Free Cash Flow, Netto-UV

hi, ich habe mal eine Frage zur (indirekten) Berechnung des FCF, welcher sich ja folgendermaßen berechnet:

Jahresüberschuss
+/- Aufwendungen/Erträge aus Anlagenabgängen
+/- Abschreibungen/Zuschreibungen
+/- Veränderungen (langfr.) Rückstellungen
+/- Veränderungen des Netto-Umlaufvermögens (ohne liquide Mittel und kurzfristige Bankverbindlichkeiten
+/- CF aus Investitionstätigkeit
+/- CF aus Finanzierungstätigkeit

= Einzahlungsüberschuss des Unternehmens (FCF)

Warum werden Veränderungen des Netto-Umlaufvermögens berücksichtigt? Wo ist da der liquiditätswirksame Punkt (zumal die liquiden Mittel bei der Berechnung des Netto-UV ja gerade nicht beachtet werden sollen)? Bei allen anderen Punkten leuchtet es mir ein. Inwiefern tangiert eine Veränderung des Netto-UV überhaupt den Jahresüberschuss?

Vielen Dank für eure Hilfe

Hallo,

Warum werden Veränderungen des Netto-Umlaufvermögens
berücksichtigt? Wo ist da der liquiditätswirksame Punkt (zumal
die liquiden Mittel bei der Berechnung des Netto-UV ja gerade
nicht beachtet werden sollen)?

stell Dir eine Gesellschaft vor, die zu Beginn des GJ 10.000 in der Kasse hat und dafür dann im Laufe des Jahres für 10.000 Steine kauft. Der FCF nach der genannten Rechnung beträgt dann -10.000. Es sind also 10.000 freie Liquidität abgeflossen, die nun im UV gebunden sind.

Bei allen anderen Punkten
leuchtet es mir ein. Inwiefern tangiert eine Veränderung des
Netto-UV überhaupt den Jahresüberschuss?

Gar nicht. Der Korrektur des JÜ um nicht zahlungswirksame Positionen endet nach der Veränderung der Rückstellungen. Danach geht es nun noch um Bilanzveränderungen zugunsten oder zu Lasten der Liquidität.

Gruß
Christian

Hi,

vielen Dank für deine Hilfe. Ist doch einleuchtender als ich dacht. Aber ich hätte da nochmal ne andere Verständnisfrage:
Warum unternimmt man die ganzen Hinzurechnungen/Kürzungen vom JAhresüberschuss? Warum vergleicht man nicht einfach den Bestand der Kasse/Bankkonte mit dem des Vorjahres? Dann sieht man doch wieviel Liquidität vom Unternehmen abgeflossen bzw. dem Unternehmen zugeflossen ist!?

Bank/Kasse 31.12 - Bank/Kasse 01.01 = Free Cash Flow der Periode?

Das geht so nicht? Warum nicht?

Vielen Dank im Voraus!

Korrektur

Hallo,

Jahresüberschuss
+/- Aufwendungen/Erträge aus Anlagenabgängen
+/- Abschreibungen/Zuschreibungen
+/- Veränderungen (langfr.) Rückstellungen
+/- Veränderungen des Netto-Umlaufvermögens (ohne liquide
Mittel und kurzfristige Bankverbindlichkeiten
+/- CF aus Investitionstätigkeit
+/- CF aus Finanzierungstätigkeit

= Einzahlungsüberschuss des Unternehmens (FCF)

Das stimmt so nicht. Das ist nicht der Free Cash Flow. Cash Flow ja, Free Cash Flow nein. Der CF aus Finanzierungstätigkeit gehört gerade nicht in den FCF, da dieser ja sowohl den Eigen- als auch den Fremdkapitalgebern zusteht.

Warum werden Veränderungen des Netto-Umlaufvermögens
berücksichtigt? Wo ist da der liquiditätswirksame Punkt (zumal
die liquiden Mittel bei der Berechnung des Netto-UV ja gerade
nicht beachtet werden sollen)?

Netto-UV = Working Capital.

Warum dies erforderlich ist, kann man ganz leicht daran erkennen, wenn man sich fragt, was passiert, wenn Forderungen steigen. Oder aber Verbindlichkeiten, etwa Lieferantenkredite, eingegangen werden.

VG
Sebastian

Warum unternimmt man die ganzen Hinzurechnungen/Kürzungen vom
JAhresüberschuss?

Zum einen kommt es darauf an, aus welcher Position heraus man diese Rechnung (KFR) erstellt. Wenn am Externer ist, hat man nur die Daten, die durch den JÜ kommuniziert werden. Daher muss man dann so vorgehen.

Aber auch Unternehmen selbst wählen diesen Weg sehr oft. Dies aus zwei Gründen:

  1. Im Jahresüberschuss werden Bilanz- und GuV-Veränderungen erfast. Also Bestands- und Stromgrößen. Allerdings keine finanziellen Größen, sondern Aufwendungen und Erträge. Es gibt nur sehr sehr wenige Unternehmen, die auch explizit eine "Buchhaltung nur für „echte Zahlungsvorgänge“ führen. Daher sind sie zur Korrekt über den JÜ „gezwungen“.

  2. Dadurch, dass man so vorgeht, wird man auf die Spuren der Unternehmenserfolge bzw. deren Quellen geführt. Man muss sich eben intensiv mit dem gesamten Rechenwerk „Jahresabschluss“ auseinandersetzen. In diesem Zusammenhang erfährt mand ann auch, wie und warum sich die jeweiligen zentralen Größen verändert haben.

Warum vergleicht man nicht einfach den
Bestand der Kasse/Bankkonte mit dem des Vorjahres? Dann sieht
man doch wieviel Liquidität vom Unternehmen abgeflossen bzw.
dem Unternehmen zugeflossen ist!?

Ja, wäre dann aber zu wenig gegliedert. Gerade für Maßnahmen des „Value Based Management“ nicht zu empfehlen.

VG
Sebastian

Hi,

ich danke euch vielmals!!! Hat mir wirklich sehr geholfen.

Hi,

Das geht so nicht? Warum nicht?

noch ergänzend: Aus dem FCF werden die Ausschüttungen bezahlt.

Gruß
Christian

Warum werden Veränderungen des Netto-Umlaufvermögens
berücksichtigt? Wo ist da der liquiditätswirksame Punkt (zumal
die liquiden Mittel bei der Berechnung des Netto-UV ja gerade
nicht beachtet werden sollen)?

Netto-UV = Working Capital.

Warum dies erforderlich ist, kann man ganz leicht daran
erkennen, wenn man sich fragt, was passiert, wenn Forderungen
steigen. Oder aber Verbindlichkeiten, etwa Lieferantenkredite,
eingegangen werden.

VG
Sebastian

Wenn sich also das Working Capital (= Netto-UV) erhöht, erhöht sich dann der Cash-Flow oder verringert er sich dann?

Hallo,

WC = kurzfristiges Vermögen - kurzfristige Verbindlichkeiten.

In der indirekten CF-Ermittlung heisst es aber bei der Korrektur:

„-Zunahmen bei Forderungen“ und „-Zunahmen bei Vorräten“

ABER

„+Zunahme der Verbindlichkeiten aus LuL“

Damit erhöht ein neg. WC den CF.

VG
Sebastian