Hallo Zusammen
Ich habe zu dem Thema „freier Wille“ jetzt verschiedene Male in populärwissenschaftlichen Publikationen gelesen, daß ein „freier Wille“ nicht existiert, selbst wenn man den Begriff des Zufalls ins Feld führt.
Ich bin anderer Meinung, aber ein Laie auf dem Gebiet. Ich hab mich nur in das Gebiet der Frage des Bewusstseins etwas eingelesen und da wird so gut wie ausschliesslich klassisch (im Sinne klassische Physik) argumentiert. Ich bin aber der Meinung, daß quantenmechanische Phänomene hier eine entscheidende Rolle spielen. Daher wollte ich für mich einmal ein Modell entwerfen und Euch um Eure Meinung bitten:
Zu Grunde legen möchte ich etwas, was ich „ergebnisoffenes Ereignis“ nennen möchte. Das ist ein Ereignis, ein Prozess oder ein Vorgang, dessen Ergebnis prinzipiell, auch bei vollständiger Kenntnis aller Parameter, nicht vorhergesagt werden kann. Dabei kann es durchaus von der Art der Fragestellung abhängen, ob ein ergebnissoffenes Ereignis vorliegt oder nicht.
Beispiel für ein solches ergebnisoffenes Ereignis wäre der Zerfall eines einzelnen radioaktiven Atoms, wenn man fragt, wann dieses Atom zerfallen wird. Ein Beispiel für ein nicht ergebnisoffenes Ereignis wäre ein Computerprogramm. Hier kann ich bei Kenntnis des Algorithmus und der Eingabe genau vorhersagen, was herauskommen wird.
Modell 1 des freien Willens wäre, wenn man sagt, daß ein Objekt oder Wesen einen freien Willen hat, wenn es in der Lage ist, genau ein mögliches Ergebnis eines ergebnisoffenen Ereignisses auszuwählen und eintreten zu lassen. Ich sympathisiere mit diesem Modell, das aber die Konsequenz hätte, daß man einem Atom oder Elektron einen freien Willen zuordnen müsste. Wenn man noch die normale Randbedingung dazunimmt, daß ein Ergebnis eintreten muß, dann erkennt man die Schwächen dieses Modells.
Um einen Schritt weiterzugehen, definiere ich noch eine „natürliche Statistik“. Diese ergibt sich, wenn man das ergebnisoffene Ereignis unendlich oft ohne weitere Bedingung wiederholt. Im Falle des radioaktiven Zerfalls würde die natürliche Statistik durch die Halbwertszeit und das Zerfallsgesetz für dieses Atom beschrieben. Ein anderes Beispiel wäre ein Gang, der mitten zwischen zwei Durchgängen zu einem Raum endet. Läßt man nun Menschen ohne weitere Information in den Raum gehen, werden sie entweder den rechten oder linken Durchgang benutzen. Die natürliche Statistik würde hier vermutlich ein Übergewicht für den rechten Durchgang ergeben, da sich Menschen spontan häufiger nach rechts orientieren.
Modell 2 für einen freien Willen besäßen Wesen, die
- in der Lage sind, sich selbst durch interne Prozesse zu steuern.
- allein durch diese internen Prozesse in der Lage sind, die natürliche Statistik beliebig zu verändern
Damit besäßen Atome keinen freien Willen, wohl aber die Menschen. In dem Beispiel mit dem Gang würde es vermutlich schon genügen, ihnen von der natürlichen Statistik zu erzählen, um die Statistik zu verändern, aber man könnte sie einfach auch nur bitten, durch den linken Durchgang zu gehen.
Was haltet ihr von diesem Modell?
Gruß
Thomas