Freud und sein 'Es'

Mein Lehrer für Erziehungswissenschaften hat neulich erklärt, daß Sigmund Freud’s „Es“ ausgesprochen wird wie „EES“, also mit langgezogenem „E“. Ist das wahr? Er meinte, Freud selbst hätte es so ausgesprochen, um keine falschen Assoziationen hervor zu rufen, da sein „Es“ nicht fälschlicherweise mit etwas Bösem in Verbindung gebracht werden soll. Da Freud aber für seine 3 Instanzen Pronomen benutzt, liegt es doch nahe, daß auch die 1. Instanz genau das Pronomen „es“ ist, welche Assoziationen man auch immer damit haben mag.
Die Tatsache, daß Freud „Ees“ sagte kann doch auch lediglich daher rühren, daß er in Wien gelebt und den österreichischen Dialekt hatte. Dann ist sein „Es“ nämlich in der Tat ein „Ees“!
Vermuten die Analytiker da falsche Hintergründe und interpretieren irgendetwas hinein??
Gruß, Galli

Servus Galli !

Nach meinem Dafürhalten ist die unterschiedliche Aussprache des Wortes „ES“ nicht unbedingt auf regionale (z.B. wienerische) Gegebenheiten zurückzuführen. Es geht m.E. mehr darum, das Wort aus dem grammatischen Status des Pronomens in eine Art Meta-Ebene zu bringen, soll heißen, das „ES“ beinhaltet eine bestimmte Bedeutung. Wenn jemand sagt (und der Rezipient hört den Laut): „Das ‚ES‘ …“ weiß ohne Kontext der Gegenüber nicht, ob es sich um das Pronomen (das Kind, ‚ES‘ weint), den Buchstaben (Das „S“ wird stimmhaft oder stimmlos gesprochen), die Musiknote (das „ES“ [das um einen Halbton verminderte E]), das „ES“ im Sinne der Freud’schen Instanzenlehre, oder z.B. um ein linguistisches Problem handelt. Gerade im letzten Fall habe ich im Zuge meines Studiums in einem Linguistik-Seminar an der UNI Köln einen Vortrag über die Verwendung und Bedeutung des „ES“ gehört, (was für Probleme die Menschheit doch hat…) wie z.B. „Es regnet, es geht mir schlecht, es ist schwierig…“ wobei die Referentin das „ES“ immer als „EES“ ausgesprochen hat, eben um diese Unterscheidung zwischen grammatischer Notwendigkeit und der entsprechenden Bedeutung zu verdeutlichen.
Verbürgt ist diese These zur Unterscheidung jedoch nicht, allerdings - wie gesagt - eine heftige Vermutung.
Vielleicht kannst Du in dieser Hinsicht weiterforschen.

Grüße aus Wien
Helmut

Servus Galli !

Nach meinem Dafürhalten ist die unterschiedliche Aussprache
des Wortes „ES“ nicht unbedingt auf regionale (z.B.
wienerische) Gegebenheiten zurückzuführen. Es geht m.E. mehr
darum, das Wort aus dem grammatischen Status des Pronomens in
eine Art Meta-Ebene zu bringen, soll heißen, das „ES“
beinhaltet eine bestimmte Bedeutung.

Natürlich beinhaltet das Es eine bestimmte Bedeutung, dennoch wird es immer und überall gleich ausgesprochen.Ehrlich gesagt konnte ich deiner Argumentation nicht so ganz folgen. Bist du also auch der Meinung, Freud nannte das „Es“ „Ees“, damit seine Bedeutung sich von denen der anderen „es“ in der Welt abhebt? Warum aber nannte er dann das „ICH“ nicht auch gleich anders, aus dem selben Zweck? Ganz klar: das ICH wird im Wienerischen nicht besonders anders ausgesprochen. Analytiker interpretieren hinein?!