Fremdsprache für einen Ingenieur

Guten Tag!

Ich studiere momentan Materialwissenschaften und habe vor, während meines Studiums noch eine Fremdsprache zu lernen.
Ich kann bisher fließend Englisch und akzeptabel Französisch sprechen.
Welche Sprache, denkt ihr, wird mir in Zukunft am vorteilhaftesten sein? Spanisch ist mir zu „normal“, Chinesisch ist nach allem was ich höre extrem schwierig. Ich weiß noch nicht, mit welcher Region ich später viel zu tun habe und fände es gut, wenn ich nicht zu viel Zeit&Energie in das Erlernen der Sprache investieren muss.

Danke im Voraus,
Gruß

ZombieChe

Hallo,

bei einer solchen Frage drängen sich mir automatisch ein paar Gegenfragen auf:

Zunächst: Wie definierst du „fließend“ Englisch und „akzeptabel“ Französisch? Hast Du die Sprachen „nur“ in der Schule gelernt oder auch sonstige (Fach-)Sprachkurse gemacht bzw. warst längere Zeit im Ausland? Denn Schul- oder Urlaubssprachkenntnisse alleine erleichtern zwar sicherlich die Kommunikation während einer Dienstreise, qualifizieren jedoch noch lange nicht für komplexe Fachdiskussionen. Das heißt, Du könntest/solltest, bevor Du eine neue Sprache anfängst, evtl. erst einmal Deine Fachsprachenkenntnisse in den Sprachen ausbauen, die Du schon kannst.

Wobei sich daran eine andere Frage anschließt: Willst Du die neue Sprache gezielt als Zusatzqualifikation fürs Berufsleben lernen oder eher nebenbei für Urlaub und Freizeit? Wenn es für den Beruf sein sollte, solltest Du Dich mal beim Sprachenzentrum Deiner Uni/Hochschule erkundigen, ob es bei Euch (nach Anfängerkursen) auch konkrete Fachsprachenkurse in den entsprechenden Fremdsprachen gibt. Interessant wäre es auch zu wissen, ob es Kooperationen mit ausländischen Hochschulen gibt, die Dir ein Auslandssemester ermöglichen würden, in dem Du Deine Kenntnisse ausbauen könntest.
Denn, um mein obiges Argument aufzugreifen: Was bringt es Dir z.B., wenn Du auf einer Dienstreise auf Russisch, Portugiesisch, Hindi oder Kisuaheli übers Wetter smalltalken könntest, für konkrete Projektdiskussionen aber grundsätzlich ins Englische wechseln müsstest?

Zudem solltest Du noch zwei Punkte bedenken: Zum einen wäre es schon geschickt, wenn Du Dich – unabhängig von dem bisher Gesagten – für eine Sprache entschiedest, für die Du zumindest ein (kulturelles, geographisches o.ä.) Grundinteresse hättest. Denn dann lernt es sich deutlich besser, als wenn man so gar keinen Bezug zu einer Sprache/einem Kulturraum hat. Zum anderen lass Dir gesagt sein: Wenn Du eine Sprache ernsthaft lernen willst, musst Du schon ein gewisses Maß an Zeit und Energie investieren. So nebenbei schafft man das leider Gottes nicht…

Gruß,
Stefan

Hallo,

Ich
weiß noch nicht, mit welcher Region ich später viel zu tun
habe und fände es gut, wenn ich nicht zu viel Zeit&Energie in
das Erlernen der Sprache investieren muss.

Wie wäre es mit Spanisch? Das wird in ganz Südamerika gesprochen und es ist einfacher als Französisch, weil maskulin/feminin und die Platzierung der Akzente festen Regeln folgen.

Allerdings würde ich auch dem Chinesischen einfach mal eine Chance geben. Mit einem Anfängerkurs ist nicht viel kaputt; du kannst dich dann immer noch entscheiden, ob du weiter lernen möchtest oder nicht.

Schöne Grüße

Petra

Hi,

ich kann mich den Argumenten meines Vorredners nur anschließen, möchte aber zum Thema Spanisch ergänzen. Du sagst, Spanisch sei zu „normal“. Warum ist Spanisch zu „normal“? Weil viele Leute es lernen oder lernen wollen. Warum wollen viele Leute Spanisch lernen? Weil es von sehr vielen Menschen gesprochen wird (es gibt mehr Spanisch- als Englischmuttersprachler). Ferner wohnt die Masse der Spanischmuttersprachler in Ländern mit enormem Entwicklungspotential, nämlich in Lateinamerika. Deshalb ist Spanisch die ideale Sprache in Ergänzung zu Englisch, gerade wenn man noch nicht weiß, mit welcher Region man es später zu tun hat. Aber ich denke, die Wahrscheinlichkeit, dass man es als Ingenieur einmal mit Lateinamerika zu tun bekommt, ist nah bei 100%. Mit der gleichen Begründung könntest du auch mal über Portugiesisch nachdenken (Brasilien: fast 200 Mio. Leute). Beide Sprachen kannst du auch ohne großen Aufwand lernen, wenn dein Englisch und Französisch wirklich so gut sind, wie du sagst. Ansonsten könnte Russisch noch nützlich sein, da auch Russland und die anderen GUS-Staaten großes Entwicklungspotential haben. Allerdings ist Russisch für die meisten anfangs schwieriger zu lernen. Das Alphabet ist nicht so das Problem, aber man sich an die vielen Fälle und dann besonders an die Verbaspekte und die (Un-)Bestimmtheit von Bewegungsverben gewöhnen. Beim Thema Entwicklungspotential von Ländern fällt mir noch Arabisch als vermutlich nützliche Sprache ein. Aber das dürfte noch schwieriger zu erlernen sein.

Zum Thema Fachsprache: Es ist klar, dass du die Fachsprache deines Gebietes auf Englisch beherrschen musst. Wenn du deinen Arbeitsplatz in D hast und Fremdsprachen „nur“ bei Arbeitstreffen mit ausländischen Partnern brauchst, musst du nach meinem Dafürhalten nicht unbedingt die Fachsprache in der jeweiligen Sprache draufhaben, denn du wirst die Sprache wirklich nur zum Smalltalk gebrauchen, während die Arbeitssitzungen auf Englisch stattfinden. Wenn du aber in einem anderen Land arbeiten möchtest, musst du natürlich die Fachsprache der jeweiligen Landessprache draufhaben, da man innerhalb der Arbeitsgruppen die Landessprache benutzt, außer es handelt sich um eine Sprache mit relativ wenigen Sprechern und in der Arbeitsgruppe sind viele Ausländer. Aber je mehr Sprecher und je mehr Prestige die Sprache hat, umso höher ist der Druck auf die Ausländer in der Arbeitsgruppe, ebenfalls die Landessprache zu benutzen. Habe ich selbst in Frankreich beobachtet: Viele Ausländer in der Arbeitsgruppe, aber selbstverständlich wurde ausschließlich Französisch gesprochen. Ich gehe davon aus, dass das in den spanischsprachigen Ländern ähnlich ist.

Viele Grüße

Marco

Hi,

Naja, Spanisch ist in sofern zu normal, da es relativ viele andere Ingenieure können und ich mich somit nicht von den abheben könnte^^ Dass es sinnvoll wäre, weiß ich schon.

Allerdings ist Russisch für die
meisten anfangs schwieriger zu lernen. Das Alphabet ist nicht
so das Problem, aber man sich an die vielen Fälle und dann
besonders an die Verbaspekte und die (Un-)Bestimmtheit von
Bewegungsverben gewöhnen.

Als würdest du mir von Russisch eher abraten? Ich hab halt nicht den Elan mich neben dem Studium noch soo extrem in ne Sprache reinzuhängen.

Zum Thema Fachsprache: Es ist klar, dass du die Fachsprache
deines Gebietes auf Englisch beherrschen musst. Wenn du deinen
Arbeitsplatz in D hast und Fremdsprachen „nur“ bei
Arbeitstreffen mit ausländischen Partnern brauchst, musst du
nach meinem Dafürhalten nicht unbedingt die Fachsprache in der
jeweiligen Sprache draufhaben, denn du wirst die Sprache
wirklich nur zum Smalltalk gebrauchen, während die
Arbeitssitzungen auf Englisch stattfinden.

Englisch kann ich auch als Fachsprache halbwegs gut, die paar Vokabeln, die ich da noch nicht kann lern ich wenns soweit ist.

Wenn du aber in
einem anderen Land arbeiten möchtest, musst du natürlich die
Fachsprache der jeweiligen Landessprache draufhaben, da man
innerhalb der Arbeitsgruppen die Landessprache benutzt, außer
es handelt sich um eine Sprache mit relativ wenigen Sprechern
und in der Arbeitsgruppe sind viele Ausländer.

Ich denke, ich brauch die Sprache eher zum Smalltalk bei Treffen, die Fachsprache, wie du sagst nur, falls ich mal in das entsprechende Land gehen sollte.

Jetzt wo ich das so schreibe, komm ich zur Erkenntnis: Falls ich mal in einem anderen (nicht Englisch/Frazösisch sprachigen) Land arbeiten werde, sollte das ja ein Land sein, von dem ich die Sprache schon ein wenig beherrsche und ne längere Zeit in Russland oder Arabien verbringen möchte ich echt nicht.

Danke & danke auch an die anderen Antwortenden,
Grüße,
ZombieChe