Frauenquote an der Uni in NS-Zeit?

Hallo Wissende,

ich glaube, heute bin ich zu dumm zum Suchen. :frowning:

Also, es geht um Folgendes: Es war unter den Nazis mal im Gespräch, den Frauenanteil an der Universität auf 10% zu begrenzen, weil die Frauen ja zuerst einmal Kinder bekommen sollten.

Frage: War es nur im Gespräch, oder wurde es wirklich gemacht?

Mengele hat aus Südamerika dann später gefordert, dass es am besten wäre, alle Frauen würden erst einmal Kinder bekommen, bevor sie studieren dürfen.

Frage: Waren das nur so krause Gedanken, die so ein alternder Nazi mal hat? Oder war auch das im 3. Reich im Gespräch?

Eigentlich wollte ich an der Uni in diesem Buch über die NS-Gesetzgebung suchen. Ich habe es schon verwendet; leider habe ich mir damals nicht aufgeschrieben, wie das Buch hieß, da ich es nur für ein Referat, nicht für eine Hausarbeit brauchte. (Oder warum auch immer.) Jedenfalls finde ich das Buch nicht mehr; in der Bib konnte man mir auch nicht weiterhelfen.

In diesem Buch waren alle NS-Gesetze zusammengefasst, also z.B. die Nürnberger Gesetze und viele andere. Also ideal, weil man so nicht auf das Internet angewiesen ist, wenn man etwas zitieren will.

Kennt jemand dieses Buch?

Na, schreibt mal, was ihr meint. Ich glaube, ich bin heute zu dumm, um was zu finden.

Schöne Grüße

Petra

Hi Petra,

In diesem Buch waren alle NS-Gesetze zusammengefasst, also
z.B. die Nürnberger Gesetze und viele andere.
Kennt jemand dieses Buch?

Ich habe es noch nicht verwendet, aber vielleicht meintest du das? - Ansonsten würde ich mich mal an dieser Stelle stöbern (diese Seite ist, soweit ich weiß, auch zitierfähig): http://www.documentarchiv.de/ns.html

Dort findet sich jedenfalls auch das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 07.04.1933“, welches innerhalb der Frauenforschung wohl häufig als Beleg für die Verdrängung von Frauen aus qualifizierten Positionen bewertet wurde.

Ich weiß nicht, in welchen Zusammenhang deine Fragestellung insgesamt steht, aber ich würde dir ihren Aufsatz dennoch empfehlen: Du dürftest dort viele Anregungen und Literaturverweise finden, die dir vielleicht weiterhelfen: Dorothea Schmidt: Die peinichen Verwandtschaften. Frauenforschung zum Nationalsozialismus", in: Heide Gerstenberger, dies. (Hg.), Normalität oder Normalisierung. Geschichtswerkstätten und Faschismusanalyse, Münster 1987, S. 50-65.

Schmidt kritisiert hier insbesondere, dass in der Frauenforschung die Auswertung offizieller Dokumente und programmatischer Absichtserklärungen dominiere und in spezifischer Weise interpretiert würden und dadurch ein einheitliches Bild der Lebenslage aller Frauen gezeichnet würde, die jedoch durch weitere Differenzierungslinien entlang der „Rasse“ und der klassenspezifischen Stellung gekennzeichnet gewesen sei. Für viele Frauen habe die Periode seit 1933 eine Möglichkeit des sozialen Aufstiegs dargestellt: Die „Deutsche Arbeitsfront“ setzte beispielsweise teilweise akadedemische Qualifikationen voraus.

Außerdem habe ich in meiner Sammlung noch diesen Aufsatz gefunden: Sybille Steinbacher schreibt in "Differenz der Geschlechter. Chancen und Schranken für die „Volksgenossinnen“ (in: Volksgemeinschaft. Neue Forschungen zur Gesellschaft des Nationalsozialismus), dass der Ausschluss „arischer“ Frauen vom Studium nur eine „vorübergehende, arbeitsmarktunabhängige Maßnahme“ dargestellt habe:
„Der 1933 verhängte Numerus clausus, der dafür sorgte, dass der weibliche Anteil an den jährlich rund 15.000 zugelassenen Studienanfängern nicht mehr als 10% ausmachte, wurde bereits 1935 wieder aufgehoben.“

Letzteres ist als Anhaltspunkt vielleicht ganz hilfreich.

Da ich mich mit dem Thema selbst leider noch nicht ausgiebig genug beschäftigt habe, kann ich dir leider nur diese beiden Literaturempfehlungen geben und muss dabei auf die Bewertung der Aussagen verzichten.

Viele Grüße
Jessica

Hallo Jessica,

http://www.documentarchiv.de/ns.html

vielen Dank! Hat jetzt ein Bookmark.

„Der 1933 verhängte Numerus clausus, der dafür sorgte,
dass der weibliche Anteil an den jährlich rund 15.000
zugelassenen Studienanfängern nicht mehr als 10% ausmachte,
wurde bereits 1935 wieder aufgehoben.“

Oh, das wusste ich nicht, dass es nur eine vorübergehende Maßnahme war. … Na, wie auch immer, ich habe das mit den 10% doch nicht in die Arbeit aufgenommen und nun statt dessen ein Zitat aus Schäfer, „Volk und Vererbung“. Das war damals ein Schulbuch an der Oberstufe, und da steht auch, dass die Frauen wieder zu ihrem „natürlichen Beruf“ zurückkehren und die richtigen Arbeitsplätze für die Männer frei machen sollen.

Für meine Zwecke reicht das Zitat. Ich habe nämlich in Johanna Haarers „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ Stellen herausgesucht, die mit der NS-Ideologie übereinstimmen, und einer dieser Punkte war, dass die Aufgabe der Frauen v.a. das Kinderkriegen sei. Na und da musste ich natürlich auch irgendwie „beweisen“, dass das mit der NS-Ideologie übereinstimmt, d.h. ich habe irgendwelche eindeutigen Maßnahmen der NS-Regierung in diese Richtung gesucht. Aber ein Zitat aus einem Standardwerk tut’s auch (glaube ich).

Schöne Grüße

Petra

Hi Petra,

Oh, das wusste ich nicht, dass es nur eine vorübergehende
Maßnahme war. …

Auch wenn du dich entschlosen hast, die Aussage nun doch nicht mit in deine Arbeit aufzunehmen, würde ich an deiner Stelle die von mir zitierte Aussage aber trotzdem noch einmal eingängiger untersuchen. Sie stellt letztendlich nur das Urteil dieser Autorin dar und kann - muss aber eben nicht - richtig sein. Sie könnte genausogut auch etwas übersehen haben.

Bei den vielen Euphemismen, die in der NS-Zeit für alle möglichen Maßnahmen üblich waren und die eben nicht das bezeichneten, was sie tatsächlich beinhalteten, würde ich nach anderen Aussagen und Bewertungen dazu Ausschau halten; natürlich nur insofern es deine Zeit ermöglicht.

Könnte für deine Beweisführung doch vielleicht ganz gut sein; vielleicht läufst du dabei auch noch anderen Belegen über den Weg.

Viele Grüße
Jessica

Hi nochmal,

Das war damals ein
Schulbuch an der Oberstufe, und da steht auch, dass die Frauen
wieder zu ihrem „natürlichen Beruf“ zurückkehren und die
richtigen Arbeitsplätze für die Männer frei machen sollen.

In dem Zusammenhang ist mir noch etwas eingefallen: eine (Verhör-)Szene aus dem Film „Die letzten Tage der Sophie Scholl?“, in der die Proteste der Studenten gegen die Rede des Gauleiters Paul Giesler anlässlich der 470-Jahr-Feier LMU im Deutschen Museum am 13. Januar 1943 thematisiert werden. Giesler soll gesagt haben: „Mädchen sollten dem Führer lieber ein Kind schenken, statt sich an der Universität herumzudrücken.“

Bei der Suche nach einer verlässlichen Quelle bzw. auf Hinweise auf eine verlässlichere Quelle als das Internet, bin ich über diesen Hinweis gestolpert: http://www.zeit.de/1992/03/Zeitzeugen-gesucht

Das ist natürlich ein paar Jährchen her, vielleicht haben sich inzwischen Zeugen gefunden. Auf diesen Seiten scheint man davon auszugehen; Quellenangaben finden sich aber auch dort leider nicht:
http://www2.geschichte.uni-halle.de/didaktik/00002.h…
http://www.basisfilm.de/basis_neu/pdf/wied_pr.pdf (S.11)

Wieder nur ein Anhaltspunkt… Und nein, keine Sorge, ich schiebe jetzt nicht endlos weitere Assoziationen hinterher :wink:

Viele Grüße
Jessica

Stalingrad wurde der Auftakt zum verstärkten Widerstand in den besetzten europäischen Ländern. Die deutsche Bevölkerung war durch diese erste große Niederlage verunsichert.