Fremdgehen nach der Hochzeit

Hallo.

Nach der Hochzeit bemerkt die Frau / der Mann dass es überall potentielle Liebhaber gibt.

Was kann der Grund sein?

Ist es das Gefühl des Verheirateten mit der „endgültigen“ Entscheidung Heirat evtl. etwas verpasst zu haben? Und somit Signale aussendet auf die die Umwelt reagiert?

Oder fühlen sich manche Menschen dazu „berufen“, es bei verheirateten Personen mal zu probieren. Also etwas haben zu wollen, was einem anderen gehört?

Ich kann mir vorstellen, dass es dafür einen Erklärungsversuch aus der Psychologie gibt. Vielleicht weiss jemand ein Fachwort für das Phänomen - dann könnte ich mal ein bisserl googeln.

Viele Grüße,
Wolfgang

Zielgruppenwechsel
Moin,

Nach der Hochzeit bemerkt die Frau / der Mann dass es überall
potentielle Liebhaber gibt.

Was kann der Grund sein?

Man kann relativ sicher sein, dass der/die-jenige keine Ehe anstrebt. Schließlich ist er/sie ja schon verheiratet. Das ist also für eine „Liebhaberei“ ideal.

Menschen, die ihrerseits jedoch heiraten wollen, werden eine(n) Verheiratetete(n) im Allgemeinen in Ruhe lassen :smile:

Gruss
Marion

Hallo Marion,

Man kann relativ sicher sein, dass der/die-jenige keine Ehe
anstrebt. Schließlich ist er/sie ja schon verheiratet. Das ist
also für eine „Liebhaberei“ ideal.

Ja klar. Kann mit vorstellen, dass sowas ein Zeichen von „Abnutzung der Ehe“ ist. Aber es handelt sich hier nicht um Ehemüdigkeit, sondern das passierte einen Monat nach der Hochzeit. Die 5 Jahre Zusammenleben zuvor waren ja ohne Probleme. Die Hochzeit muss also sowas wie ein Auslöser gewesen sein.

Grüße,
Wolfgang

Kognitive Dissonanz

Ich kann mir vorstellen, dass es dafür einen Erklärungsversuch
aus der Psychologie gibt. Vielleicht weiss jemand ein Fachwort
für das Phänomen - dann könnte ich mal ein bisserl googeln.

Hallo Wolfgang,

klingt für mich ein bisschen nach „Kognitiver Dissonanz“. Den Begriff aus der Psychologie kenne ich zwar nur aus dem Marketing (zB beim Autokauf), lässt sich vermutlich aber auch auf die Ehesituation übertragen. Schauen wir mal:

Kognitive Dissonanz:

Definition: Der Begriff wurde von L. FESTINGER eingeführt und ist die Bezeichnung für einen unangenehm erlebten Zustand, der aus widersprüchlichen Erfahrungen oder Einstellungen in bezug auf den gleichen Gegenstand hervorgeht und nach einer Veränderung verlangt. Die k. D. tritt z.B. dann auf, wenn zwischen zwei gleichwertigen Alternativen entschieden werden soll. Beispiel: Die Wahl beim Kauf eines neuen Autos. Zwei verschiedene Automarken bieten den gleichen Komfort, die gleiche Sicherheit und kosten auch das gleiche. Für welche Marke soll sich der Käufer entscheiden?

So, ist es doch bei der Ehe auch. Man lebt 5 Jahre mit einer Frau, schliesslich heiratet man. Vielleicht erlebt man auch eine k.D., weil man sich für eine Frau entschieden hat und damit auf alle anderen verzichten muss.

„Nach Festinger wird k. D. als unangenehm erlebt und erzeugt Druck, die Dissonanz verringern zu wollen. Um dies erreichen zu können, müssen neue, spannungslösende Schritte eingeleitet werden. Dies läßt sich auf mehrere Arten erreichen, z.B. durch die Suche nach neuen Informationen, durch eine Einstellungsänderung, durch ein Handlungsänderung (s. Handlung) usw.“

Dies könnte doch ein Fremdgehen sein. Man kann die Situation nicht ertragen und sucht eine spannungslösende Situation. Ich kenne das selbst aus dem Bekanntenkreis. Ein Mann, frisch verheiratet, Ehefrau schwanger, geht zum ersten Mal in seinem Leben genau in dieser Situation fremd. Ich kölnnte mir vorstellen, dass dies zusammenhängt und freue mich, wenn ein echter Experte das bestätigen könnte.

Gruss,
Klaus

Hallo Wolfgang,

Ja klar. Kann mit vorstellen, dass sowas ein Zeichen von
„Abnutzung der Ehe“ ist. Aber es handelt sich hier nicht um
Ehemüdigkeit, sondern das passierte einen Monat nach der
Hochzeit. Die 5 Jahre Zusammenleben zuvor waren ja ohne
Probleme. Die Hochzeit muss also sowas wie ein Auslöser
gewesen sein.

ok, da hatte ich dich wohl falsch verstanden.
Ich hatte deine Ausgangsfrage so verstanden dass du wissen wolltest, warum Verheiratete für andere Menschen als Liebhaber attraktiv sind (also quasi die Umkehrung von dem, was du oben beschreibst).

Warum Menschen nach ihrer Hochzeit anfangen, sich Liebhaber zu suchen, das kann sicher mehrere Gründe haben (mir fallen da auf Anhieb schon zwei bis drei ein). Falls du einen konkreten Fall im Sinn hast, würde ich dir empfehlen, die betreffende Person einfach zu fragen.

Gruss
Marion

neue Dimensionen
Hi Wolfgang

Die Hochzeit muss also sowas wie ein Auslöser gewesen sein.

Das siehst du ganz richtig. Die nun auch zusätzlich amtlich bestätigte feste Bindung erzeugt eine vorher nicht erkennbare und vorher nicht vorhandene Möglichkeit von Lust: „Fremdgehen“ hat eine ganz eigene Dynamik - ohne Bindung gibt es keinen „Seitensprung“.

Warum das so ist, ist gar nicht so unverständlich: Der Flirt (und was immer dabei impliziert ist), ist jetzt erst frei von einem Bindungsinteresse, das sonst dabei immer beim Flirtpartner (oder auch bei sich selbst) dahinter gewittert werden könnte. Er ist jetzt erst das, was er ist: Ein Selbstwert - l’art pour l’art - und kann daher auch jetzt erst stressfrei genossen werden.

Gruß

Metapher

Hallo Metapher,

Warum das so ist, ist gar nicht so unverständlich: Der Flirt
kann daher auch jetzt erst stressfrei genossen werden.

Das ist leider das Problem. Stressfrei läuft das eben nicht ab. Ich weiss, dass die Person ziemlich unter dem Zustand leidet und
a: nicht weiss warum das so ist
b: ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Ehepartner hat
c: und auch nicht weiss wie aus dem ganzen rauskommen (will/kann nicht aufhören damit).

Deine Erklärung würde mich beruhigen, wenn das ganze wirklich so problemlos wäre - allein die Tatsache, dass ich eingeweiht wurde zeigt mir, dass da mehr dahinter steckt als nur mal ein bisserl rumflirten.

Grüße,
Wolfgang

Hallo Klaus,

aus wohl der gleichen Quelle wie deine Erklärung:

Zitat:
„Beispiel: Ist die Entscheidung für die Wahl der Automarke getroffen worden, sieht diese Person nur noch die Reklame und die angepriesenen Vorzüge der gekauften Automarke. Die Reklame der anderen Automarken wird nicht mehr beachtet.“

Das wäre ja dann eigentlich genau das Gegenteil: in den Jahren des unverheirateten Zusammenseins fragt man sich ob man den Partner heiraten soll oder einen der anderen 3 Milliarden (=kognitive Dissonanz).
Nach der Hochzeit (=Autokauf) „träumt“ man sich den Partner als Optimum - und ignoriert die Abwerbeversuche der Konkurrenz.

Was anderes wäre natürlich, wenn sich die Person mit der Hochzeit bewusst wird, einen Fehler gemacht zu haben - sich also dem Zustand der kognitiven Dissonanz nicht vorher gestellt zu haben.

Grüße, Wolfgang

das sieht schon anders aus …
Hi Wolfgang

allein die Tatsache, dass ich eingeweiht wurde zeigt mir, dass da mehr dahinter steckt als nur mal ein bisserl rumflirten.

ok, verstehe, dann sieht es dramatischer aus. Oder besser gesagt: Es liegt etwas „tiefer“. Vor allem, wenn

… die Person ziemlich unter dem Zustand leidet und
a: nicht weiss warum das so ist
b: ein schlechtes Gewissen gegenüber dem Ehepartner hat
c: und auch nicht weiss wie aus dem ganzen rauskommen
(will/kann nicht aufhören damit).

Zahlreiche ähnlich strukturierte Beispiele sind mir bekannt - vor allem im Gebiet der sogenannten Persönlichkeitsstörungen finden sich neben anderen Verhaltensweisen auch solche, wie du sie beschreibst - auch solche, die man als Varianten nymphomanen Verhaltens auffassen kann.

Aber bitte Vorsicht: Damit ist nicht gesagt, daß es sich um eine Person handeln könnte, die auch ansonsten ihre zwischenmenschliche Interaktion und ihr sonstiges Sozialverhalten nicht kompetent bewältigen könnte. Probleme mit der Ich-Organisation und der Psychodynamik fallen sehr oft überhaupt nicht, oder nur in ganz spezifischen Bereichen auf, wenn es Auslöse-Szenarien gibt.

Die Grundstruktur dieses Verhaltens liegt aber auch dann trotzdem in der Richtung, die ich andeutete, nur daß es den Betroffenen nicht möglich ist, es selbst zu reflektieren (und daher auch nicht zu steuern), auch wenn sie sonst eine hervorragende Fähigkeit zur Selbstreflexion haben. Die inneren Bewegungen, die diese Verhaltensweise als äußerlich erkennbare Eigenart zur Folge haben, sind ihr unbewußt (was in deiner zitierten Selbstbeschreibung ja auch angedeutet ist).

Offenbar wird in solchen Fällen ein latentes Problempotential durch das äußere Ereignis „freigelegt“ - wobei das „Problem“ allerdings hauptsächlich durch die Konflikte mit gesellschaftlichen Normen und partnerschaftlichen Erwartungen und Wünschen (auch den eigenen) charakterisiert ist. Mit Moral hat das Ganze jedoch nicht das geringste zu tun. Der Partner dieser Person sollte daher auch unbedingt vermeiden, in dieser Richtung Vorw+rfe zu machen. Das wäre fatal!

Da die Person, die du beschreibst, offenbar selbst ihr Verhalten nicht durchschaut, wird sie sicher nach Wegen suchen, es in den Griff zu bekommen. Das geht in der Regel nur mit spezieller Hilfe von Gesprächspartnern, die in diesen Dingen kundig sind.

Weiteres dazu zu sagen, ist leider auf diesem Wege nicht möglich, das unmittelbare Gespräch mit der betroffenen Person wäre dazu nötig und auch in der äußeren Beschreibung mehr Information. Z.B.:

Wie spielen sich diese Beziehungen genau ab?
Wie weit gehen sie?
Sind es zahlreiche, immer wieder neue, oder nur ein einzelner „fremder“ Partner?
Wie bekommt die Person diese Kontakte? Sucht sie sie gezielt? Provoziert sie gezielt, von „Fremden“ angesprochen zu werden?
Da sie sich ja, wie du sagst, geoutet hat: Erzählt sie auch Einzelheiten? Versucht sie Meetings zu verheimlichen? usw. usw.

Du sagtest, daß 5 Jahre vor der amtlichen Eheschließung die Beziehung problemlos war. Es zeigt sich jedoch immer, daß einige Verhaltensmerkmale „eigentlich“ auch vorher erkennbar gewesen wären … nur halt beobachtet man ja nicht unbedingt in solche Richtungen.

Da die Person ihr Verhalten selbst problematisiert, sehe ich jedenfalls keinen Grund, die Beziehung generell in Frage zu stellen. Daß es der Partnerperson allerdings ans Nervenkostüm geht, steht ganz außer Zweifel. Vorschläge, wie man sich als Partner dazu verhalten kann, sollten daher unbedingt eingeholt werden.

Grüße

Metapher

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Hallo Metapher,

danke für die ausführliche Antwort. Da hab ich jetzt einiges zum drüber nachdenken gefunden.

Aber bitte Vorsicht: Damit ist nicht gesagt, daß es
sich um eine Person handeln könnte, die auch ansonsten ihre
zwischenmenschliche Interaktion und ihr sonstiges
Sozialverhalten nicht kompetent bewältigen könnte.

Doch, doch - eben damit gibt es auch sonst Probleme…

Da die Person, die du beschreibst, offenbar selbst ihr
Verhalten nicht durchschaut, wird sie sicher nach Wegen
suchen, es in den Griff zu bekommen. Das geht in der Regel nur
mit spezieller Hilfe von Gesprächspartnern, die in diesen
Dingen kundig sind.

Jetzt ist eine ähm… Familienaufstellung (oder so heisst das, glaub ich) geplant. Da hab ich aber die Befürchtung, dass da wieder viel zu viel reininterpretiert wird und die Verwirrung nur noch größer wird…

Der Partner
dieser Person sollte daher auch unbedingt vermeiden, in dieser
Richtung Vorwürfe zu machen. Das wäre fatal!

Da das ganze ja (noch) geheim ist, kann der Partner nicht helfen - sondern sich nur über seltsame Verhaltensmuster wundern. Und ob dann, wenns rauskomt der erste Gedanke: „Keine Vorwürfe machen - ich muss helfen“ ist… also meine Reaktion wäre es gewiss nicht!

Konflikte mit
gesellschaftlichen Normen und partnerschaftlichen Erwartungen
und Wünschen (auch den eigenen)

Bingo! - sag mal… hast du Zugriff auf mein email-Postfach? :wink:

Es zeigt sich jedoch immer,
daß einige Verhaltensmerkmale „eigentlich“ auch vorher
erkennbar gewesen wären … nur halt beobachtet man ja nicht
unbedingt in solche Richtungen.

Stimmt schon - aber das hat nie zu solchen Konflikten geführt. Wenn ich von meinen 4 Arbeitskolleginen schwärme, hat das gar nichts zu sagen - wenn ich mich aber zwei mal die Woche heimlich mit einer treffe sehr wohl. Und wenn das dann rauskommt gibt es immer welche die sagen: Hat der nicht schon immer von ihr geschwärmt?

Vorschläge, wie man sich als
Partner dazu verhalten kann, sollten daher unbedingt eingeholt
werden.

Oh je… da ich das dem Partner garantiert nicht sagen werde, bleibt mir wohl nur übrig den „big bang“ abzuwarten und dann Schadensbegrenzung zu betreiben.

Weiteres dazu zu sagen, ist leider auf diesem Wege nicht
möglich,

Ich finde das, was du geschrieben hast schon ziemlich hilfreich. Wenns dir nichts ausmacht: meinst du du könntest mich (falls sich die Lage zuspitzt) noch mal per email beraten?

Nochmal vielen Dank und Grüße,
Wolfgang

mail for you (o.w.T.)