Hallo,
Harz und Eifel hingegen sind recht scharf naturräumlich
abgegrenzte Gebiete, aber eben nur naturräumlich und nicht
stammesgeschichtlich-historisch. Die Identitätsbildung fällt
dann wohl deutlich schwerer. „Harzer“ jedenfalls kenne ich nur
als Käsesorte und „Eifler“ überhaupt nicht. Ausnahmen gibt es
(„Schwarzwälder“).
den „Schwarzwälder“ gibt es auch nicht. Auch im Schwarzwald
gibt es zuvorderst Badener und Schwaben und beide haben nichts
miteinander gemein und wollen das auch nicht.
Das kann ich - als Schwarzwälder - für mich nicht bestätigen. Ich bin zwar wohl das, was man landläufig als waschechten Badener bezeichnet, aber ich kann mich, vielleicht wegen eines auch ohne eigeredete ethnische Überlegenheit ausreichenden Selbstbewusstseins, der Einsicht nicht verschließen, dass im Schwarzwald beiderseits der ehemaligen Grenze Alemannen wohnen - oder Schwaben, was stammesgeschichtlich Synonyme sind. „Badener“ und „Württemberger“ sind künstliche Begriffe des 19. Jahrhunderts, heftig begrüßt von Leuten, die nichts von beidem waren, aber denen es lieber war, die süddeutsche Kleinstaaterei und Rivalität möglichst aufrecht zu erhalten, weil sich „diese Leute mit dem komischen Dialekt“ dann leichter von Preußen fremdbestimmen, fremdbesteuern und als Hilfstruppen in diverse Kriege verwickeln ließen (wobei es übrigens bis heute geblieben ist).
Ein Württemberger ist nicht dasselbe wie ein Schwabe, ebenso wie ein Badener nicht dasselbe ist wie ein Alemanne. Beiderseits der ehemaligen Grenze wohnen weiter im Norden Franken (oder, wie auf badischer Seite präferiert wird, „Kurpfälzer“). Giften die sich eigentlich auch an?
Als Beispiel möchte ich nennen, dass wir eine Filiale in
Villingen-Schwenningen haben.
Villingen = badisch
Schwenningen = württembergisch
Unsere Filiale in Villingen besteht zu 90% aus Kunden aus
Villingen.
Es sind so gut wie keine Schwenninger im Bestand.
Es gehört sich wohl nicht, ins badische Ausland zu gehen.
Unsere Filiale in Rottweil hat jedenfalls mehr Kunden aus
Schwenningen als die in Villingen und die Anfahrt ist um
einiges weiter.
Und ich gehe Wette ein, wäre die Filiale in Schwenningen, dann
würden die Villinger lieber nach Donaueschingen beispielsweise
gehen als nach Schwenningen.
Ich war mal in den 90ern vier Jahre als Entwicklungshelfer in Berlin. Seit ich die Bewohner dort näher kennenlernen durfte, mache ich erst recht keine Unterschiede mehr zwischen Badenern und Württembergern oder Schwaben. Denn diese Unterschiede sind - jedenfalls im Vergleich zu einem Berliner - verschwindend klein.
Wenn nun an diesem Beispiel schon klar wird, dass sich
Bewohner einer Gemeinde nicht zusammengehörig fühlen, wie will
man dann hier vernünftig Regionen abgrenzen.
Die Frage ist auch, will man geographische,
stammesgeschichtliche oder Dialekte oder was auch immer als
Regionen abgrenzen. Die Antwort fiele jedesmal anders aus.
Ich mache die „Stammeszugehörigkeit“ schon an den Großdialekten fest. Deswegen muss sich von mir auch jeder deutsche Muttersprachler, ob er will oder nicht, in eine dieser vier Gruppen eingruppieren lassen: Baiern, Franken, Sachsen und Schwaben (oder wer es lieber mag und weil es dann alphabetisch am Anfang kommt: Alemannen) 
Bevor Rückfragen kommen: Die deutsche Hochsprache (nicht „Hochdeutsch“), also das, was man in der Tagesschau näherungsweise zu hören bekommt, wird seit Luther als „Kanzleisächsisch“ bezeichnet. Auch Mitbürger, die sich bisher einbildeten, zu keiner Dialektgruppe zu gehören, wissen jetzt, was sie sind. 