Freud und Darwin?

Wenn man Freuds Konzept der Psyche mit Darwin vergleicht, kann man, wie es Konrad Lorenz (Nobel-Preisträger) tat, den ÜBERLEBENSTRIEB so interpretieren, dass die Sexualität ein unbewusster Trieb ist, die Art über den Tod über das Einzelne hinaus zu sichern, begrifflich Fortpflanzung genannt, bei Tier und Pflanze, bei uns Menschen habe ich Bedenken gegen den Begriff der Fortpflanzung.

Konrad Lorenz glaubte mit seiner Theorie der Evolution das geistige Erbe Darwins korrekt interpretiert zu haben: es ginge der Evolution nur um das kollektive Überleben der Art, das Einzelwesen, das dagegen auf Kosten des Kollektivs sich fortpflanzen und sterben muss, als Opfer für das Weiterleben für die Spezies, ist für die Evolution unwichtig.

Über diese Tatsache als Schicksal jedes Individuums, klagte schon Schopenhauer, und Cioran hat wie kein anderer Philosoph es so kunstvoll tat, Schopenhauer getoppt.

Nun hat Richard Dawkins sich an dem Nobel-Preisträger Konrad Lorenz gerächt und ihm „nachgewiesen“, dass diese Interpretation der Evolutionstheorie Darwins nicht entspricht. Vielmehr ginge es der Evolution nicht um das Überleben der Art, sondern des Individuums, nach Darwin.

Deshalb beansprucht Richard Dawkins, er vertrete den richtigen Gedanken von Darwins Evolutionstheorie, den „Neodarwinismus“.

Jetzt zu Freud: Ein Poster meint im vorigen Thread (siehe unten), Freud könnte oder wollte den biologischen Trieb des Überlebens gar nicht erklären. Warum denn nicht? Natürlich könnte er, wenn er wollte, der Begriff „Es“ ist philosophisch so ABSTRAKT (!), dass man das „Es“ bis in die tiefste Ebene der Psyche ausdehnen kann, das wäre möglich.

WAS SPRICHT DAGEGEN?

Solltest du mich für diesen „ein Poster“ halten (ein anderer kommt dafür nicht in Frage), dann möchte ich sagen: Ich bin es nicht!

Freud hat durchaus sowohl die Selbsterhaltung des Individuums als auch die Arterhaltung in den Blick genommen.
In seiner ersten Triebthorie findet sich die Selbsterhaltung auf Seiten der Ich-Triebe, die Arterhaltung auf Seiten der Sexualtriebe.
In seiner zweiten Triebtheorie sind beide Erhaltungsformen unter die „Lebenstriebe“ zusammengefasst.

Aus meiner Sicht hat der damit aber tatsächlich herzlich wenig „erklärt“, weil er in dem Punkt nicht über zeitgenössische Binsenweisheiten hinausgekommen ist. Immerhin konnte er sich von der spenceristischen Krankheit seiner Zeit wenigstens einigermaßen fernhalten :wink:

Gruß
F.