Freischütz - Arie

Hallo!

Bevor der Freischütz in dieser entstellten Inszenierung in Salburg gespielt wurde, brachte der Sänger Peter Seiffert etwas aus dem Freischütz, nämlich die Arie des Max.

Jetzt bin ich aber der Meinung, das das nicht sein kann, denn eigentlich war das, was er gesungen hat, das hier:

(Rezitativ)
Nein, länger trag ich nicht die Qualen,
Die Angst, die jede Hoffnung raubt!
Für welche Schuld muß ich bezahlen?
Was weiht dem falschen Glück mein Haupt?

(Arie)
Durch di Wälder, durch die Auen
Zog ich leichten Muts dahin;
Alles, was ich konnt’ erschauen,
War des sichern Rohrs Gewinn.
Abends bracht’ ich reiche Beute,
Und wie über eignes Glück,
Drohend wohl dem Mörder, freute
Sich Agathes Liebesblick!

(Rezitativ)
Hat denn der Himmel mich verlassen?
Die Vorsicht ganz ihr Aug’ gewandt?
Soll das Verderben mich erfassen?
Verfiel ich in des Zufalls Hand?

(Arie)
Jetzt ist wohl ihr Fenster offen,
Und sie horcht auf meinen Schritt,
Läßt nicht ab vom treuen Hoffen:
Max bringt gute Zeichen mit!
Wenn sich rauschend Blätter regen,
Wähnt sie wohl, es sei mein Fuß;
Hüpft vor Freuden, winkt entgegen…
Nur dem Laub, nur dem Laub den Liebesgruß.
Doch mich umgarnen finstre Mächte!
Mich faßt Verzweiflung, foltert Spott!
O dringt kein Strahl durch diese Nächte?
Herrscht blind das Schicksal? Lebt kein Gott?
Mich faßt Verzweiflung, foltert Spott!

Das sind doch mehrere Arien, die sich mit Rezitativen abwechseln, oder sehe ich das falsch?

Leider kenn ich das Stück nicht, aber es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass Arien durch Rezitative unterbrochen werden und dann wieder aufgenommen werden. Das hat auch schon Händel gemacht.

Leider kenn ich das Stück nicht, aber es ist durchaus nicht
ungewöhnlich, dass Arien durch Rezitative unterbrochen werden
und dann wieder aufgenommen werden. Das hat auch schon Händel
gemacht.

„He shall feed his flock…“

Mir ist gleich diese wundervolle Melodie eingefallen vom „Messias“.

Ja, ich weiss was du meinst, mir kam es nur komisch vor, dass man zur 3 Arien und Rezitativen „Arie des Max“ gesagt hat.

Die Agathenarie in der gleichen Oper zb. ist durchgängig. Alles Arie.

Hallo,

(Rezitativ) Nein, länger trag ich nicht die Qualen,
(Arie) Durch di Wälder, durch die Auen
(Rezitativ) Hat denn der Himmel mich verlassen?
(Arie) Jetzt ist wohl ihr Fenster offen,
Das sind doch mehrere Arien, die sich mit Rezitativen
abwechseln, oder sehe ich das falsch?

abgesehen davon, dass die Frage etwas spitzfindig ist: Wenn man sie ernst nimmt, muss man sie wohl verneinen, wofür man mehrere Gründe anführen kann.

  1. Wenn du in die Partitur oder den Klavierauszug schaust, findest du den Text unter „Nr. 3. Walzer und Arie“ VEREINT. Also: EINE Arie, durchbrochen von Rezitativen (nicht ungewöhnlich für die frühe Romantik).

  2. Beide Arientexte beziehen sich sowohl inhaltlich als auch thematisch aufeinander. Während der erste Teil die (relative) Unsicherheit Maxens aufzeigt (chromatische Anfangsfigur und punktierte Auf- und Abwärtsbewegungen), findet man im zweiten Arientext am Beginn ruhige Achtelbewegungen ohne Chromatik, die Max gefestigt zeigen. Fazit: TEILE einer EINZIGEN Arie, nicht zwei Arien.

  3. Eigentlich sind es sogar mehr Teile, deren Zusammenhang man z. B. auch daraus erschließen kann, dass deren Tonarten sich aufeinander beziehen:
    a) Nein, länger: Rez. C-Moll
    b) Durch die Wälter: Arie Es-Dur (Paralleltonart!)
    c) Hat denn der Himmel: Rez. Es- Moll
    d) Jetzt ist wohl: Arie G-Dur (Paralleltonart von E -Moll statt Es -Moll)
    e) Doch mich umgarnen: Arie Es-Dur (Verbindung von ausladender Dreiklangmelodik mit chromatischen Einschüben = Sicherheit in der Unsicherheit, Max festigt sich also selbst in seiner Überzeugung)

Es ließen sich noch weitere Argumente bringen, aber mir scheinen die von mir hier aufgelisteten schon hinreichend, um aufzuzeigen, dass es sich nicht um mehrere Arien, sondern um EINE Arie mit eingeschobenen Rezitativen handelt, die eben nur in mehrere durchaus aufeinander bezogene Teile aufgegliedert ist.

Gruß

Bona

Hallo,

(Rezitativ) Nein, länger trag ich nicht die Qualen,
(Arie) Durch di Wälder, durch die Auen
(Rezitativ) Hat denn der Himmel mich verlassen?
(Arie) Jetzt ist wohl ihr Fenster offen,
Das sind doch mehrere Arien, die sich mit Rezitativen
abwechseln, oder sehe ich das falsch?

abgesehen davon, dass die Frage etwas spitzfindig ist: Wenn
man sie ernst nimmt, muss man sie wohl verneinen, wofür man
mehrere Gründe anführen kann.

Wieso sollte man es nicht ernst nehmen, wenn man wissen will, warum mehrere Arien als eine Arie ausgegeben werden.

  1. Wenn du in die Partitur oder den Klavierauszug schaust,
    findest du den Text unter „Nr. 3. Walzer und Arie“ VEREINT.

Bezieht sich das VEREINT nicht auf den Walzer und die Arie, die kommt ja gleich nach dem Walzer. (Wieso dauert der bei manchen Einspielungen kürzer als bei anderen? Steht da in der Partitur etwas davon, dass man ihn abkürzen kann?)

Also: EINE Arie, durchbrochen von Rezitativen (nicht
ungewöhnlich für die frühe Romantik).

DAS wollte ich wissen. Ich bedanke mich, aber die Partitur habe ich leider noch nicht, die werde ich mir erst zulegen. :smile:

  1. Beide Arientexte beziehen sich sowohl inhaltlich als auch
    thematisch aufeinander. Während der erste Teil die (relative)
    Unsicherheit Maxens aufzeigt (chromatische Anfangsfigur und
    punktierte Auf- und Abwärtsbewegungen), findet man im zweiten
    Arientext am Beginn ruhige Achtelbewegungen ohne Chromatik,
    die Max gefestigt zeigen. Fazit: TEILE einer EINZIGEN Arie,
    nicht zwei Arien.

  2. Eigentlich sind es sogar mehr Teile, deren Zusammenhang man
    z. B. auch daraus erschließen kann, dass deren Tonarten sich
    aufeinander beziehen:
    a) Nein, länger: Rez. C-Moll
    b) Durch die Wälter: Arie Es-Dur (Paralleltonart!)
    c) Hat denn der Himmel: Rez. Es- Moll
    d) Jetzt ist wohl: Arie G-Dur (Paralleltonart von
    E -Moll statt Es -Moll)
    e) Doch mich umgarnen: Arie Es-Dur (Verbindung von ausladender
    Dreiklangmelodik mit chromatischen Einschüben = Sicherheit in
    der Unsicherheit, Max festigt sich also selbst in seiner
    Überzeugung)

Also auch als werden-wollender-Dirigent halte ich (nicht böse gemeint) von solchen Erklärungen nichts. Was man da alles reininterpretieren kann, dass irgendwelche chromatischen Figuren mit punktierten Bewegungen die Unsicherheit einer Figur sein soll etc. Also ich bin immer noch der Meinung, dass Musik in erster Linie eine Gefühlssache ist. Während der Rezitative taucht Samiel im hintergrund auf und verwirrt seine Gedanken, oder so, deswegen klingen sie einfach düster. Wenn sich bei „Doch mich umgarnen…“ die Musik so aufschwingt und lauter wird, dann FÜHLE ich doch, wie es dem Charakter geht, und dass Samiel im Hintergrund geistert. Dass sich die Tonarten aufeinander beziehen, auf so was hört doch kein Mensch, schon gar nicht in der Oper, und so wichtig ist das doch auch nicht. Ich finde, letztendlich sollte die Musik und die Melodien im vordergrund stehen.
Aber das ist natürlich Geschmackssache, und ich weiss schon, was jetzt für eine Antwort kommen wird, dass ich keine Ahnung habe und dass jeder Dirigent so denkt etc.
Wenn man Spass daran hat, oder die Musik so auseinandernimmt, dann sage ich auch nichts dagegen, und ich bedanke mich ausserdem für neue Einsichten.

Gruß

Bona

Gruß zurück!

Hallo,

Wieso sollte man es nicht ernst nehmen, wenn man wissen will,
warum mehrere Arien als eine Arie ausgegeben werden.

weil es schlicht eine Definitionsfrage ist.

Bezieht sich das VEREINT nicht auf den Walzer und die Arie,

Ja, aber es ist nur von EINER ARIE die Rede (nach Weber).

Walzer. (Wieso dauert der bei
manchen Einspielungen kürzer als bei anderen? Steht da in der
Partitur etwas davon, dass man ihn abkürzen kann?)

Nein, aber der Walzer besteht aus mehrern Abschnitten, die jeweils in wiederholt werden. Bei solchen Wiederholungen ist es traditionell möglich, sie auch wegzulassen.

Also auch als werden-wollender-Dirigent halte ich (nicht böse
gemeint) von solchen Erklärungen nichts.

Aber Weber schon … :smile:

Gruß

Bona

Hi Eric,

Was man da alles
reininterpretieren kann, dass irgendwelche chromatischen
Figuren mit punktierten Bewegungen die Unsicherheit einer
Figur sein soll etc. Also ich bin immer noch der Meinung,
dass Musik in erster Linie eine Gefühlssache ist.

Ist sie doch auch. (Fast) jeder findet den Zugang zur Musik erstmal über die Gefühlsebene. Hat man Musik aber lang genug gefühlsmäßig „aufgesaugt“, interessiert man sich auch mal dafür, WARUM eben gerade jenes düster klingt, warum, wie in deinem Bsp., etwas „unsicher“ klingt und etwas anderes majestätisch. Das hat alles mit den verschiedensten Komponenten zu tun: Instrumentierung, Melodie, Harmonik, Tonart, Rhythmus, Dynamik, Artikulation etc.
Diese Komponenten stehen natürlich nicht per se für bestimmte Charaktere der Musik, aber da sie seit Jahrhunderten in sich immer ähnelnden Zusammenhängen verwendet werden, können wir schon unbewusst (durch Hörgewohnheit) anhand bestimmter Merkmale erkennen, was was darstellen soll. Soll heißen, in der asiatischen Musiktradition empfindet man wohl andere Sachen als zb. „majestätisch“ als hier.
(die einfachste Gefühlsentscheidung in der Musik ist ja schon mal der Dur/Moll-Unterschied: fröhlich/ traurig, und dann kommt, anfangs unbewusst, später evtl. bewusster z.b. ein Zusammengehörigkeitsgefühl von Musikteilen durch harmonische Zusammengehörigkeit dazu. Insofern ist es nicht unnötig, zu wissen, warum etwas wie ausgedrückt wird, und es ist auch kein Reininterpretieren. Der Komponist hat ja auch bestimmte Stilmittel bewusst verwendet, um diesen und jenen musikalischen Charakter darzustellen.)

Judy

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na wenn’ s sonst keiner macht (ot)
muß ich wohl:

… und ich weiss schon,
was jetzt für eine Antwort kommen wird, dass ich keine Ahnung
habe und dass jeder Dirigent so denkt etc.

Du hast keine Ahnung und jeder Dirigent denkt so.
SCNR

Gruß
Herm

nicht bös gemeint :wink:

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Insofern ist es nicht unnötig, zu wissen, warum etwas wie ausgedrückt wird, und es ist auch kein Reininterpretieren.

stimmt. und für einen angeblich angehenden dirigenten sollte dies umso interessanter sein, da er als gestalter sehr stark beeinflussen kann, wie die vom komponisten vorgegebenen musikalischen mittel umgesetzt werden und die stimmung beeinflussen.

musik ist nicht absolut, sondern je nach interpretation der ausführenden innerhalb eines gewissen rahmens variabel. den rahmen gibt der komponist vor, der kann natürlich weiter oder enger gefaßt sein, aber es sind immer verschiedene aufführungsmöglichkeiten denkbar. und wenn der dirigent keine ahnung hat, wodurch eine stelle düster und verwirrend klingt, dann kann er die stelle auch nicht entsprechend gestalten. dirigent zu sein ist, natürlich verbunden mit einem gefühl für die musik, ein nicht ganz einfach zu erlernendes und viel energie abverlangendes handwerk. mit gefühl allein kommt man da nicht weit.

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hallo!

Also was du sagst klingt an sich sehr schlüssig, aber es ist doch sicher ein Unterschied, ob eine Basstuba tiefe Töne gemeinsam mit dem Kontrabass spielt, oder ob eine Flöte und eine Klarinette ein fröhliches, verspieltes thema spielen. Da merke ich doch, was finster klingen soll, und was nicht.
Sogar Carl Maria von Weber hat das in einem Brief geschrieben „Wenn sie die partitur durchgehen, werden sie kaum eine Stelle finden, an der keine solchen Instrumente oder Klangfarben vorkommen“ oder „… dann musste ich einen Klang finden für das düstere, wofür mir die tiefsten Regionen der Klarinette, und der Bässe etc. geeignet schienen“

Ok, das war jetzt kein 1:1 Zitat, aber sowas hat der KOmponist geschrieben.

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Da merke ich doch, was finster klingen soll, und was nicht.

du hast schon recht, die wahl der instrumente und des registers beeinflussen die stimmung natürlich. aber das ist nur ein aspekt unter vielen. was ist denn, wenn die piccoloflöte und die triangel etwas düsteres spielen? woher kommt das? oder geht das gar nicht?

Mhm, das stimmt schon… vielleicht an der Melodie?
Obwohl, wer würde eine Piccoloflöte für etwas düsteres einsetzen, wenn nicht mit anderen Instrumenten?

Bevor ich weiter antworte muss ich einräumen, dass mich dieses Thema sehr wohl interessiert und ich das keineswegs für Müll halte, was ihr davon denkt, ich frage lediglich nach bzw. halte irgendwas entgegen, wo ich denke, dass es nicht so ist, um dann aus eure Antworten zu lernen.
ich lasse mich gerne überzeugen!

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

wer würde eine Piccoloflöte für etwas düsteres
einsetzen, wenn nicht mit anderen Instrumenten?

im „Fliegenden Holländer“ wird die Piccoloflöte oft genau hierfür eingesetzt, um die anderen Instrumente mit ihrer Grellheit zu verdüstern im Sinne von Unheimlichmachen.

Gruß

Bona

Genau deswegen will ich nicht, dass du vom Humperdinck redest, aber seis drum.

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Danke für das Gespräch. Ich glaube nicht, dass ich Lust habe, auf diesem Niveau weiterzureden.

Alles Gute

Obwohl, wer würde eine Piccoloflöte für etwas düsteres
einsetzen, wenn nicht mit anderen Instrumenten?

nun ja, da kommt ein weiterer aspekt ins spiel: oft ist ein instrument an einen charakter gebunden. wenn dieser charakter stimmungsschwankungen durchmacht, muß das instrument diese musikalisch transportieren können. da greift der komponist eben zu anderen mitteln, zum beispiel zu melodischen, rhythmischen und harmonischen.

Genau deswegen will ich nicht, dass du vom Humperdinck redest,
aber seis drum.

dürfen wir auch erfahren, worum es in dieser unterschwelligen auseinandersetzung geht?

[MOD] Teilthread abgeschlossen
Hallo ihr Lieben,

dürfen wir auch erfahren, worum es in dieser unterschwelligen
auseinandersetzung geht?

Fände ich eigentlich auch sehr interessant, aber vielleicht wäre es doch besser diese Off-Topic-Informationen per Mail auszutauschen, oder, einen hohen Unterhaltungswert vorausgesetzt, im Plauderbrett weiterzudiskutieren.

Deshalb schließe ich mal besser hier ab.

Gruß
Roland (MOD)