zählte man in Zwanziger-Pakete. Früher gab es somit nicht nur quatre-vingts, sondern auch deux, trois…usw.

Am Ende des Mittelalters, kamen die Formen soixante, septante huitante, nonante auf. Warum sie wieder plötzlich ins Stocken kamen, obwohl einfacher, weiss man eigentlich nicht.

Im XVII. Jahrhundert beschloss die Académie Française, die soixante-dix ust. anzunehmen. Die anderen Versionen befinden sich jedoch ebenfalls in jedem franz. Dictionnaire. Belgien und die Schweiz sehen sie als „offiziell“ an. In Frankreich werden sie aber auch noch gebraucht (Ost - Midi).

Wie bei vielen Sachen mit der franz. Sprache…wer weiss warum??? Ich würde zu der Aussage tendieren „warum einfach wenn es auch kompliziert geht“…
und dabei ist est sogar meine Muttersprache :smile:))

Schöne Festtage
Cabochon

Hallo Cabochon,

vielen Dank für die prompte Antwort :smile:))
wir hatten halt gerätselt, warum es nur im Französischen so ist, obwohl die anderen Sprachen mit ähnlichem Wortstamm jeweils ein Wort dafür haben… Im Deutschen gibt es ja auch Wörter, von denen keiner so richtig weiß, woher sie kommen und was sie eigentlich bedeuten… :wink:

Vielen Dank und fröhliche Weihnachten :smile:))

Gabi

Hi Gabi,

weiß jemand, warum im Französischen die Zahlen über 70 so
zusammengesetzt sind, wie sie sind?

wie Cabochon bereits angesprochen hat, werden die Zahlen über 69 nicht in allen französischsprachigen Regionen so zusammengesetzt, wie Du es beschrieben hast. In der Schweiz existieren auch folgende Formen:

soixante-huit
soixante-neuf
septante
septante-et-un
[…]
septante-neuf
huitante/octante
huitante-et-un/octante-et-un
[…]
huitante-neuf/octante-neuf
nonante
nonante-et-un
[…]
nonante-neuf
cent

In Belgien, Luxemburg sowie ehemals französischsprachig besetzten Ländern Afrikas (Zaire, Ruanda, …) werden diese Formen ebenfalls verwendet, zum Teil mit Ausnahme von „huitante/octante“.

80 = 4 x 20

Dazu habe ich eine interessante Erklärung gefunden, die ich übersetzt habe:
_Im Mittelalter zählte man in Frankreich gewohnheitsmäßig in Zwanzigerschritten. Damals fand man noch die Formen »vint et dis« (30), »deux vins« (40), »trois vins« (60) etc. Saint-Louis gründete, zum Beispiel, das » Hospice des Quinze-vingts « (mit 300 Blinden). Dieses System, » vicésimal « genannt, wurde von den Kelten und den Normannen verwendet, und es ist möglich, dass es von dem einen oder dem anderen Volk in Gallien eingeführt wurde. Seit Ende des Mittelalters verbreiteten sich die Nebenformen trente, quarante, cinquante, soixante mit großem Erfolg. Warum bricht die Verwendung auf einem so guten Weg ab? Keine Erklärung ist wirklich überzeugend. Vielleicht empfand man, ganz einfach, das Bedürfnis, eine durch das Kopfrechnen vorgegebene Grenze zu ziehen, die an die großen Zahlen besser angepasst war (70 = 60+10, 80 = 4x20, 90 = 80+10). Bleiben noch Zufall und Willkür, mit denen sich jeder Sprachfachmann abfinden muss …

Im 17. Jahrhundert, unter dem Einfluss von Vaugelas und Ménage, wählten die Académie und die Wörterbuchautoren die Formen soixante-dix, quatre-vingts und quatre-vingt-dix endgültig als Ersatz für septante, octante und nonante aus. Man beachte, dass diese drei Wörter nichtsdestotrotz in allen Ausgaben des » Dictionnaire de l’Académie française « auftauchen. Noch in den offiziellen Richtlinien von 1945 wurden sie empfohlen, um das Erlernen des Rechnens zu erleichtern; im Gesprochenen sind sie weiterhin in zahlreichen Regionen Ost- und Südfrankreichs sowie im Québec gebräuchlich. In Belgien und der Schweiz sind das die offiziellen Formen (wie übrigens, in letzterem Land, auch die Form » huitante «). Niemand verbietet ihre Benutzung, aber in Bezug auf die derzeitige Verwendung in Frankreich werden sie als Dialektausdrücke oder als veraltet empfunden._

(Quelle: http://www.pourquois.com/francais.html#1082062710900…)

Ähnliches sagt folgender Text aus, nur etwas kürzer:
„Früher rechneten die Leute, indem sie Kerben in einen Stock ritzten. Jede dieser Kerben stand für den Zahlwert Zwanzig. Die Anzahl der Kerben gab die Gesamtzahl der „Zwanziger“ an. Man zählt also in Zwanzigerpaketen: ein „Zwanziger“, zwei „Zwanziger“, drei „Zwanziger“, … Dieser Begriff wurde derart gebräuchlich, dass er schließlich die traditionellen Formen „octante“ und „huitante“, die noch in der Schweiz verwendet werden, überlagert hat.“
(Quelle: http://users.skynet.be/ekurea/70_99/de70a99.html)

Für die Zusammensetzung von soixante-dix und quatre-vingt-dix habe ich auch nur die Erklärung gefunden, dass die Kinder nach soixante-neuf oder quatre-vingt-neuf einfach weitergezählt haben.

Ich hoffe, das hilft Dir etwas weiter.

Gruß
Christopher

Hi Christopher,

auch Dir ganz herzlichen Dank - ist echt interessant, was man da so erfährt…

Schöne Weihnachten!

Gabi

weiß jemand, warum im Französischen die Zahlen über 70 so
zusammengesetzt sind, wie sie sind? Also 80 = 4 x 20, 90 = 4 x
20 + 10…

Hallo (erstmal) Gabi
(O-Ton Rüdiger Hoffmann)
Ich weiß nicht ob Du’s schon wusstest aber:
Bei den Franzosen ist es etwa wie bei den Ostfriesen.
Wie man hört, klnnen die nicht bis drei zählen. Wenn da also 3 Leute durch die Tür kommen, sagt der Ostfriese herzlich:
„Na ihr beiden, habt ihr noch einen mitgebracht?“
Und so ungefähr ist es auch bei den Franzosen. Aber erst über 70.
Gruß,
Branden

Hallo ihr zwei und die anderen :wink:
eine kleine Korrektur…

wie Cabochon bereits angesprochen hat, werden die Zahlen über
69 nicht in allen französischsprachigen Regionen so
zusammengesetzt, wie Du es beschrieben hast. In der Schweiz
existieren auch folgende Formen:

[…]

In Belgien, Luxemburg sowie ehemals französischsprachig
besetzten Ländern Afrikas (Zaire, Ruanda, …) werden diese
Formen ebenfalls verwendet, zum Teil mit Ausnahme von
„huitante/octante“.

(auch im Elsass)

80 = 4 x 20

Dazu habe ich eine interessante Erklärung gefunden, die ich
übersetzt habe:
Im Mittelalter zählte man in Frankreich gewohnheitsmäßig in
Zwanzigerschritten. Damals fand man noch die Formen »vint et
dis« (30), »deux vins« (40), »trois vins« (60) etc.
Saint-Louis gründete, zum Beispiel, das » Hospice des
Quinze-vingts « (mit 300 Blinden).

also es heißt „vingt“ im Singular und „vingts“ im Plural.
„vint“ ist mir als passé simple von „venir“ in Erinnerung und
„vins“ halte ich eher für den Plural von „vin“ (Wein) … oder war das jetzt die mittelalterliche Schreibweise?

sonst aber sehr interessant :smile:
grüße,
evanovka

Hi evanovka,

also es heißt „vingt“ im Singular und „vingts“ im Plural.

das sehe ich auch so. Daher auch „quatre-vingts“, was am Anfang viele Französischschüler (so auch ich) vergessen.

„vint“ ist mir als passé simple von „venir“ in Erinnerung

Richtig, die Formen „vins“ (1./2. Sg.) und „vint“ (3. Sg.) sind passé simple.

oder war das jetzt die mittelalterliche Schreibweise?

Wahrscheinlich, das deutsche „zwanzig“ entstand ja auch aus Formen wie zweinzec, zweinzic oder zweinzug.

sonst aber sehr interessant :smile:

Danke!

Gruß
Christopher