Freie(Comenius)Schule oder Regelschule? Viel Text!

Hallo,
ich bin auf der Suche nach Entscheidungshilfen. Vielleicht kann mir ja der ein oder andere dabei helfen.
Sowohl mein Mann als auch ich haben schlechte Erfahrungen mit den staatlichen Schulen gemacht. Unmotivierte Lehrer, Unterrichtsausfall, usw… Jetzt überlegen wir, ob wir unseren Sohn auf die Freie Comenius Schule in Darmstadt/Kranichstein (http://www.darmstadt.gmd.de/schulen/fcs/) geben.
Bauchschmerzen bereiten uns das Schulgeld und die Anfahrtszeit (mit dem Auto etwa 20 Minuten, öffentlicher Nahverkehr noch länger). Das Argument dafür wäre das pädagogische Konzept.
Wir waren an allen Kennenlern-Veranstaltungen da, sind aber doch unsicher. Wir waren auch zweimal vormittags da, einfach so um mal Kinder anzugucken. Die sahen nicht so aus als wären sie elitär. Im Gegenteil.
Aber schaffen wir den ganzen Arbeitsaufwand? Was ist wenn ich ausfalle, wer bringt meinen Sohn hin? Was ist mit seinen Kigafreunden, reicht das, wenn er die beim Turnverein sieht?
Die Regelschule auf die er soll, hat bis jetzt noch keine feste Zusage, ob und wann sie Klassenlehrer fürs neue Schuljahr bekommen. Unterrichtsausfälle vorprogrammiert?
In die Schule gehen viele Kinder aus einen problematischen sozialen Umfeld. Kann das der Lehrer, die Lehrerin abfangen? Ich habe selbst Grundschullehramt studiert (allerdings nicht abgeschlossen wegen Schwangerschaft) und dort mein 3-monatiges-Praktikum gemacht (just an der Regelschule, bei der er angemeldet ist). Und die damalige Lehrerin kam nicht damit zurecht. Sie war schlichtweg überfordert. Sie hat es mit Autorität geregelt und die Sensiblen wurden übergangen.
Also was tun? Hat jemand Erfahrungen mit dieser oder einer ähnlichen Schule?
Für jedweden Beitrag wäre ich sehr dankbar.
Grüße, Judith

Moin Judith,

folgendendes vorne weg : Jedwede Zeit, die ich für meine Kinder nicht „opfere“ ist durch keine Zeit der Welt wieder gutzumachen!
Wenn du vom pädagogischen Konzept der Cornelius - Schule völlig überzeugt bist, können dich 40 Minuten Fahrt am Tage ja wohl kaum aufhalten.
Nach mittlerweile 13 Jahren Arbeit in einem Internat kenne ich fast jede Motivation von Elternseite ein Kind „abzuschieben“ .
Mag sein, daß ich dich hier mißverstehe, aber wenn Du die 40 Minuten nicht über hast, für das Wohl deines Kindes, tust Du mir leid und dein Kind erst recht.
Ausfälle : Für jemanden der studiert hat, bist Du entweder bemerkenswert ängstlich, unbeholfen oder schlicht uninspiriert.

Mein Stil auf Postings zu antworten ist normalerweise nicht so harsch, sollte ich dir Unrecht getan haben poste es.

Gruß, Lutz

Hallo Judith,

ich habe Kinder auf öffentlichen und privaten Schulen, und meistens gute Erfahrungen gehabt. Hier nur ein paar Punkte, die zu bedenken sind:

  • wichtiger als die Schule ist der/die LehrerIn. Wenn das nicht stimmt, hilft das beste Schulkonzept nichts.
  • je weiter weg die Schule ist, um so mehr Fahrerei für die Eltern. Nicht nur der Schulweg, sondern auch (und sehr wichtig) nachmittags Freunde besuchen, Kindergeburtstage, …
  • private Schulen bauen meistens sehr stark auf Mitarbeit der Eltern. Darauf muss man eingestellt sein.
  • private wie öffentliche Schulen haben Elternbeiräte. Ein Elternbeirat, besonders der Schulelternbeirat, kann auch an einer öffentlichen Schule viel erreichen, wenn er es drauf hat und sich Mühe gibt.
  • Ich habe den Eindruck, dass es mit den Schulen in Hessen derzeit besser wird. Zum Beispiel das mit der „Unterrichtsgarantie“ scheint tatsächlich allmählich zu funktionieren.
  • Ich kenne die Freie Comenius-Schule zwar nicht, aber ihre Homepage wurde das letzte Mal anscheinend vor 10 Monaten aktualisiert. Wenn die mit ihren anderen Aktivitäten genauso fix sind? :frowning:

Alles bloß Denkanstöße, aber vielleicht hilfts.

Alles Gute,

Felix

Hallo Judith,

also, so richtig weiterhelfen kann ich Dir mit Deiner Frage auch nicht, hier vielleicht ein paar Gedanken.

Sowohl mein Mann als auch ich haben schlechte Erfahrungen mit
den staatlichen Schulen gemacht.

*lach* Da seid Ihr womöglich nicht die einzigen…

Bauchschmerzen bereiten uns das Schulgeld

Da kann Euch natürlich keiner raten, ob Ihr die Kohle dafür ausgeben wollt…

und die Anfahrtszeit
(mit dem Auto etwa 20 Minuten, öffentlicher Nahverkehr noch
länger).

Gibt’s denn ne einigermaßene Verbindung mit öffentlichem Verkehr? Aaalso, daaamals bin ich ins Gymnasium auch 40 min einfach unterwegs gewesen (plus noch die Zeiten, die man „vertrödeln“ mußte, weil die Busfahrpläne nicht auf unsere Unterrichtszeiten abgestimmt waren). Und das war zwar ziemlich ätzend, aber hat mich auch nicht wirklich belastet. Im Gegenteil, es waren ja immer irgendwelche Kameraden dabei, außerdem konnte man prima Hausaufgaben machen und Vokabeln lernen. Und wenn das nicht geht kannst Du ja vielleicht mit anderen Eltern Fahrgemeinschaften bilden? Und wenn das alles nicht geht, mußt Du Dir eben überlegen, ob Du Dir diesen „Fahrdienst“ über zumindest 10 Jahre antun willst. Auch bei dieser Entscheidung kann Dir niemand helfen. So wie ich das sehen, müssen da auch die Eltern echt „ran“ mit Aufräumdienst und so - wollt Ihr auch diese Zeit investieren?

Hast Du denn mal mit anderen Eltern gesprochen? Am interessantesten sind da vielleicht Familien, die in „beiden“ Schultypen Kinder haben. Vielleicht hat die Schule auch da Adressen für Dich? Interessant sind sicher auch ehemalige Schüler: Wie haben die das empfunden?

Du schreibst ja nicht, wie alt Dein Sohn ist, aber was meint er denn zu dieser Frage?

Was ist mit seinen
Kigafreunden, reicht das, wenn er die beim Turnverein sieht?

Das kommt drauf an wofür :wink: Nee, im Ernst: natürlich ist’s ein Unterschied ob sich die Kids täglich in der Schule nen ganzen Vormittag lang sehen oder ob das nur einmal in der Woche im Turnverein ist. Und letzten Endes haben sie - je nach Schule - auch unterschiedliche Themen. Aber das muß natürlich kein Nachteil sein, ich möchte nur andeuten, daß er sich dort vielleicht ein bisserl „ausgeschlossen“ fühlen könnte.

Sie hat es mit
Autorität geregelt und die Sensiblen wurden übergangen.

Das scheint mir aber eher ein Problem der Persönlichkeit des Lehrers als der Schule allgemein zu sein… (zumindest war das in meiner Schul"karriere" so :wink:

Liebe Grüße und viel Erfolg!

Petzi

PS: Noch ne andere Frage: wie sieht’s denn mit nem Schulwechsel aus, falls Ihr (so oder so) den Eindruck habt, daß die jeweils andere Schule doch die bessere Wahl gewesen wäre? Ginge das?

folgendendes vorne weg : Jedwede Zeit, die ich für meine
Kinder nicht „opfere“ ist durch keine Zeit der Welt wieder
gutzumachen!
Wenn du vom pädagogischen Konzept der Cornelius - Schule
völlig überzeugt bist, können dich 40 Minuten Fahrt am Tage ja
wohl kaum aufhalten.

Das sehe ich auch so. Ich habe mich mißverständlich ausgedrückt: es ist die Zeitüberschneidung. Da ich noch eine Tochter habe, die hier vor Ort den Kindergarten besucht, ist das Zeitfenster der jeweiligen Kinderabgabe sehr eng.

Nach mittlerweile 13 Jahren Arbeit in einem Internat kenne ich
fast jede Motivation von Elternseite ein Kind „abzuschieben“ .
Mag sein, daß ich dich hier mißverstehe, aber wenn Du die 40
Minuten nicht über hast, für das Wohl deines Kindes, tust Du
mir leid und dein Kind erst recht.
Ausfälle : Für jemanden der studiert hat, bist Du entweder
bemerkenswert ängstlich, unbeholfen oder schlicht
uninspiriert.

Ja, ich bin ein Feigling, Schwarzseher und Pessimist. Das ist schade. Aber immerhin mache ich mir die Gedanken und möchte für meine Kinder die beste Ausbildung und die UNBESCHWERTESTE Schulzeit (vielleicht auch, das sie nicht zu solchen Schwarzsehern heranwachsen) die ich ihnen bieten kann.
Studiert haben bedeutet nicht kreativ oder wie du es ausdrückst inspiriert sein. Das ist nicht zwingend.

Mein Stil auf Postings zu antworten ist normalerweise nicht so
harsch, sollte ich dir Unrecht getan haben poste es.

Gruß, Lutz

Danke. Du hast mir sehr geholfen. o.T.
Danke. Du hast mir sehr geholfen. Judith

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Hallo Judith,

also, so richtig weiterhelfen kann ich Dir mit Deiner Frage
auch nicht, hier vielleicht ein paar Gedanken.

Sowohl mein Mann als auch ich haben schlechte Erfahrungen mit
den staatlichen Schulen gemacht.

*lach* Da seid Ihr womöglich nicht die einzigen…

Bauchschmerzen bereiten uns das Schulgeld

Da kann Euch natürlich keiner raten, ob Ihr die Kohle dafür
ausgeben wollt…

Das ist leider nicht die Frage des Wollens. Wir kommen mit unseren Einkünften knapp (mit Wohngeld und Kindergeld) über den Selbsbehalt, rutschen aber mit dem Schulgeld wieder darunter.

und die Anfahrtszeit
(mit dem Auto etwa 20 Minuten, öffentlicher Nahverkehr noch
länger).

Gibt’s denn ne einigermaßene Verbindung mit öffentlichem
Verkehr? Aaalso, daaamals bin ich ins Gymnasium auch 40 min
einfach unterwegs gewesen (plus noch die Zeiten, die man
„vertrödeln“ mußte, weil die Busfahrpläne nicht auf unsere
Unterrichtszeiten abgestimmt waren). Und das war zwar ziemlich
ätzend, aber hat mich auch nicht wirklich belastet. Im
Gegenteil, es waren ja immer irgendwelche Kameraden dabei,
außerdem konnte man prima Hausaufgaben machen und Vokabeln
lernen. Und wenn das nicht geht kannst Du ja vielleicht mit
anderen Eltern Fahrgemeinschaften bilden? Und wenn das alles
nicht geht, mußt Du Dir eben überlegen, ob Du Dir diesen
„Fahrdienst“ über zumindest 10 Jahre antun willst. Auch bei
dieser Entscheidung kann Dir niemand helfen. So wie ich das
sehen, müssen da auch die Eltern echt „ran“ mit Aufräumdienst
und so - wollt Ihr auch diese Zeit investieren?

Er ist erst 6 Jahre alt. Alleine kann er mit öffentlichen Verkehrsmitteln (mit 3x umsteigen) nicht bewerkstelligen. Mit den Elterndiensten habe ich nicht so das Problem.

Hast Du denn mal mit anderen Eltern gesprochen? Am
interessantesten sind da vielleicht Familien, die in „beiden“
Schultypen Kinder haben.

Ich habe ja mit diesen Posting versucht solche Familien anzusprechen.

Vielleicht hat die Schule auch da

Adressen für Dich? Interessant sind sicher auch ehemalige
Schüler: Wie haben die das empfunden?

Auch da hatte ich mittlerweile zwei Gespräche. Beide waren sehr positiv und würden ihre Kinder, so sie denn welche hätten, dort hingeben.

Du schreibst ja nicht, wie alt Dein Sohn ist, aber was meint
er denn zu dieser Frage?

Er ist jetzt 6 Jahre alt, und was er von der Schule gesehen und gehört hat findet er gut.

Was ist mit seinen
Kigafreunden, reicht das, wenn er die beim Turnverein sieht?

Das kommt drauf an wofür :wink: Nee, im Ernst: natürlich ist’s
ein Unterschied ob sich die Kids täglich in der Schule nen
ganzen Vormittag lang sehen oder ob das nur einmal in der
Woche im Turnverein ist. Und letzten Endes haben sie - je nach
Schule - auch unterschiedliche Themen. Aber das muß natürlich
kein Nachteil sein, ich möchte nur andeuten, daß er sich dort
vielleicht ein bisserl „ausgeschlossen“ fühlen könnte.

Sie hat es mit
Autorität geregelt und die Sensiblen wurden übergangen.

Das scheint mir aber eher ein Problem der Persönlichkeit des
Lehrers als der Schule allgemein zu sein… (zumindest war das
in meiner Schul"karriere" so :wink:

Da hast du leider recht. Ich habe das Posting aus dem Bauch heraus geschrieben. Ist alles nicht so durchdacht gewesen. Beim Probleme wälzen verknoten sich meist meine Argumente.

Liebe Grüße und viel Erfolg!

Petzi

Vielen lieben Dank.

PS: Noch ne andere Frage: wie sieht’s denn mit nem
Schulwechsel aus, falls Ihr (so oder so) den Eindruck habt,
daß die jeweils andere Schule doch die bessere Wahl gewesen
wäre? Ginge das?

Darauf wird es jetzt leider hinauslaufen.

Grüße, Judith

Danke für die Denkanstöße, hier mein Fazit.
Wir kommen mit unseren Einkünften (inkl. Wohn- und Kindergeld) knapp über den Selbstbehalt, rutschen mit dem Schulgeld darunter. Leider ist dies ausschlaggebend für unsere Entscheidung. Unsere Lösung sieht nun so aus: Wir werden uns in spätestens zwei Jahren noch einmal bewerben, diesmal mit beiden Kindern (jetzt 4 und 6). Das natürlich nur, wenn wir es bis dahin zu einen besseren Verdienst gebracht haben.
Jetzt arbeiten zu gehen ist für mich wegen der Unterbringungszeiten der Kinder nicht möglich. Sollten in zwei Jahren beide dorthin gehen habe ich die Möglichkeit mir einen Job zu suchen. Der Wechsel wird für meinen Sohn sicher nicht einfach sein. Das müssen wir dann auch in unsere Entscheidung einfließen lassen. Die Absage an die Schule viel uns sehr schwer. Aber wir haben Angst uns finanziell zu übernehmen.
Das wars erst mal.
Danke für eure Denkanstöße,

Judith