Fremdwortgebrauch

Hallo,
Was hälst Du von unserem übermäßigen Fremdwortgebrauch. Ich habe vor ca. 2 Jahren im Kaufhaus ein Fremdwörterbuch für nur 5 € gekauft. Dieses ist mein Lieblingsbuch und außerdem so ziemlich das einzigste Buch, daß ich regelmäßig benutze. Ich habe viele Fremdwörter schon nachgelesen. Aber jedesmal denke ich, d.h. ich ärgere mich, daß unsere deutsche Sprache angeblich nicht auskommt ohne Fremdwörter und schwere Fremdwörter eine ganz simple Bedeutung haben. Ich verstehe den Sinn der sprachlichen Überfremdung nicht, so nach dem Motto

Was denkst Du? Schöne Grüsse von Heymann !

Aküfi ist schlimmer
endoplasmatisches Retikulum

Lysergsäurediethylamid

Tetrahydrocannabinol

hypotrophische Nutrition

Dihydrogenmonoxid

Desoxyribonukleinsäure

Gastroenteritis

Hypoallergen

Pneumonie

induL

TrÜbPl

SXG

HMN

Gruß

Stefan

Tach,

Ich verstehe den
Sinn der sprachlichen Überfremdung nicht, so nach dem Motto

dann formuliere mal einen Text , ohne ein Fremdwort zu gebrauchen. Es dürfte Dir schwer fallen, denn viele Wörter haben sich schon so eingewohnt, daß sie kaum als Fremdworte zu erkennen sind. Oder sind z.B. Nase, Fenster, Tisch etwa keine deutschen Worte?! - Überraschung!

Sprachen leben nun mal, sonst sprächen wir wohl noch so:

Ik gihorta dat seggen,
dat sih urhettun ænon muotin,
Hiltibrant enti Hadubrant untar heriun tuem.
sunufatarungo iro saro rihtun.
garutun se iro gudhamun, gurtun sih iro suert ana,
helidos, ubar hringa, do sie to dero hiltiu ritun.

Das ist das ‚Deutsch‘, das man vor gut eintausend Jahren sprach
Nebenbei die erste Strophe des Hildebrandlieds

Zum Verständnis eine Übersetzung

Ich hörte (glaubwürdig) berichten,
daß zwei Krieger, Hildebrand und Hadubrand, (allein)
zwischen ihren beiden Heeren, aufeinanderstießen.
Zwei Leute von gleichem Blut, Vater und Sohn, rückten da ihre Rüstung zurecht,
sie strafften ihre Panzerhemden und gürteten ihre
Schwerter über die Eisenringe, die Männer,
als sie zu diesem Kampf ritten.

Übertragung: Horst Dieter Schlosser, Althochdeutsche Literatur. Berlin 2004.

aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Hildebrandslied

Gandalf

Hallo Heymann,
übermäßiger Fremdwortgebrauch ist durchaus nicht allgemein in Deutschland verbreitet. Gerade Leute, die mit Fremdwörtern umgehen können - d.h. sie verstehen, aber sie nur da, wo dies auch sinnvoll ist, verwenden - merken sehr schnell, wenn jemand mit Fremdwörtern nur bluffen will; also einen Grad von Bildung vortäuschen will, den er gar nicht hat.

Besonders fällt dies natürlich auf, wenn sich zu einem übertriebenen Gebrauch von Fremdwörtern noch stilistische und orthografische Mängel gesellen. Deswegen ein gut gemeinter Rat: vielleicht solltest Du Deine Lektüre doch nicht nur auf ein Fremdwörterbuch beschränken. Es gibt eine Menge guter Bücher, deren Lektüre nicht nur Spass macht, sondern den Leser auch ganz mühelos auf unterhaltsame Weise befähigt, sich in Wort und Schrift zunehmend eleganter und besser verständlich auszudrücken. Und das betrifft nicht nur Wortwahl, sondern ganz wesentlich auch Stil, Grammatik und Rechtschreibung. Die oben angesprochene Bildung ist nicht nur - und nicht einmal überwiegend - eine Sache der Schulbildung. Von letzterer ist lediglich ein gewisses Minimum eine conditio sine qua non.

Freundliche Grüße,
Ralf

Servus, Heymann,

entlarve Angeber doch einfach. In meiner Ausbildung hatten wir so einen Möchtegern. Aber nachdem wir gesagt hatten, seine Ansichten würden uns nur partiell peripher tangieren, war Ruhe.

Gruß Manu

Hallo,

schließe mich Ralf an. Wenn du’s hingegen so wie Manu machst, stehst du bestenfalls als bildungsferner Vollhorst da, der mal eben einen ausgelutscht-dummbolzigen Schwachmatensatz auswendig gelernt hat.
DAS ist das Paradebeispiel dafür, wie man’s NICHT machen darf, so man ernst genommen werden will.
Grüße
Jo
…zumal der „Satz“ dann auch noch durch das Hinzufügen des „partiell“ gänzlich seines „Sinnes“ beraubt wurde. Denn, wenn einen nur partiell eine Sache peripher tangiert, tangiert sie einen ja überwiegend intensiv/invasiv/subkutan und weißdergeierwas.

Ironie
Tach,

Wenn du’s hingegen so wie Manu machst,
stehst du bestenfalls als bildungsferner Vollhorst da, der mal
eben einen ausgelutscht-dummbolzigen Schwachmatensatz
auswendig gelernt hat.

schon mal was von einer ironischen Überhöhung gehört?!

Gandalf

Ävver joot, dat mer drüvver jeschproche han!

Hi,

meine Meinung: Der exzessive Gebrauch von Fremdwörtern suggeriert pseudointellektuelle Kompetenz. Außerdem verkompliziert er die kognitive Rezeption verbaler Kommunikationsäußerungen. Deshalb sollte der Usus von Xenologismen auf ein Minimum reduziert werden.

Grüße

Marco

Lehnwörter vs. Fremdwörter

dann formuliere mal einen Text , ohne ein Fremdwort zu
gebrauchen. Es dürfte Dir schwer fallen, denn viele Wörter
haben sich schon so eingewohnt, daß sie kaum als Fremdworte zu
erkennen sind. Oder sind z.B. Nase, Fenster, Tisch etwa keine
deutschen Worte?! - Überraschung!

Wären das nicht vielmehr Lehnwörter?
Nun ja, „formulieren“ vielleicht nicht und bei „Text“ bin ich mir nicht sicher, aber die anderen würde ich durchaus so bezeichnen.
Und ich persönlich würde Lehnwörter deutlich von den Fremdwörtern abgrenzen. Zumindest in diesem Bereich.

Übertragung: Horst Dieter Schlosser, Althochdeutsche
Literatur. Berlin 2004.

Gibt es darin auch die Originaltexte oder war mit „Übertragung“ nur die Übersetzung gemeint?

mfg,
Ché Netzer

1 Like

Servus, JoCor,

entschuldige mal, dieser Satz ist 25 Jahre alt.
Von leiser Ironie hast du keine Ahnung, oder?

Seltsam, ich verstehe auch den Rest deiner Äußerung (immerhin habe ich auch mein Großes Latinum, und ich habe Latein immer geliebt).

Gruß Manu

Ich
habe vor ca. 2 Jahren im Kaufhaus ein Fremdwörterbuch für nur
5 € gekauft. Dieses ist mein Lieblingsbuch und außerdem so
ziemlich das einzige Buch, daß ich regelmäßig benutze.

Wenn du Fremdwörter nicht magst, wieso ist es dann dein Lieblingsbuch?

Und an Fremdwörtern gibt es durchaus nützliche. Solche dagegen, die inhaltlich nicht deutlicher sind als deren deutsche Version und auch nicht kürzer, verständlicher oder gerade stilistisch besser geeignet, werden meist nur dazu verwendet, um den Lesern einzuhämmern, dass der Autor gebildet genug ist, sich ein Fremd- bzw. Synonymwörterbuch zu kaufen.

Oder um ebendies zu parodieren, wie man einigen Antworten hier entnehmen kann :wink:

Es gibt hierbei übrigens auch etliche Analogien - halte ich hier für am besten geeignet :smile: - zu Anglizismen. Wobei ich die noch weitaus nerviger finde. Zu diesem Thema habe ich mir vor einigen Stunden erst „Speak German!“ von Wolf Schneider gekauft habe. Und das kann ich bereits sehr empfehlen.
Bisher hatte ich nicht gewusst, wieviele von englischen Werbesprüchen nichts verstehen.
Besonders amüsante Beispiele:
Werbespruch: „Stimulate your senses.“ Gemeint war: „Rege deine Sinne an.“ Verstanden haben das: 25% Stattdessen verstanden die anderen z.B.: „Stimuliere deine Sense“, „Befriedige dich selbst“
Werbespruch: „One group - multi utilities“ Gemeint war: „Ein Unternehmen - viele Arten der Versorgung“ Verstanden haben das: 8% Stattdessen verstanden die anderen z.B.: „Ohne Gruppe - multikulti“
Werbespruch: „come in and find out“ Gemeint war: „Komm rein und entdecke“ Verstanden haben das: 34% Stattdessen verstanden die anderen z.B.: „… du wirst auch wieder rausfinden“

Fremdwörter tauchen dagegen doch seltener auf, finde ich.
Da sollte man lieber über Anglizismen herziehen :wink:

mfg,
Che Netzer

Ugh.

ziemlich das einzigste Buch

Einziger als welches?

Die Utilisation xenophoner Termini ist opportun, wenn die zu applizierende Densität als Resultat suprakritischer Kontextbefrachtung des analysierten Sachverhaltes das Niveau der Rezeptionskapazität des Adressaten signifikant extendiert. So z.B. Okinaptz Uglwf in „Empirie des Phänomens visuell rezipierter gastrointestinaler Dysfunktionaliätssymptome bei unpaarhufigen Mammaloiden der Spezies Equus equus im Kontext der Lokalisation selbiger in der Peripherie kommerziell orientierter pharmazeutischer Mikroökonomieeinheiten“. Alternativ formuliert: Intensiv utilisierte silvestrale Vegetationsareale tendieren systemimmanent zur adäquaten Totalreflektion emittierter sonarer Sinusschwingungen. Wobei nicht auszuschließen ist, dass es opportun sein kann, dort eine Position minimierter potenzieller Gravitationsenergie einzunehmen, wo musikalische Kleinformen dargeboten werden, da Individuen mit negativer psychosozialer Prognose üblicherweise an diesen keine juridisch nachweisbaren Rechte besitzen.

Aga,
CBB

Einziger als welches?

Natürlich einziger als alle anderen, darum auch der Superlativ.

Die Utilisation xenophoner Termini ist opportun, wenn die zu
applizierende Densität als Resultat suprakritischer
Kontextbefrachtung des analysierten Sachverhaltes das Niveau
der Rezeptionskapazität des Adressaten signifikant extendiert.
So z.B. Okinaptz Uglwf

Der Name erreicht doch bei Google tatsächlich 220 Ergebnisse…

in „Empirie des Phänomens visuell
rezipierter gastrointestinaler Dysfunktionaliätssymptome bei
unpaarhufigen Mammaloiden der Spezies Equus equus im Kontext
der Lokalisation selbiger in der Peripherie kommerziell
orientierter pharmazeutischer Mikroökonomieeinheiten“.

Sicherlich eines der „meistverkauftesten“ Bücher überhaupt. Hast du zufällig die ISBN parat? Ich kann es bei Amazon nicht finden.

Alternativ formuliert: Intensiv utilisierte silvestrale
Vegetationsareale tendieren systemimmanent zur adäquaten
Totalreflektion emittierter sonarer Sinusschwingungen.

Vegetationsareale reflektieren Sinusschwingungen? Die von den unpaarhufigen Mammaloiden ausgestrahlt werden.

Wobei
nicht auszuschließen ist, dass es opportun sein kann, dort
eine Position minimierter potenzieller Gravitationsenergie
einzunehmen, wo musikalische Kleinformen dargeboten werden, da
Individuen mit negativer psychosozialer Prognose üblicherweise
an diesen keine juridisch nachweisbaren Rechte besitzen.

Da stellt sich doch die Frage, worauf sich „diesen“ beziehen soll. So langsam kommt mir der Verdacht, dass nicht sehr auf den Inhalt deines Textes geachtet hast.

mfg,
Che Netzer

PS: Kommt mir das nur so vor oder waren in dem Text noch ein wenig mehr Fremdwörter als sonst?

Ugh.

So z.B. Okinaptz Uglwf

Der Name erreicht doch bei Google tatsächlich 220 Ergebnisse…

Das ist weniger, als ich vermutet hätte. Besagter Zeitgenosse hat bedeutende Beiträge zur Grammatik geleistet, wie http://verben.texttheater.net/Starke_Verben/R die rädernde Konjugation von „radebrechen“ … oder /t/sprichwoerter-geschuettelt-nicht-geruehrt/966684

Aga,
CBB

Salve,

„Empirie des Phänomens visuell
rezipierter gastrointestinaler Dysfunktionaliätssymptome bei
unpaarhufigen Mammaloiden der Spezies Equus equus im Kontext
der Lokalisation selbiger in der Peripherie kommerziell
orientierter pharmazeutischer Mikroökonomieeinheiten“.

Sicherlich eines der „meistverkauftesten“ Bücher überhaupt.
Hast du zufällig die ISBN parat? Ich kann es bei Amazon nicht
finden.

Ich müsste mal in meiner Ausgabe von Baltasar Matzbachs ‚Analyse der Korrelation von Vomitierungsfrequenz und proxemischer Interaktion mit Pharmazeuten bei domestizierten Eqidae‘ nachschauen - da ist es bestimmt irgendwo im Literaturverzeichnis mit angegeben.

Alternativ formuliert: Intensiv utilisierte silvestrale
Vegetationsareale tendieren systemimmanent zur adäquaten
Totalreflektion emittierter sonarer Sinusschwingungen.

Vegetationsareale reflektieren Sinusschwingungen? Die von den
unpaarhufigen Mammaloiden ausgestrahlt werden.

Aber nicht doch - die (freilich nur postulierte) Totalreflexion vokal emittierter akustischer Phänomene durch arboral dominierte Ökosysteme war lediglich als deskriptives Referenzmodell intendiert, das für das Vomitierungsverhalten unpaarhufiger Mammaloidae signifikant sein soll. Diese These mag kontrovers sein - aber die Applikation des Modells ist ganz evident nicht exklusiv auf Equidae limitiert. Schon gar nicht auf solche mit pathophysiologischen gastrointestinalen Symptomen.

Wobei
nicht auszuschließen ist, dass es opportun sein kann, dort
eine Position minimierter potenzieller Gravitationsenergie
einzunehmen, wo musikalische Kleinformen dargeboten werden, da
Individuen mit negativer psychosozialer Prognose üblicherweise
an diesen keine juridisch nachweisbaren Rechte besitzen.

Da stellt sich doch die Frage, worauf sich „diesen“ beziehen
soll.

Selbstverständlich auf die genannte durch Notationssystem fixierte artifizelle Phonation von Lyrik - worauf sonst?

Freundliche Grüße,
Ralf

Selbstverständlich auf die genannte durch Notationssystem
fixierte artifizelle Phonation von Lyrik - worauf sonst?

Das dachte ich mir zwar auch schon, aber dann hat der Satz plötzlich keinen Sinn mehr ergeben…

Aber am faszinierendsten finde ich ja, dass man diese Texte immer noch problemlos als deutsch erkennt. Obwohl bereits zeilenweise auf deutsche Wörter verzichtet wurde.
Und ich würde gerne einmal die Version ohne Fremdwörter sehen, also die gleichen Texte mit „echt deutschen“ Umschreibungen :smile:

mfg,
Che Netzer

Und ich würde gerne einmal die Version ohne Fremdwörter sehen,
also die gleichen Texte mit „echt deutschen“ Umschreibungen :smile:

Bitte:

Sei gegrüßt,

„Messung der Erscheinung, dass man Pferde vor der Apotheke kotzen sieht.“

Sicherlich eines der „meistverkauftesten“ Bücher überhaupt. Hast du zufällig die ISBN parat? Ich kann es bei Amazon nicht finden.

Ich müsste mal in meiner Ausgabe von Baltasar Matzbachs ‚Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der Häufigkeit des Erbrechens bei Pferden und der Entfernung, in der sie mit Apothekern in Verbindung stehen‘ nachschauen - da ist es bestimmt irgendwo im Verzeichnis der verwendeten Quellen mit angegeben.

Anders gesagt: wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus

Vegetationsareale reflektieren Sinusschwingungen? Die von den
unpaarhufigen Mammaloiden ausgestrahlt werden.

Aber nicht doch - das (freilich nur behauptete) durch Wälder verursachte Echo von Ausrufen sollte nur eine auf andere Fälle übertragbare Beschreibung der grundsätzlichen Zusammenhänge sein, die auch für das Kotzen von Pferden bezeichnend sind. Ob das tatsächlich der Fall ist, darüber kann man geteilter Meinung sein - aber die Anwendung dieser grundsätzlichen Beschreibung ist offensichtlich nicht nur auf Pferde beschränkt. Schon gar nicht auf solche mit krankhaften Erscheinungen, die Magen und Darm betreffen.

Wobei nicht auszuschließen ist, dass es angebracht sein kann, sich dort niederzulassen, wo man Lieder singt, da böse Menschen diese üblicherweise nicht haben.

Da stellt sich doch die Frage, worauf sich „diese“ beziehen soll.

Selbstverständlich auf die genannten Lieder - worauf sonst?


Vielleicht wird hier ein bißchen deutlich, dass man nicht in jedem Fall ohne Benutzung von Fremdworten eine 1:1 inhaltlich identische Aussage erzielen kann. Fremdworte machen da Sinn, wo der durch sie bezeichnete Sachverhalt ohne sie entweder nicht 100% treffend oder nur umständlich und aufwendig beschrieben werden kann. Dabei muss man leider zwangsläufig ein Weniger an Allgemeinverständlichkeit in Kauf nehmen. Um es mit Bertrand Russells Worten auszudrücken:

„A book should have either intelligibility or correctness; to combine the two is impossible.“ - Ein Buch sollte entweder gut verständlich oder korrekt sein; beides zu kombinieren ist unmöglich

Freundliche Grüße,
Ralf