Freiheit und der kategorische Imperativ

Ich habe in einer Interpretation von Kant gelesen, dass das Prinzip der Freiheit und das Sittengesetz einander voraussetzen. Das heisst man hätte so einen Zirkel. Weiterhin sei es nicht möglich das eine oder das andere durch Deduktion zu erschliessen. Wie ist das alles zu verstehen?
Wieso kann ich nicht frei sein ohne das Sittengesetz zu befolgen?
Wie kann man diese Art von Freiheit verstehen?
Ausserdem seien wir als vernünftige Wesen Mitglieder der Inteligiblen Welt. Sind wir es deshalb, weil wir über praktische Freiheit verfügen?
Was ich zudem nicht verstehe ist dass wir zugleich Teil der inteligiblen Welt sind aber auch zur objektiven Welt gehören, wo wir nicht frei sind
da wir Kausalgesetzen unterliegen. Wie kann man denn zugleich frei und unfrei sein? Ist das nicht ein Paradox?

Hallo

Ich habe in einer Interpretation von Kant gelesen, dass das
Prinzip der Freiheit und das Sittengesetz einander
voraussetzen. Das heisst man hätte so einen Zirkel.

Nö, siehe unten

Weiterhin
sei es nicht möglich das eine oder das andere durch Deduktion
zu erschliessen. Wie ist das alles zu verstehen?
Wieso kann ich nicht frei sein ohne das Sittengesetz zu
befolgen?
Wie kann man diese Art von Freiheit verstehen?

Freiheit heißt bei Kant, Freiheit von Erfahrung von empirischer Besudelung. Der Impedartiv ist ja a priori (synthetisch) d.h. in seine Geltung het keine Erfahrung mit ein. Wenn du deine Maximen von Habgier, Tugenden (ja auch die, siehe Grundlegung zur metaphysik am Anfang), Triebhaftigkeit usw. bestimmen läßt, dann sind sie nicht frei, du bist eben genau diesen Unterworfen. Doch wenn alle deine Maximen mit den Imperativ getestet sind, dann bist du f r e i von diesen Materiellen Neigungen.

Ausserdem seien wir als vernünftige Wesen Mitglieder der
Inteligiblen Welt. Sind wir es deshalb, weil wir über
praktische Freiheit verfügen?

Nein. Wir sind es, weil wir mit der vernunft begabt sind, und zur Einsicht von Wahrheiten a priori und da vor allem der synthetischen befähigt sind.

Was ich zudem nicht verstehe ist dass wir zugleich Teil der
inteligiblen Welt sind aber auch zur objektiven Welt gehören,
wo wir nicht frei sind
da wir Kausalgesetzen unterliegen. Wie kann man denn zugleich
frei und unfrei sein? Ist das nicht ein Paradox?

da triffst du bei Kant ins Schwarze. Es ist zwar kein Paradox, wenn man weiß, was Kant mit Freiheit meint. Aber selstames folgt schon daraus. Der verbrecher, der dich bestahl, war ja nicht frei, denn er hat unmöglich nach dem Impeartiv gehandelt. Wenn er nicht frei war können wir ihn für seine Taten nicht zur verantwortung ziehen. An einer Stelle spricht Kant davon, wir hätten einen Charakter. (vergessen wo) der bestimmt was wir tun, irgdnwie kriegt er die Kurve nicht, dass der verbrecher wegen seines Charakters verantwortlich ist, den wir uns selbst geben indem wir als intelligible Wesen unser gesetze selbst bestimmen. und uns nicht von der Natur bestimmen lassen.

Viele Grüße
Martin

Das Problem mit dem Verbrecher was du ansprichst gehört ja schon zu kants rechtsphilosophie. Man kann natürlich immer einwenden, dass jemand die Maxime nach bestem Wissen und Gewissen der kategorischen Maximenprüfung unterzieht aber sich dann doch irrt. Ich sehe aber noch ein anderes Problem mit der Freiheit. Sagen wir mal ich bin praktisch frei. Das heisst ich kann Maximen aufstellen und sie mit dem Sittengesetz überprüfen. Zum anderen aber bin ich Teil der objektiven Welt, wo meine ganze Existenz duch Kausalgesetze bestimmt wird. Das heisst man könnte sich ein Wesen vorstellen, was alle meine Gedanken und Handlungen voraussagt. Wäre meine praktische Freiheit in dieser Hinsicht
nicht doch eine Illusion?

Hallo

Nein. bedenke dass Kant die Humesche Kausalitätsanalyse teilt. kausalität ist nicht in der Welt. Man kann an einem Ding nicht wahrnehmen es wäre eine Ursache oder ein Wirkung. Wir sind begriffliche Souveräne. Zweitens ist Kants großes Motto „kausalität aus Freiheit“ gerade weil du frei bist, bist du der Urheber deiner Handlungen. Wärest du nicht frei, dann wärest du von Dingen ausser dir bestimmt, so bestimmst du dich selbst. Denn der mensch ist in seinem handeln nicht den naturgesetzen unterworfen, diese bestimmen ihn nämlich nicht zu gänze, wie sie einen Stein bestimmen, sondern sie lassen ihn raum für eigene gesetze. Du gibst dir deine gesetze selbst un d dadurch, dass du sie dir gibst und nicht die Natur bist du der Urheber deiner Taten und dadurch frei. Also Kausalität aus Freiheit.

Viele Grüße
Martin

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hi

Du gibst dir deine gesetze selbst

un d dadurch, dass du sie dir gibst und nicht die Natur bist
du der Urheber deiner Taten und dadurch frei. Also Kausalität
aus Freiheit.

nur eine Kleine Anregung dazu, Fichte, der sich ja als Konkretisierer und vervollständliger Kants sieht, sagt dazu meiner Meinung nach wirklich gut verständliche und ausgeführte Beiträge in der Bestimmung des Menschen (ab dem Glaube-abschnitt).
ist jemandem das werk vertraut? was meint ihr?

Ich habe in einer Interpretation von Kant gelesen, dass das
Prinzip der Freiheit und das Sittengesetz einander
voraussetzen. Das heisst man hätte so einen Zirkel. Weiterhin
sei es nicht möglich das eine oder das andere durch Deduktion
zu erschliessen. Wie ist das alles zu verstehen?
Wieso kann ich nicht frei sein ohne das Sittengesetz zu
befolgen?

Weil du dann im Knast sitzt und das ist ja wohl nicht „frei“

Wie kann man diese Art von Freiheit verstehen?

So:
Schritt 1:
Akzeptiere den kategorischen Imperativ als „wahr“
Schritt 2:
Prüfe dein Wissen auf imperative Inhalte (frage dich ob die Sittengesetze die du kennst imperativ sind)
Schritt 3:
Vergleiche dein Handeln mit deinem Wissen
Schritt 4:
Erkenne deine Unfreiheit resultierend aus dem Nichtbefolgen deines imperativen Wissens
Schritt 5:
Befreie dich, indem du deinen „Imperativen“ folgst.

Ausserdem seien wir als vernünftige Wesen Mitglieder der
Inteligiblen Welt. Sind wir es deshalb, weil wir über
praktische Freiheit verfügen?

Nein, weil wir über Vernunft verfügen.

Was ich zudem nicht verstehe ist dass wir zugleich Teil der
inteligiblen Welt sind aber auch zur objektiven Welt gehören,
wo wir nicht frei sind
da wir Kausalgesetzen unterliegen. Wie kann man denn zugleich
frei und unfrei sein? Ist das nicht ein Paradox?

Nur wenn man die theoretische Möglichkeit ausklammert derjenige zu sein, der den Lauf der Welt (z.B. auch die Sittengesetze) festlegt.

Stefan

„wo wir nicht frei sind, da wir Kausalgesetzen unterliegen. Wie kann man denn zugleich frei und unfrei sein? Ist das nicht ein Paradox?“

Doch das ist es. Und Kant nimmt das in Kauf.
Oder anders er behilft sich so.
Er stellte ja auch seine Antinomien auf… was auf eben paradoxe, widersprüchlichen Prämissen hinauslief.
Kant schaffte es aber eben auch nicht, diese Inkompatibilitäten aufzulösen.

Siehe auch meinen Beitrag dazu - gestern in http://www.philtalk.de/msg/1137073738-210.htm

Gruss
Multi