Hi Peter!
ich misch mich auch mal ein:
logo.
Das liegt daran, daß man in Deutschland landläufig das seit
einigen Wochen aktuelle Verhalten der Israelis im
Nahostkonflikt verurteilt, dies aber aufgrud der Vergangenheit
zwischen Juden und den übrigen Deutschen nicht kommunizieren
„darf“.
Ich glaube nicht, dass man nicht „darf“. Das Problem liegt für
mich vielmehr darin, dass es anscheinend unmöglich ist,
nüchtern an dieses Thema heranzugehen. Manche Postings zu
diesem Thema sind schon sehr hart unterhalb der Gürtellinie.
Besonders traurig, wenn nicht sogar erschreckend finde ich,
dass sehr schnell der Bogen von israelischen Politikern und
Militärs zur Bevölkerung Israels bis hin zur Verallgemeinerung
„Die Juden“ gespannt wird und in keiner Weise differenziert
wird. Sicher leben in Israel Millionen von Menschen, die
lieber heute als morgen in Ruhe und Frieden mit ihren Nachbarn
leben möchten; es gibt in Israel aktive Friedensgruppen, die
sich um eine Aussöhnung mit den Arabern stark machen. Und
schon gar nichts haben die Juden in Deutschland oder sonstwo
auf der Welt damit zu schaffen.
Das sehe ich anders. Erst mit der Unterstützung der Juden in D und USA ist das möglich, was dort gerade passiert.
Natürlich sind nicht alle Juden israelische Staatsbürger und/oder Palästinensermörder. Allerdings geht nach meinen Informationen die harte Linie im nahen sten momentan von den Israelis aus, die nur aufgrund dessen so handeln können, weil sie sich westlicher Unterstützung sicher sein können.
Daß natürlich auch von palästinensischer/arabischer Seite aus Gewalt geschieht, die nicht minder verabscheuungswürdig ist, steht für mich außer Frage.
Schätzungsweise sind die Syrer den Palästinensern kulturell
näher als es die Israelis sind.
Nur auf blöd: hätte die arabische Liga den UN-Teilungsplan von
1947 akzeptiert, gäbe es heute einen Staat Palästina, der die
Westbank und das Stück an der Libanesischen Grenze etwa
zwischen Haifa und Tiberias-See sowie Gaza und etwa bis zur
Hälfte der ägyptischen Grenze am Sinai umfasst. Jerusalem
währe internationales Gebiet unter UN-Hoheit. Für den Staat
Israel wäre ein schmaler Streifen Land von Haifa bis Tel Aviv
und der grösste Teil des Negev übrig geblieben. Aber nein, die
Arabische Liga wollte lieber Krieg, hat ihn angefangen und
verloren. Was ein Pech aber auch…
Es gibt hier die verschiedensten Standpunkte.
Die Araber sind nicht besser, das ist klar.
Nur ist es doch so, daß selbst der kleine Teil, der für Israel vorgesehen war, den Arabern weggenommen werden musste, oder etwa nicht?
Falsch.
Die deutsche Polizei hat und wird niemals auf Steinewerfer
schießen.
Das ist - leider - nicht richtig. Die deutsche Polizei hat
schon zur Genüge auf Demonstranten geschossen.
Erfreulicherweise sind die meisten dieser Vorfälle in
vor-bundesrepublikanischen Zeiten geschehen. Aber 1967 musste
der pazifistische Student Benno Ohnesorge am Rande (!) einer
Anti-Schah-Demo sterben, weil ihm ein Polizist eine Kugel in
den Rücken (!) gejagt hatte. Ohnesorge hatte nichtmal einen
Stein geworfen. Dieser kleine Vorfall führte zu den
berüchtigten Studentenrevolten von 68 und zur Gründung der
RAF…
Tja, das ist hart. Aber hätten sich die Demonstranten anständig benommen, wäre dem Polizisten der Schuß höchstwahrscheinlich nicht ausgekommen.
Soweit ich das gehört habe, war das damals eine Zeit der verhärteten Frontn, wie wir sie heute nicht mehr haben.
Wie man in Wackersdorf gesehen hat, ist es ja heute eher Mode, bei Demos Polizisten umzubringen und die Täter zu Ministern zu machen…
Die Polizei muß trotz alledem still halten, da es sonst Beschwerden und Strafverfahren hagelt.
Schon gar nicht, wenn es Kinder sind.
Leider habe ich selbst miterlebt, wie deutsche Polizei aus
einem Hubschrauber heraus in Wackersdorf Tränengasgranaten in
eine Gruppe von Müttern mit Kinderwägen geworfen hat; deutsche
Polizei hat keine Probleme damit, friedliche Sitzblockaden mit
Schlagstöcken und Fusstritten aufzulösen. Deutsche Polizei hat
auch kein Problem damit, einen kleinen Jungen zu erschiessen,
der Nachts bei einem Dumme-Jungen-Streich auf dem Gelände
unseres Jugendzentrums war…
Mir kommen die Tränen. In Wackersdorf hat man immerhin einen Polizisten erschlagen.
Und es hatte niemadn die Leute eingeladen, dort mit aller Macht den Fortschritt zu verhindern und die heute geschmähten Castortransporte erst zu ermöglichen, ja quasi erst notwendig zu machen!
Die deutsche Polizei schickt nicht zwei Polizisten in ein
Krisengebiet um sie abschlachten zu lassen als Grund, wiederum
deshalb gegen den Feind vorgehen zu können.
Aber sie schickt „getarnte“ Polizisten in vormals friedliche
Demonstrationen, um zu Gewalttaten anzustacheln. Alles schon
erlebt.
Davon träumst Du, schätze ich.
Was sollte die Polizei für ein Interesse daran haben?
Also beschmutze nicht die deutsche Polizei mit derartigen
Vergleichen.
Gottseidank war unsere Polizei noch nie in solch einer
Extremsituation. Sie muss in Deutschland nicht mit
Selbstmord-Attentätern rechnen. Ich finde die Äusserung doch
durchaus gerechtfertigt: Was würde die deutsche Polizei tun,
wenn Demonstranten ein Revier stürmen und in Brand setzen
würden? Zuschauen?
Ja.
Hat man bei der Erstürmung der israelischen Botschaft gesehen: die deutschen Sicherheitskräft gingen äußerst moderat vor.
Die Israelis verdrängen und ermorden die Palästinenser
momentan nach Generalstabsplan.
Da ist der Vergleich auch für mich zulässig. Unglücklich,
aber doch zulässig.
Find ich, ehrlich gesagt, auch etwas grob. Das, was wir als
„Nah-Ost-Konflikt“ bezeichnen, ist eine endlose Geschichte von
Gewalt und Gegengewalt, die auf beiden Seiten bereits mehrere
tausend Opfer gekostet hat. Israelische Bürger wurden von den
Bomben und Kugeln der arabischen Freiheitskämpfer getötet,
Araber durch die Raketen und Kugeln des israelischen Militärs.
Hier die Schuld nur einer Seite zuschieben zu wollen ist in
höchstem Masse unfair.
Das tue ich nicht.
Ich klage lediglich an, daß die Israelis ohne Maß handeln und das auch noch mit unserer Unterstützung.
Der Vergleich mit dem Holocaust ist für
mich schon allein deshalb fatal, weil die Voraussetzungen
völlig anders sind. In Israel herrscht Krieg. Im dritten Reich
wurden Millionen wehr- und hilflose Menschen, die nichts
anderes getan hatten, als einer Religion anzugehören,
skrupellos abgeschlachtet. Der Holocaust fand zuallererst
unter den eigenen Landsleuten und Mitbürgern statt.
Das ist spitzfindig und dient der Sache nicht.
Israel betreibt Völkermord nach Plan, während die Palästinenser mit ihren höchst beschränkten Mitteln natürlich auch morden. Aber eben nicht mit diesem Odor von planmäßiger Vernichtung…
Ich glaube gar nicht, daß er ein Antisemit ist. Genausowenig
wie ich ein solcher bin.
Mache nicht den Fehler, jeden kritisch denkenden Menschen
gleich mit der Antisemitismus-Keule abzustrafen.
Das mag vieleicht daran liegen, dass manche Nicht-Antisemiten
mit der Sensibilität eines Holzhammers an diese Themen
herangehen. Zwischen Kritik und Polemik liegt halt leider
oftmal nur eine ganz schmale rhetorische Grenze.
Damit komme ich klar.
Ich weiß wenigstens, wovon ich rede, da ich mit Israelis arbeite und auch bereits dort war.
Genau das hat Bubis den geballten Haß des deutschen
neoliberalen Mittelstandes eingebracht.
Ich kann Dir hier nicht ganz folgen. Wer hat Bubis gehasst?
Und warum? Weil er Walser als Brandstifter bezeichnete? Recht
hat er gehabt. Für seine Offenheit, seinen Versöhnungswillen,
seine Gesprächsbereitschaft? Trauriger Neo-Liberalismus.
Bubis war ein Volksverhetzer, der die Deutschen, wann immer mal nach vorne geblickt wurde, wieder auf den Boden geholt und ihnen gesagt hat, was sie doch für böse Judenmörder seien. Und darauf hatte dann die dritte Generation irgendwann keinen Bock mehr.
Das alles gipfelte dann noch in seiner Entscheidung, sich nicht hier begraben zu lassen und vor allem in der Art, wie er das begründete.
Diesen Punkt werde ich hier auch nicht nochmals diskutieren. Im Archiv steht alles, was ich dazu zu sagen habe.
Das dient hier nur der Erklärung.
Gruß,
Mathias