Fremdsprachen sprechen bzw. verstehen

Hallo zusammen,

unter Freunden haben wir neulich diskutiert was die Ursache dafür sein könnte, dass es zwei Fremdsprachen"typen" gibt: die, welche die Sprache besser verstehen als sprechen und die anderen, die schlecht verstehen aber ganz passabel sprechen können. Als linguistische Laien konnte das keiner beantworten.

Selbstverständlich handelt es sich dabei um Menschen, die eine Sprache nicht fließend sprechen…

Wer kann mir dazu was sagen?

Gruß,
Anja

Wer kann mir dazu was sagen?

Hallo Anja,
warum jemand besser sprechen als verstehen kann, dazu habe ich eine Idee: Der Sprecher verwendet die Wörter und Satzkonstruktionen, die er auch gut kennt.
Beim Zuhören muss man sich auf die vielleicht weniger geläufigen Wörter und Wendungen einlassen, die der Sprecher benutzt.

Gruß
PW

Hi PW,

ja, das leuchtet mir ein.

Danke,
Anja

Hi.

Aus eigener Erfahrung.

Auf Englisch kann ich relativ viel sagen. Was ich höre verstehe ich kaum. Texte kann ich entziffern.
Mit der Russische geht genau so.

Deutsch habe ich erst verstanden aber lange Zeit nicht richtig sprechen können.

Rumänisch habe ich in sehr kurzer Zeit schon ansatzweise verstanden aber keinen Satz zustande gebracht.

Nach meiner Meinung hängt das damit zusammen, dass ich im Deutschland und Rumänien lebte nicht aber im England und Russland.

Gruß.

Balázs

Hallo,
Das frug ich mich auch schon öfter. Ich lerne Chinesisch (schon 'ne ganze Weile) und bin grad in China für ein Jahr… ich habe keine Probleme, mich auszudrücken, ich kann alles sagen, was ich will, auch relativ schnell. Aber ich habe große Probleme, Chinesen zu verstehen. Dialekte sind natürlich immer schwierig (hab’s zurzeit mit Kunming-hua und Wuhan-hua zu tun *brrr*), aber auch wenn sie Mandarin sprechen, versteh ich oft nichts…
Mein Mitbewohner aus Sri Lanka hat’s umgekehrt: er versteht das meiste, kann sich aber nur schlecht ausdrücken und hat auch keine so gute Aussprache.
Wenn was wichtiges/kompliziertes zu erledigen ist, irgendwas in der Bank oder auf der Polizeistelle, nehm ich ihn mit, damit er mir übersetzen kann (manchmal sogar auf Chinesisch), was die Leute sagen, und ich bin dabei, damit ich dann sagen kann, was wir wollen. Schon lustig…

Ich habe auch angefangen Thai zu lernen, und dort tritt das gleiche Problem auf. Ich kenne ca. 600 Wörter und da ich mit meinen eigenen Methoden und nicht nach Lehrbuch lerne, sind das in etwa die für mich wichtigsten 600 Wörter. Mit denen kann ich sehr sehr viel sagen, auch wenn ich mich damit sehr einfach ausdrücke. Man kann sehr viel mit einfachen undifferenzierten Wörter ausdrücken, auch wenn man die Fachwörter nicht kennt (statt „abheben“ kann man auch mal „holen“ sagen; statt „bevorzugen“ „mehr mögen“, statt „Antiquariat“ „Laden für alte Bücher“ usw). Benutzen Einheimische dann die Begriffe, versteht man sie nicht. Jedenfalls geht’s mir so. Da mein Thai noch sehr rudimentär ist, merk ich das da noch stärker als in anderen Sprachen.

Bei Englisch ist’s andersrum: spricht einer Englisch mit mir, verstehe ich praktisch 100 %, auch wenn er schnell spricht. Spreche ich, komm ich hin und wieder ins Stottern (hab das Gefühl, mein Englisch ist in China schlecher geworden) und mir fallen relativ einfache Begriffe wie „forschen“ oder „Igel“ manchmal nicht ein, obwohl ich sie kenne.

Mir scheint es an der Art zu liegen, wie man Sprachen lernt, also nicht unbedingt am Typ Mensch an sich. Ich habe Englisch anders gelernt als Chinesisch und Thai. Die letzteren Beiden lerne ich vor allem aktiv durch Vokabeln (ANKI!), Englisch habe ich v.A. durch Benutzen und Hören gelernt, Filme, Bücher, Internet usw.

Eventuell klappt es besser mit beiden Seiten, wenn man die beiden Methoden besser kombiniert als ich das tue.

Gruß,

  • André
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Hi André,

Ich lerne Chinesisch (…)
und bin grad in China (…)
ich habe keine Probleme, mich auszudrücken, ich kann alles
sagen, was ich will, auch relativ schnell. Aber ich habe große
Probleme, Chinesen zu verstehen.

Ich habe gerade einen russischen Untermieter. Der sagt immer: Ich bin wie ein Hund; ich verstehe alles, kann aber nichts sagen. Das ist die Kehrseite der Medaille. Das finde ich ja so interessant.

Mir geht es im Französischen wie Dir im Chinesischen. Ich kann - z.T. mit den von Dir genannten Umschreibungen - fast alles sagen. Aber wenn die dann loslegen (noch dazu mit katalanischem Einschlag) gebe ich mich oft geschlagen.

Gruß,
Anja