Frauenschuh-Problem

Hallo,

bei uns in der Nähe gibt es einen kleinen Standort der hier äusserst seltenen Frauenschuhe, dummerweise genau an einem zwar wenig, aber doch ab und zu begangenen Waldweg. Mit der Folge, dass in den letzten Jahren immer wieder mal irgendwelche Trottel (schärfere Wörter verkneife ich mir hier, der guten Erziehung halber) Blüten abgebrochen oder ganze Pflanzen ausgebuddelt haben - wenige Meter neben einer „Naturschutzgebiet“-Tafel notabene… So ist die Population von früher etwa 10 Pflanzen auf aktuell noch vier geschrumpft.

Als ich heute dort vorbeikam, war die einzige bereits blühende Pflanze ca. 5cm über Boden geknickt, offensichtlich durch einen unachtsamen Wanderer (schmaler, steiniger Pfad, Pflanze direkt am Rand desselben). Ich kenne mich mit Pflanzen ganz und gar nicht aus und habe einfach mal einen Stecken in die Erde gesteckt und die Pflanze daran aufgerichtet, in der Hoffnung, dass ein paar Fasern den Knick überlebt haben und den oberen Teil der Pflanze weiter ernähren können. Darum Frage 1: Wäre dem Frauenschuh besser geholfen, wenn ich den abgeknickten Teil abschneiden oder abbrechen würde? Könnte er dann z.B. nochmals blühen oder wenigstens mehr Energie in die Wurzeln stecken für nächstes Jahr oder so?

Mein Hintergedanken mit dem Stecken war zudem, dass so kein zweiter Wanderer mehr auf die Pflanze trampeln würde. Zuhause fiel mir dann ein, dass dafür nun auch der hinterste und letzte Spaziergänger bemerken wird, dass es dort Frauenschuhe hat, während er sich sonst kaum darauf geachtet hätte. Darum Frage 2, welche wohl fast so eine Art Grundsatzfrage /-diskussion ist: Was ist wohl besser, den Standort auf diese Weise markieren, damit die Leute vorsichtiger sind (die Pflanzen sind wirklich allesamt an sehr fusstrittgefährdeter Lage), oder den Standort möglichst unauffällig lassen in der Hoffnung, dass trotz prominenter Lage der Blumen diese möglichst unbemerkt bleiben?

Es grüsst,
Ursu

Liebe Bärin,

zu Frage 1:

Da ist die Frage, ob es beim abknicken zu einer Wunde gekommen ist oder nicht. Ohne Wunde hat der Frauenschuh sicherlich wenig Verluste dabei den „Stützschaden“ zu reparieren. Mit Wunde sind da natürlich Flüssigkeits- und Nährstoffverluste sowie gefahren für Pilsinfektionen etc. Diese hast du aber auch beim Abschneiden mehr oder weniger. Ich denke aber diese Frage ist mehr teoretischer Natur s.u.

zu Frage 2:

Man muss bei der Standortfrage bedenken, dass die Pflanzen dort schon lange und in mehreren Generationen stehen. Warscheinlich dient der Wanderweg, durch Feihaltung von höheren Bewuchs und wohl auch durch veränderungen in der Bodenbeschaffenheit, dazu bei die für diese Pflanzen notwendigen Lebendsbedingungen aufrecht zu erhalten.
Was jetzt mit den Menschen auf dem Weg? Die Frage ist ob diese Menschen bewusst destruktiv handeln oder nur ihre eigenen Handlungen als nicht ausschlaggebend betrachten. Wenn man vom Weg aus sehen kann, dass dort eine Wunderschöne Blume wächst, die von anderen Menschen gepflegt werden (anbinden von abgeknickten Trieben) und wo ein Schild
auf die besondere Schützenswürdigkeit dieser Pflanze hinweist, wird wohl niemand wirklich absichtilich destruktiv handeln. Insgesamt wird das Umweltbewusste Handeln der Menschen durch Aufmerksamkeit auf die Probleme besser.

Einsatz-Nutzen-Abschätzungen überlasse ich da lieber anderen (hast du was von Bjørn Lomborg gehört?). Ich meine, dass jede Hilfe hilft.

Viele Grüsse
Ole

Mein Hintergedanken mit dem Stecken war zudem, dass so kein
zweiter Wanderer mehr auf die Pflanze trampeln würde. Zuhause
fiel mir dann ein, dass dafür nun auch der hinterste und
letzte Spaziergänger bemerken wird, dass es dort Frauenschuhe
hat, während er sich sonst kaum darauf geachtet hätte. Darum
Frage 2, welche wohl fast so eine Art Grundsatzfrage
/-diskussion ist: Was ist wohl besser, den Standort auf diese
Weise markieren, damit die Leute vorsichtiger sind (die
Pflanzen sind wirklich allesamt an sehr fusstrittgefährdeter
Lage), oder den Standort möglichst unauffällig lassen in der
Hoffnung, dass trotz prominenter Lage der Blumen diese
möglichst unbemerkt bleiben?

Es grüsst,
Ursu

Hallo Ursu und Ole,

vielleicht hört sich das für euch jetzt etwas abwegig an, aber ich mache das in solchen Fällen immer so:
Vorrausgesetzt es sind an diesem Platz nicht mehr viele Wurzeln der jeweiligen Pflanze vorhanden, grabe ich die letzte angeknackste, oder eine der wenigen noch in der Erde befindlichen Wurzeln aus, nehme sie mit nach Hause, und vermehre sie.
Oft kann ich schon ein oder 2 Jahre später mehrere (im Glücksfall sogar viele) dieser Pflanzen an einem geschützteren Platz wieder wild auspflanzen.
Somit ist der Schaden den viele Unachtsame, Unwissende oder einfach auch nur Banausen der Natur antun, ausgeglichen.

Ligrü Helga

Mein Hintergedanken mit dem Stecken war zudem, dass so kein
zweiter Wanderer mehr auf die Pflanze trampeln würde. Zuhause
fiel mir dann ein, dass dafür nun auch der hinterste und
letzte Spaziergänger bemerken wird, dass es dort Frauenschuhe
hat, während er sich sonst kaum darauf geachtet hätte. Darum
Frage 2, welche wohl fast so eine Art Grundsatzfrage
/-diskussion ist: Was ist wohl besser, den Standort auf diese
Weise markieren, damit die Leute vorsichtiger sind (die
Pflanzen sind wirklich allesamt an sehr fusstrittgefährdeter
Lage), oder den Standort möglichst unauffällig lassen in der
Hoffnung, dass trotz prominenter Lage der Blumen diese
möglichst unbemerkt bleiben?

Es grüsst,
Ursu

Hallo Helga,

für sowas ist mein grüner Daumen definitiv zu wenig grün (mal abgesehen davon, dass ich mich strafbar machen würde)! Ich bin schon froh, wenn ich meine gewöhnlichen Zimmerpflanzen am Leben erhalten kann…

Gruss,
Ursu