Hallo Claudia,
(fast hätte ich „Grilla“ geschrieben - naja, nichts ist stärker als die Gewohnheit …; hast du auch deine Visitenkarte geändert? Ich meine in Erinnerung zu haben, dass du ein Foto von dir veröffentlicht hattest. Oder irre ich mich da? Wir sind übrigens etwa gleichaltrig; ich „nulle“ in diesem Jahr und 2 Kinder habe ich auch.)
erst einmal vorweg. Mein Pseudonym grilla finde ich
mittlerweile hier im Forum unangemessen, nicht zuletzt
deshalb, weil ich in Dir ein Gegenüber habe, der hier nicht
mit einem ausgedachten Namen auftritt.
Computerexperten spielen halt gerne. Aber ich finde es eine gute Idee, den richtigen Namen zu benutzen. Das trägt vielleicht dazu bei, unseriöse Äußerungen, wie ich sie manchmal finde, zu vermeiden.
Nun aber zur Sache:
Die Philosophie scheint sich von Bildern verabschiedet zu
haben, um nur mit Wörtern, über deren Sinn man sich wohl einig
sein muß, Definitionen für Begriffe zu schaffen.
Wieso **nur mit Wörtern? Philosophie beschäftigt sich mit Phänomenen, die sich auf den Begriff bringt und unter dem Aspekt der Reflexion interpretiert. Das ist ihre Methode.
Bisher habe ich bevorzugt nur in Bildern gedacht.
Vielleicht war das ein Unterlassungsfehler von mir.
„Fehler“ würde ich das nicht nennen, nur eben nicht philosophisch. Außereuropäische Arten von Philosophie benutzen übrigens auch oft Bilder und sogar die europäische Philosophie versucht manchmal, etwas mit Bildern zu erklären, freilich dann nur als didaktisches Mittel.
Aber bei Deinem Tipp abstrakter zu denken, bleibe ich an
einzelnen Wörtern hängen, und mein Gehirn sucht die
„Festplatte“ nach hilfreichen Informationen ab, die ich nicht
habe.
Kein „aber“: Ich sehe das eher positiv. Philosophie fragt mehr, als dass sie Antworten gibt (vorausgesetzt, sie ist redlich).
Deinen Rat, mir ein wenig Grundwissen durchs Lesen anzueignen,
werde ich beherzigen. Aber das wird noch dauern, bis ich so
ein Buch durch habe. Mal schauen, was unsere Stadtbücherei zu
bieten hat.
Ich weiß gar nicht, in welcher Stadt du lebst. Aber möglicherweise findest du den Weischedel dort nicht. Dann empfehle ich dir, bezüglich des Freiheitsproblems mit Schopenhauer zu beginnen („Über die Freiheit des menschlichen Willens“). Das ist die erste Preisschrift (von zweien) in „Die beiden Grundprobleme der Ethik“. Das hat eigentlich fast jede Stadtbibliothek. Möglicherweise besitzt sie auch die Vorlesungen Schopenhauers, die du ergänzend lesen könntest (Schopenhauer: „Metaphysik der Sitten“, S. 77-109). Auch wenn man nicht alles teilt, was Sch. meint, kann man viel von ihm lernen, besonders was die Denkstrukturen der Philosophie angeht.
Außerdem schreibt er sehr verständlich. Außerdem gibt es ein kleines Büchlein von Hans Driesch über die Freiheit (von 1919), das du dir vielleicht über die Fernleihe der Bibliothek bestellen kannst. Hier denkt ein Philosoph gewordener Naturwissenschaft abseits der Tradition über Freiheit nach (Hans Driesch, Das Problem der Freiheit).
Ist der Begriff Willensfreiheit von den Skeptikern bedacht
worden? So wie Du sie beschreibst, scheint das Woher dieser
Sorte Freiheit nicht geklärt sein, und auch uninteressant zu
sein.
Die Frage nach der Willensfreiheit ist eigentlich erst ein Problem des Mittelalters. Umfassend und gut erklärt im „Historischen Wörterbuch der Philosophie“ (hg. v. Ritter u. a.), Art. „Freiheit“ (Buchstabe „F“, Spalte 1064-1098).
Bisher bin ich immer davon ausgegangen, dass jeder
Mensch sich durch seinen Willen darstellt.
Das verstehe ich nicht. Was meinst du mit „darstellen“?
Die Motivation
spielt insofern nur eine Rolle, als man bei der
Willensfreiheit wissen will ob sie mit oder ohne Einfluß
entstanden ist. Doch wenn ich über den Einfluß anfange
nachzudenken, wird es friemelig, finde ich.
Ohne Zweifel: Die Frage nach der Willensfreiheit ist äußerst heikel, wenn man sie ernst nimmt.
Ich fange an mich zu fragen ob ich da weiterkomme.
Offenbar nicht, denn Du hast geschrieben:
„die Frage der Willensfreiheit fragt, ob ich etwas wollen kann
oder ob ich es nicht wollen kann und im welchem Sinn.“
Geht es dabei um die Fähigkeit etwas wollen?
Nein, nicht „Fähigkeit“, sondern „Möglichkeit“.
Wenn ja, wie soll mir diese Frage weiterhelfen, wenn ich
wissen will ob hier Willensfreiheit vorliegt. Die meisten
Menschen können einen Willen äußern, auch unter Druck und
nonverbal. Und darunter gibt es einige, die ihren Willen
äußern können und behaupten es kam aus freien Stücken. Dann
will ich doch den Beweggrund wissen. Liegt keiner vor, ist das
Willensfreiheit? (der nicht nachweisbar ist, wie Du
mal erklärtest)
Wenn du Schopenhauer (die Preisschrift!) gelesen hast, wird vielleicht einiges klarer.
Und ich verstehe die Aussage in dem obigen Satz von Dir nicht
betreffend „im welchem Sinn“. Ist für die Willensfreiheit der
Sinn wichtig?
Das meinte ich nur formal, im Sinne von „wie ist das gemeint“, überhaupt nicht emphatisch oder so.
Bis zum nächsten Mal. Eine gute Lektüre!
Thomas Miller**