Der Mietspiegel gaukelt eine Vergleichbarkeit und Objektivität vor, die in der Form nicht gegeben ist, weil dort der Wohnungsbestand einer ganzen Stadt in wenigen Zahlen zusammengefaßt wird. Für Düsseldorf gibt es bspw. zwei Spalten (ohne zentrale Beheizung mit Bad/Dusch oder mit zentraler Beheizung ohne Bad/Dusche UND mit zentraler Beheizung und mit Bad/Dusche) sowie zwölf Zeilen, in denen die Erstellungszeiträume und Wohnlagen abgebildet sind. Da es ab 1961 keine Wohnungen mehr ohne zentrale Beheizung und ohne Bad mehr gibt, wird der gesamte Wohnungsbestand in Düsseldorf mit 20 Zahlenpaaren (Miete von/bis) abgefrühstückt.
Dazu gibt es eine Anlage, in der noch Auf- und Abschläge pro Quadratmeter bspw. für SAT-TV, Aufzüge, Wärmedämmung und Wohnungen ohne Bad aber mit WC aufgeführt sind. Alle sin allem totaler Bullshit und vollkommen nutzlos, wenn man die richtige Miete bspw. für eine moderne Neubauwohnung mit gehobener Ausstattung ermitteln will. Der Mietspiegel endet nämlich bei 11 Euro je Quadratmeter und selbst wenn man alle Aufschläge der Anlage berücksichtigt, wird man kaum einen Wert von über 12 Euro ermitteln können. Das entspricht aber - vorsichtig formuliert - nicht ganz den Marktgegebenheiten.
Gleichwohl ist dieser antiquarische Mietspiegel, mit dem man eher die ortsübliche Vergleichsmiete für eine abbruchreife Wohnung aus den 60ern mit Kohleofen und ohne Fenster ermitteln kann als für eine Neubauwohnung nach ENEV 2014 mit LAN-Anschlüssen in jedem Zimmer, ist aber nun einmal das Maß aller Dinge.
Es ist absehbar, daß es in den nächsten Jahren hunderte Mieter geben wird, die mit dem Mietspiegel wedelnd vor ihrem Vermieter stehen und eine Reduzierung der Miete verlangen. Eine vergleichbare Mietwohnung zu finden, für die eine der ursprünglichen Miete entsprechende Miete gezahlt wird, dürfte äußerst schwierig werden, denn erstens kommen kaum neue Mietwohnungen auf den Markt und zweitens kann man als Vermieter schlecht durch die Straßen rennen und Leute nach ihren Wohnungen und ihren Mieten befragen.
Gleiches gilt auch für Wohnungen, die man über immoscout und Konsorten finden kann. Dort wird man nur in den seltensten Fällen drei Wohnungen finden die über alle Kriterien hinweg (Größe, Ausstattung, Lage, Aufteilung usw.) tatsächlich vergleichbar sind und zwar so vergleichbar, daß nicht einer der beiden Kontrahenten problemlos auf einen Punkt hinweisen kann, der eben nicht vergleichbar ist.
Es wird also beim Mietspiegel bleiben, sofern man nicht gerade einen Gutachter bemühen will, der aber letztlich das gleiche Problem haben wird: das einzig öffentlich zugängliche Instrument ist der Mietspiegel und ob sich ein Gutachter darauf einlassen wird, irgendwelche Werte zu ermitteln, die er nicht belegen kann.