Freier Wille vorgegaukelt?

Freier Wille

Ist es nicht so, dass unsere Welt nach Gesetzen abläuft. Da wir aber teile der Welt sind, müssen unsere Gedanken auch durch diese Naturgesetze zustande kommen. Wo ist da der feie Wille. Hat die moderne Wissenschaft die Ansicht, wir hätten einen freien Willen, nicht vernichtet?
Gibt es dazu wissenschaftliche Aussagen/Standpunke von Neurobiologen, Physikern oder Philosophen?
Danke
Markus

Lieber Markus,

du hast dir eines der schwierigsten Gebiete der Philosophie überhaupt ausgesucht. Schon bei Max Scheler (+ 1928) findet sich der folgende Satz: „Es gibt kein philosophisches Problem, bei dem die Problemverschlingung einerseits, die Begriffsverwirrung und die daraus folgende äquivoke Anwendung der Worte einen ähnlichen Grad erlangt hat wie beim Problem der Freiheit.“

Dieses Problem ist in der Tat ein philosophisches und kein naturwissenschaftliches, was man auch daran erkennen kann, dass sich die Physiker (Neurobiologen etc.), die sich dem Problem widmeten, meistens auf religiöse Momente rekurrieren (z. B. Carl Friedrich von Weizsäcker).

Die Schwierigkeit des Problems liegt vor allem darin, dass man mit dem Begriff „Freiheit“ ziemlich viele, sehr verschiedene Phänomene bezeichnet. Willensfreiheit ist etwas anderes als Handlungsfreiheit, Entscheidungsfreiheit oder (freie) Selbstbestimmung.

Ein paar Hinweise aus meiner Sicht:
Naturgesetze im Sinne einer Kausalität bedeutet nicht unbedingt Determinismus im ganzen Universum, sondern lediglich im Bereich der physischen Dinge. Wenn du Kausalität in diesem Sinne benutzt, setzt du eine materialistische Weltsicht voraus, dass also unser Denken von den Ereignissen der physischen Welt in jeder Hinsicht bestimmt wird. Das ist aber nur zum Teil richtig.
Auf der anderen Seite muss man meines Erachtens auch erwägen, dass unsere Sicht der Naturwissenschaft sehr verschieden sein kann. Man kann zum Beispiel der Meinung sein, dass Naturwissenschaft be schreibt, aber auch der entgegengesetzten Meinung sein, dass sie vor schreibt.
Freiheit auf der anderen Seite kann man natürlich - wie du - absolut verstehen. Dann kommt man aber nicht viel weiter. Man kann Freiheit aber auch als relative Freiheit verstehen, in dem Sinne z. B., dass man bei zwei gleich starken gegebenen Motiven immer noch die Wahl zwischen beiden hat, weil kein Motiv stärker ist als das andere.

Entschuldige, dass ich jetzt abbreche, aber meine Kinder stören mich gerade. Ich werde noch einen zweiten Text schreiben, in dem ich dir Lektüre nenne. Ist das in Ordnung?

Viele liebe Grüße

Thomas Miller

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Wir können, scheint mir, gar nicht anders: wir leben so, als ob wir in Entscheidungssituationen auch Entscheidungsfreiheit hätten. Selbst wenn wir „wüssten“, dass diese Freiheit Täuschung ist, - es würde an unserem konkreten Leben nichts ändern. Wenn es aber so ist, wo liegt dann die Täuschung: bei der Erfahrungsweisheit oder beim Determinismus?

Gruß,
Peter

Hallo,

da bin ich wieder. Kinder schränken manchmal die Freiheit mehr ein als alles andere. Aber sie sind trotzdem eine Bereicherung.

Nun, wie versprochen eine kleine Literaturauswahl, d. h. eigentlich sind es mehr Hinweise darauf, wie man sich dieses wirklich komplexe Gebiet der Freiheitstheorie selbst erarbeiten kann.

  • J. Fellin, Die Willensfreiheit. Zur Bibliographie des Problems
    (Graz - Wien - Leipzig 1928). Dieses Buch umfasst den Großteil der Literatur bis 1928 auf 158 Seiten. Es sind auch einige Äußerungen von Naturwissenschaftlern des 20. Jh.s dabei. Achtung: Nur Literaturhinweise mit einigen wenigen Beurteilungen.

  • Ulrich Pothast, Seminar: Freies Handeln und Determinismus (Frankfurt/M. 1988, stw 257). Dieses Buch führt anhand von Originaltexten (des 20. Jahrhunderts !) vorzüglich in die Problematik ein und nimmt - abgesehen von der Einleitung - keinen eigenen Standpunkt ein, was sehr wohltuend ist. Man kann sich also hier eine eigene Meinung bilden. Für den Zusammenhang von philosophischem Freiheitsbegriff und (moderner) Physik sehr anregend. Für deine Frage, lieber Markus, also genau richtig.

  • Ulrich Pothast, Die Unzulänglichkeit der Freiheitsbeweise (Suhrkamp 1980, 2. Auflage 1987 (stw)). Dieser Band bietet einen Überblick über die heutige Diskussion. Man sollte die 2. Auflage lesen, da hier im Anhang die Reaktionen der Rezensenten auf die erste Auflage besprochen werden. Wichtig ist aber in jedem Fall, dass dieses Buch (im Anhang) eine auf Vollständigkeit angelegte Bibliographie zum Freiheitsbegriff für das 20. Jahrhundert enthält und insofern weit über Fellin (s. o.) hinausgeht.

  • Wilhelm Weischedel, Skeptische Ethik (Frankfurt 1976 (st 635, 1980)). Persönlicher Tipp, für den, der sich mit dem Thema vertraut machen will, aber nicht genügend Zeit für die anderen Bücher hat (eigentliche wäre das aber sehr schade !!!). Leicht zu lesen und trotzdem fundiert enthält es auf den Seiten 111-156 eine Auseinandersetzung mit dem Begriff der Freiheit, die alles andere als oberflächlich ist (was man bei Physikern und Neurobiologen leider allzu oft sieht).

Ich hoffe, dass ich dir wenigstens einige Hinweise über das Gebiet geben konnte. Mehr ist - meine ich - im Rahmen von „wer-weiß-was“ nicht drin. Für genauere Fragen stehe ich aber zur Verfügung.

Ich wünsche dir eine interessante Lektüre.

Alles Gute

Thomas Miller

Servus Markus!

Es sieht gar nicht gut aus. Der Physiker wird wahrscheinlich sowieso bestreiten, dass irgendetwas nichtdeterministisches in deinem Kopf abläuft. Und die Gehirnforscher? Einer der ersten war Benjam Libet, der sich damit beschäftigt hat. Er hat folgendes Experiment ausgeführt:
Bitte eine Versuchsperson darum, zu einem beliebigen, nicht vorher festgelegten Zeitpunkt, etwas zu tun, zB eine Faust zu ballen.
Es ließ sich dann feststellen, daß etwa eine halbe Sekunde, bevor die Versuchsperson gemeint hat, sich zu entscheiden die Faust zu ballen, schon Hirnaktivität zu messen war. D.h. das Gehirn wird einen kurzen Zeitraum vor der bewußten Entscheidung aktiv. Auch Neurobiologen würden also Nein sagen.

Prinzipiell glaube ich, ist die Frage „Habe ich einen freien Willen“ gar nicht zu beantworten. Völlig unklar ist nämlich was „ich“ überhaupt ist. Die Dualisten würden sagen, die spirituelle Seele wirkt auf die Neuronen ein. Sir Karl Popper etwa vertritt diesen Standpunkt in: „Das ich und sein Gehirn“ Das „ich“ ist also ein spirituelles Selbst, welches sehr wohl einen freien Willen hat.
Für einen Monisten ist das „ich“ nur ein Phänomen der materialistischen Neuronen. So gesehen hat das ich irgendwie schon einen freien Willen, denn Entscheidungen werden ja von den dem ich entsprechenden Neuronen getroffen. Andererseits wieder nicht, weil sie nicht anders als determiniert hätten handeln können.

Wie du es auch drehst und wendest, eine Theorie des freien Willens wäre nicht falsifizierbar, denn du müsstest beweisen, dass du etwas auch anders hättest machen können, und das wird dir nie gelingen. Ich persönlich glaube deshalb jedenfalls man sollte sich aus freiem Willen nicht allzuviele Gedanken zu diesem Thema machen…

Grüße,
Herbert

P.S. Einen tollen Überblick über den aktuellen Stand der Hirnforschung (nicht so sehr zum freien Willen) bietet dir das Buch: „Wie kommt die Welt in den Kopf“ aus dem rororo-Verlag

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da verstehe ich etwas nicht
Lieber Thomas,
vorab möchte ich um Nachsicht bitten, wenn meine Gedankengänge ein wenig naiv sind. Ich bin mit dem Fach Philosphie als Wissenschaft nicht vertraut. Dennoch möchte ich ein paar Fragen stellen.
Gibt es denn einen menschlichen Willen, der sich von allen anderen Lebewesen unterscheidet?
In wie weit unterscheidet sich die Willensfreiheit, ein Produkt unserer Gehirnaktivität, von der Handlungsfreiheit, der Entscheidungsfreiheit oder der (freien) Selbstbestimmung? Spielt dabei die Ursache für den Willen oder/und das Ziel des Willens eine Rolle oder nicht?
Nach meinem Verständnis nach wird ein Wille immer im Gehirn produziert. Wie kann man dies unabhängig von den Naturwissenschaften rein philosophisch sehen? Ich denke da an die menschlichen Bedürfnisse, die unseren Willen bestimmen.
Nach meinem Gefühl kommt ein Wille durch so viele (soziologische, physische, psychische, emotionale) Faktoren zustande, dass es schwierig ist das Zustandekommen eines Willens auf der reinen philosphischen Perspektive zu sehen. Könntest Du mir da ein paar Gedankentipps geben, damit ich das verstehen kann?
viele Grüße
grilla

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Liebe Grilla,

ich beantworte deine Fragen gerne, möchte aber gleichzeitig noch einmal betonen, dass die Thematik für wer-weiss-was zu komplex ist (was man leider auch an der Länge meines Postings sehen kann).

vorab möchte ich um Nachsicht bitten, wenn meine Gedankengänge
ein wenig naiv sind.

Nur nebenbei: Naive Gedankengänge sind eigentlich positiv, wenn man damit komplexe Antworten, die sowieso niemand versteht, als Angeberei entlarvt werden können. Man darf nur nicht zu schnell versuchen, Antworten zu geben, sondern sollte sich lange beim Fragen aufhalten.

Ich bin mit dem Fach Philosphie als Wissenschaft nicht
vertraut. Dennoch möchte ich ein paar Fragen stellen.

… wieso „dennoch“ ???

Gibt es denn einen menschlichen Willen, der sich von allen
anderen Lebewesen unterscheidet?

Es gibt zumindest viele Versuche, einen solchen menschlichen (freien) Willen nachzuweisen oder mindestens plausibel zu machen - ob zu Recht, ist sehr umstritten.

In wie weit unterscheidet sich die Willensfreiheit, ein
Produkt unserer Gehirnaktivität, von der Handlungsfreiheit,
der Entscheidungsfreiheit oder der (freien) Selbstbestimmung?
Spielt dabei die Ursache für den Willen oder/und das Ziel des
Willens eine Rolle oder nicht?

Selbstbestimmt bin ich, wenn ich nicht fremdbestimmt bin, wenn ich also - von außen - nicht daran gehindert werde.

Entscheidungsfreiheit besitze ich, wenn ich zwischen zwei (möglicherweise gleichwertigen) Dingen frei entscheiden, das heißt wählen kann.

Handlungsfreiheit ist dann gegeben, wenn ich tun kann, was ich will. Handlungsfreiheit wird in den meisten Fällen
prinzipiell bejaht. Grundsätzlich kann man also tun, was man will, wenn man nicht daran gehindert wird.

Die Willensfreiheit stellt philosophisch das eigentliche Problem dar. Im Rahmen der Willensfreiheit fragt man nicht nur danach, ob ich tun kann, was ich will, sondern danach, ob ich das, was ich will auch frei wollen kann, ob ich also nicht vielleicht durch meine Vorlieben, Instinkte, Triebe oder anderes (du nennst „Bedürfnisse“) nicht so stark in meinem Wollen eingeschränkt bin, dass man von einer eigentlichen „Freiheit“ gar nicht mehr sprechen kann.

Das Problem hängt damit zusammen, wie man „Kausalität“ versteht. Die meisten Naturwissenschaftler sehen in der Kausalität ein Prinzip, das sich in der Natur auffinden lässt. Viele Philosophen sehen in der Kausalität ein Prinzip, das wir als Menschen der Natur überstülpen, um sie zu verstehen. Das funktioniert so: Ich frage nach der Ursache einer Tatsache und beantworte die Frage, indem ich die Ursache zur Tatsache erkläre. Nun muss aber diese „neue“ Tatsache wiederum eine Ursache haben. Diese auch, die nächste auch, und immer so weiter.
Daraus kann man ableiten, dass wir als Menschen so gebaut sind (die Philosophen nennen das „Kategorie“), also auf diese Weise fragen müssen. Wenn wir nun die Fragereihe nach dem „Warum“ an irgendeiner Stelle abbrechen, muss es dafür auch wieder eine Begründung geben, warum wir an dieser Stelle abbrechen dürfen oder können.

Ein Beispiel: Wir fragen, warum wir geboren wurden. Antwort: Weil wir von unseren Eltern gezeugt wurden. Warum? Weil auch sie gezeugt wurden. Und so weiter. Warum wurde der erste Mensch gezeugt? Weil die Evolution es so wollte. Warum gibt es Evolution? Weil Gott es so wollte. Wurde Gott auch gezeugt? …
Hier hört unser Denken auf. Die Kette von Ursachen brechen wir irgendwo ab, entweder
erstens, weil wir sonst unendlich weiterfragen müssten (infiniter Regress) oder
zweitens, weil wir in einen logischen Zirkel geraten, indem wir eine Folge aus vorangegangenen Antworten als Ursache nehmen (was logisch nicht korrekt ist) oder
drittens, weil wir einfach da abbrechen, wo es uns passt. Dann aber liegt der Abbruch an einer willkürlichen Stelle.
Dies ist das sogenannte „Münchhausentrilemma“ von Hans Albert (Münchhausen zog sich selbst aus dem Sumpf, das müssen die Wissenschaftler und Philosophen auch tun, weil sie dem Trilemma, einem Dilemma mit drei Möglichkeiten, nicht entkommen können.) Resultat Alberts: Wissenschaft ist rational (begründet) unmöglich, sie ist nur beschreibend und vorläufig.

Bezüglich der Freiheit ist das so zu verstehen: Wir fragen danach, wo die Freiheit „sitzt“. Sitzt sie in der Selbstbestimmung, der Entscheidung oder der Handlung? In diesen Fällen ist die Antwort prinzipiell unproblematisch. Aber wie sieht es mit der Willensfreiheit aus? Dürfen wir beim „Willen zu wollen“ Halt machen? Warum müssen wir bei unseren Trieben oder beim Gehirn stoppen?

Vier Richtungen bleiben übrig:

  1. Es gibt keine Freiheit, alles ist durch die Physis bestimmt
    (Naturwissenschaften, Materialismus).
  2. Es gibt Freiheit, und man kann sie logisch einsichtig machen
    (Karl Otto Apel, Pragmatismus. Dieser Punkt ist der
    schwierigste.)
  3. Man kann nicht entscheiden, ob es Freiheit gibt, und muss
    sich damit bescheiden (Skeptizismus)
  4. Man kann nicht entscheiden, ob es Freiheit gibt, aber man
    kann zeigen, dass wir gezwungen sind, Freiheit anzunehmen,
    weil wir uns sonst in Widersprüchen verlieren (Kant: Wir
    müssen Freiheit postulieren , denn sie ist die
    „Bedingung der Möglichkeit“ für jedes Handeln, insbesondere
    für die Frage nach Verantwortung und Schuld. Nur auf diese
    Weise können wir „Handlung“ erklären.)

Diese vier Richtungen stehen heute in der Diskussion nebeneinander. Alle sind umstritten, und eine Einarbeitung in den Streit erfordert viel Zeit und Gedankenschmalz. Wenn du es dennoch versuchen möchtest, wünsche ich dir dazu die nötige Geduld und bin auch gerne bereit zu helfen, indem ich die eine oder andere Frage beantworte - wenn ich es kann. Eine einfache und abschließende Antwort auf die Frage ist nach meiner Ansicht unmöglich. Das sollte aber niemanden abschrecken, die Antwort zu suchen - freilich muss die Antwort gut begründet sein.

In diesem Sinne …

Viele Grüße

Thomas Miller

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herzlichen Dank
lieber Thomas,
es freut mich, dass Du mir so ausführlich geantwortet hast, denn das Thema interessiert mich sehr.
Ich merke, dass ich mir mittels passender Literatur noch ein wenig Grundwissen darüber aneignen, um Deine Aussagen richtig verstehen zu können.
Gerne nehme ich dann Dein Angebot wahr Dich zu fragen, wenn ich mit meinem Gedankenschmalz irgendwo festklemme.
Herzliche Grüße und schöne Feiertage
wünscht Dir
grilla

Liebe Grilla,

auch ich wünsche dir schöne Feiertage. Ich werde wohl mit meinen Kindern einen Ausflug in die Kälte machen, weshalb ich nicht weiß, ob ich in dieser Zeit zum Posten komme - wahrscheinlich nicht.

Als Literaturvorschlag möchte ich dir nochmal das Buch von
Wilhelm Weischedel empfehlen. Es heißt „Skeptische Ethik“, ist im Suhrkamp Verlag erschienen (st 635, copyright 1976, meine Ausgabe von 1980), deckt das Spektrum des Themen weitgehend ab und hat den großen Vorteil, dass es (auch für den philosophischen Laien) relativ (?) leicht zu lesen ist.
Man muss nicht in allem derselben Meinung sein, aber das Buch ist sehr anregend. Leider weiß ich im Moment nicht, ob es noch im Buchhandel erhältlich ist. Versuchs mal unter
http://www.buchhandel.de . (1980 kostete das Buch nur 14 DM, es hat etwas mehr als 200 Seiten.)

Liebe Grüße

Thomas Miller

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Lieber Markus!
Freier Wille ist ein Phänomen des Geistes,welcher nicht den Naturgesetzen unterworfen ist.Wohl benötigt der Geist des Menschen,solange dieser auf der Erde „wandelt“ ,ein materielles
Substrat,um sich etwa einem Mitmenschen mitzuteilen.Sprache als
Medium.Gedanken in Worte verpackt.Transportabel gemacht für bestimmte Zwecke.Gehirntätigkeit ist an Geist gebunden,nicht um
gekehrt.Geist benützt Gehirn.Nicht umgekehrt.
So denke ich darüber.

Lisa

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Hi Grilla,
hier nur eine Bemerkung am Rande:
Warum sollen Deine Gedankengänge „naiv“ sein?
Du kannst durchaus eigenständig denken.
Katzenbuckle nicht vor Menschen,die sich Philosophen nennen.
Jeder Mensch,der eine Frage stellt,ist ein Philosoph…

Tschüss!
Lisa

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Wertschätzung für eine Wissenschaft
Liebe Lisa,
herzlichen Dank für Deine Bemerkung, die mir den Mut gibt, sich hier in diesem Brett doch ab und zu mal einzumischen.
Ich bin leider mit vielen Ausdrücken nicht vertraut. Wohl kann ich sie nachschlagen, aber bin es nicht gewohnt sie anzuwenden. Leute die Philosophie studieren oder es studiert haben, sind mit einer bestimmten Terminologie vertraut, die etwas exakter beschreiben können. Auch sind sie eine Denkweise gewöhnt, die im Alltag nicht üblich ist. Darum habe ich von meiner Naivität geschrieben - was wohl auch nicht ganz zutrifft. Wie auch immer.
schöne Osterfeiertage
wünscht
grilla

Liebe Lisa,

Hi Grilla,
hier nur eine Bemerkung am Rande:
Warum sollen Deine Gedankengänge „naiv“ sein?
Du kannst durchaus eigenständig denken.
Katzenbuckle nicht vor Menschen,die sich Philosophen nennen.
Jeder Mensch,der eine Frage stellt,ist ein Philosoph…

eigentlich müsste ich jetzt sehr aggressiv fragen: „Wie spät ist es?“ und dann weiter fragen: „Bin ich durch diese Frage jetzt zum Philosophen geworden oder nicht?“.

Ich möchte das aber nicht tun, weil ich dich nicht verletzen möchte. Dass ich Naivität als durchaus etwas Positives schätze, müsstest du eigentlich wissen, wenn du denn meine Antwort auf Grillas Posting gelesen hast. Hast du???

Bei allem Positiven, was du mit deinem Einwand bezwecken möchtest, fällt mir in deinem Text doch eine gewisse Aggressivität auf, die ich mir nicht mit Überheblichkeit allein verständlich machen kann, sondern die für mich in Richtung Verachtung des Gegenübers geht. Was Grilla wollte und was sie wohl auch getan hat, war - so habe ich es jedenfalls verstanden und so finde ich es auch angemessen - in fremde Gedankengänge nicht einfach dazwischenzuhauen, sondern mit einer gewissen Höflichkeit an Dinge heranzugehen, die ich nicht so genau kenne, wie sie vielleicht andere kennen. Bescheidenheit in den Ansprüchen wie in den Forderungen ist eine Tugend und kein Katzenbuckel.

Fazit: Grilla hat eine Frage nett gestellt, und ich habe gern geantwortet.

Leicht verärgert über deinen Ton
wünsche ich dir alles Liebe.

Thomas Miller

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nochmal Fragen
Hallo Thomas,

zwischen Kartoffelauflauf machen und Gardinen nähen sind mir folgende Fragen gekommen:
mich haben vorallem die 4 möglichen Sichtweisen der Willensfreiheit beschäftigt.

Vier Richtungen bleiben übrig:

  1. Es gibt keine Freiheit, alles ist durch die Physis bestimmt
    (Naturwissenschaften, Materialismus).
  2. Es gibt Freiheit, und man kann sie logisch einsichtig : machen
    (Karl Otto Apel, Pragmatismus. Dieser Punkt ist der
    schwierigste.)
  3. Man kann nicht entscheiden, ob es Freiheit gibt, und muss
    sich damit bescheiden (Skeptizismus)
  4. Man kann nicht entscheiden, ob es Freiheit gibt, aber man
    kann zeigen, dass wir gezwungen sind, Freiheit anzunehmen,
    weil wir uns sonst in Widersprüchen verlieren (Kant: Wir
    müssen Freiheit postulieren, denn sie ist die
    „Bedingung der Möglichkeit“ für jedes Handeln, insbesondere
    für die Frage nach Verantwortung und Schuld. Nur auf diese
    Weise können wir „Handlung“ erklären.)

zu 2. Pragmatismus:
gibt es dafür ein Beispiel?
zu 4. angenommene Freiheit:
a) wie kann man sich gezwungen sehen Freiheit anzunehmen, von der angenommen wird, dass es sie gar nicht gibt, sie wohl etwas darstellt für das es keinen passenden Ersatz gibt. Wäre es nicht einfacher anzunehmen, dass es keine Freiheit gibt, mit dem offenen Hintertürchen für den Gegenbeweis?
b) wenn Freiheit die Bedingung unseres Handelns ist, empfinde ich dies als Widerspruch. Jede Bedindung macht doch unfrei. Wenn ich durch mein Handeln etwas anstrebe (Ziel), und somit Schuld trage, dann ist noch nicht die Frage der Willensfreiheit geklärt, die ich am Anfang der Wegstrecke sehe: ich will-ich tue-ich erreiche.
Das sind ganz verschiedene Ebenen.
Ein Problem bei der Findung einer Antwort auf die Frage ob es Freiheit gibt, sehe ich in der subjektiven Empfindung jeder Person. Darum glaube ich, dass die von Dir 4 aufgeführten Punkte sich nicht widersprechen.
1.Physis: ich habe Hunger. Ich habe die Freiheit zu essen oder nicht. Die Unfreiheit ist das Hungergefühl
2.Pragmatismus: ich habe immer die Wahl zwischen Hunger und Essen.
3. Skeptizismus: wer ist stärker? Mein Körper oder ich. Wo fängt da die Freiheit an?
4. Freiheit nicht ausschließen: auch wenn mein Körper mich zum Essen drängt, habe ich noch die Wahl. Mein Handeln erklärt meinen Willen.

Ich glaube, dass die Willensfreiheit ein dünnes, schwer eingrenzbares Etwas ist, das sich schnell mit einem anderen Zustand vermischt.

viele grüße
grilla

Hallo Thomas !

Tut mir leid ! Ich wollte Dich nicht kränken.Da mein posting
nicht den Tonfall meiner Stimme mitgeliefert hat und auch
mein Augenzwinkern zwischen den Zeilen verlorengegangen
ist, konntest Du ,samt Philosophiedoktorat :wink: , nicht erkennen,
dass kein bißchen Aggression mitgeliefert war.

Dein historischer Exkurs zum Thema wird mich noch eine Weile
beschäftigen. Soll heißen, Deine Antwort an Grilla war auch
für mich interressant.Danke ! Ich las sie erst nachträglich.Schande!

Dass Grillas Frage noch nicht beantwortet ist, scheint auch klar.
Ihr Zwischenresümee

könnte Anlass sein,weiter an dem Knochen zu knabbern.
Vielleicht machen wir´s gemeinsam?

Lisa

Dir auch schöne Ostertage,liebe Grilla!

Stimmt schon, uns fehlt einiges an Terminologie,
soll nicht heißen, dass wir uns nicht tiefe Gedanken
über Dinge machen dürfen.
Du bist sicher küger als ich.Das hab ich an Deinen
Wortmeldungen gesehen.

Alles Liebe!

Lisa

Hallo,

nein, nicht mich hast du (aus meiner Sicht) gekränkt, sondern Grilla. Sie hat sich viel Mühe gegeben. Ich wollte sagen, dass man das nicht klein machen, sondern im Gegenteil loben muss.

Liebe Grüße

Thomas Miller

Hallo Grilla,

zwischen Kartoffelauflauf

lecker …

zu 2. Pragmatismus:
gibt es dafür ein Beispiel?

Schwierig. Ich versuchs mal: Bei Diskussionen ist der Geltungsanspruch, den jeder Teilnehmer erhebt, eine praktische Bedingung dafür, dass überhaupt diskutiert wird. Dieser Geltungsanspruch ist nur intersubjektiv einlösbar (also weder subjektiv noch objektiv). Diese Intersubjektivität kann also nicht hintergangen werden. Voraussetzung für diese Intersubjektivität ist aber die Existenz einer „idealen Kommunikationsgemeinschaft“, die ohne die Voraussetzung von Freiheit wiederum undenkbar ist. Freiheit ist also hier die Eigenschaft eines Ideals, das notwendig angenommen werden muss.

zu 4. angenommene Freiheit:
a) wie kann man sich gezwungen sehen Freiheit anzunehmen, von
der angenommen wird, dass es sie gar nicht gibt, sie wohl
etwas darstellt für das es keinen passenden Ersatz gibt. Wäre
es nicht einfacher anzunehmen, dass es keine Freiheit gibt,
mit dem offenen Hintertürchen für den Gegenbeweis?

Bei Kant funktioniert die Argumentation etwa so: Man kann sowohl die Existenz als auch die Nichtexistenz von Freiheit mit logischen Mitteln beweisen. Daher ist das Mittel der „normalen“ Logik für eine Entscheidung über die Existenz von Freiheit nicht hinreichend. Wir müssen uns also nach einer anderen Logik umsehen, die Kant „transzendentale“ (nicht „transzendente“ !)Logik nennt, was besagen soll, dass es hier um die „Bedingung der Möglichkeit“ von Etwas geht. Das beantwortet dann auch die Frage b).

b) wenn Freiheit die Bedingung unseres Handelns ist, empfinde
ich dies als Widerspruch. Jede Bedindung macht doch unfrei.

Nicht „Bedingung des Handelns“, sondern „Bedingung der Möglichkeit des Handelns“.

Wenn ich durch mein Handeln etwas anstrebe (Ziel), und somit
Schuld trage, dann ist noch nicht die Frage der
Willensfreiheit geklärt, die ich am Anfang der Wegstrecke
sehe: ich will-ich tue-ich erreiche.

Man könnte einwenden, dass ich für meine Willenserklärung nicht verantwortlich gemacht werden kann, weil ich mich nicht für meinen Charakter entschieden habe, der mich dazu zwingt (!), so zu handeln. Schopenhauer argumentiert so, indem er sagt, dass eine vorschreibende Ethik unsinnig sei, weil ich ohnehin nur das tun kann, was ich (charakterlich festgelegt) will. Freilich schließt er dann im folgenden aus dem Phänomen der Schuld auf eine „transzendentale Freiheit“.

Ein Problem bei der Findung einer Antwort auf die Frage ob es
Freiheit gibt, sehe ich in der subjektiven Empfindung jeder
Person.

Subjektive Empfindungen können leider keine Theorie begründen, weil sie nicht verallgemeinerbar sind.

Darum glaube ich, dass die von Dir 4 aufgeführten

Punkte sich nicht widersprechen.
1.Physis: ich habe Hunger. Ich habe die Freiheit zu essen oder
nicht. Die Unfreiheit ist das Hungergefühl

Die Freiheit zu essen hast du nur, wenn du nicht völlig ausgehungert bist. Problematisch sind hier vielleicht die Yogis, die längere Zeit mit reiner Willenskraft ohne Essen auskommen können.

2.Pragmatismus: ich habe immer die Wahl zwischen Hunger und
Essen.

Eher: Die Freiheit der Wahl zu essen muss vorausgesetzt werden, um überhaupt von Entscheidung sprechen zu können.

  1. Skeptizismus: wer ist stärker? Mein Körper oder ich. Wo
    fängt da die Freiheit an?

Das verstehe ich nicht. Kannst du das näher erläutern?

  1. Freiheit nicht ausschließen: auch wenn mein Körper mich zum
    Essen drängt, habe ich noch die Wahl. Mein Handeln erklärt
    meinen Willen.

Ja, ungefähr.

Ich glaube, dass die Willensfreiheit ein dünnes, schwer
eingrenzbares Etwas ist, das sich schnell mit einem anderen
Zustand vermischt.

Diese Behauptung verstehe ich nicht. Soll das heißen, dass ich einerseits frei und andererseits unfrei bin? Es ist nicht schwer, Willensfreiheit zu behaupten, und es ist noch leichter, sie zu widerlegen. Sie lässt sich aber leider nur sehr schwer beweisen: Das ist das Problem.

Der Auflauf ist sicher schon gegessen, also kann ich dir nur
viele liebe Grüße schicken.

Alles Gute und guten Hunger zu Ostern.

Thomas Miller

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Hallo Markus,
Innerhalb der Naturgesetze gibt es aber noch eine Menge Zufälle und Rückkoppelungen, Vernetzungen u.s.w.
Und wegen freier Wille: Wir haben im Gehirn Billionen von neuronalen Verbindungen - ja nicht nur Vernetzungen, sondern auch fast eine unbegrenzte Zahl von Möglichkeiten und Varianten. Kein Mensch hat dieselben Vernetzungen wie sein Gegenüber. Aber wie Du sagst: Innerhalb der Naturkonstanten gibt es da nicht viel zu rütteln. Auch nicht im Bereich Deines Klein-und Mittelhirns. Aber in der Grosshirn-Rinde des Menschen passiert Unglaubliches !
Mit Gruss: engelhard

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Markus,

du hast z.B. hier und jetzt die Möglichkeit auf das Dach deines
Hauses zu steigen - und hinunterzuspringen oder auch nicht.
Das kannst du mit deinem Willen entscheiden. Ich glaube schon an
den freien Willen des Menschen.