Hallo, mir geht es derzeit richtig schlecht. Mein Freund befindet sich seit November letzten Jahres in Therapie. Umso mehr er sich an seine Probleme ran tastet um so trauriger wird er, er grübelt viel und fühlt sich nicht gut. Die Therapie wird durch das Buch „sein Leben neu erfinden“ begleitet. Er meinte nun das er keine Kraft mehr hat auf mich einzugehen. Sein Psychologe meinte das er sich mehr Freiraum verschaffen soll, darauf hin forderte er einen Pause mit offenem Ende, da er nicht weiß wann es ihm besser geht. Wir leben nicht zusammen und wir haben uns ca. 3-4 mal die Woche gesehen. Er meinte das er in dem ersten Jahr sehr glücklich mit mir war, aber das er seit dem er die Therapie begonnen hat nicht mehr weiß was er will, er weiß nicht ob er mich liebt geschweige dem ob er seine Familie liebt oder überhaupt lieben kann. Der Auslöser für die Therapie sind die Probleme seiner Kindheit. Er hat Schuldgefühle wenn er es jemanden nicht recht machen kann. Er versucht sich aufzuopfern um zu gefallen. Ich habe ihm mein Verständnis entgegen gebracht und ihm gesagt das ich ihm Zeit gebe und das ich hoffe das es ihm bald wieder besser geht. Ich hab ihm gesagt das ich für ihn da bin wenn er mich braucht. Darauf hin meinte er dass das in ihm ein Gefühl auslöst das er auch für mich da sein müsste. Im Moment zerbreche ich daran ich habe Angst das wir uns verlieren und ich weiß nicht was ich machen soll. Vielleicht kann mir hier irgendjemand einen Tipp geben wie ich nicht der Situation besser zurecht kommen kann.
Wenn Ihr keine Kinder habt, keine finanziellen Verflechtungen, dann lass ihn in Ruhe, zeitlich und emotional.
emotional: Sage ihm, dass Du ihm zustimmst, dass eine Pause wohl besser ist, und dass ihr jederzeit mal einen Kaffee trinken könnt, wenn er meint, aber dass Du dich jetzt erstmal anders orientierst.
Zeitlich: Besuche ihn danach nicht mehr, rufe ihn nicht mehr an, schreibe keine Briefe. Aber auch: Stelle ihm nicht nach, überwache ihn nicht, frage Kollegen nicht aus. Eine Karte oder Grüße ab und zu sind OK, z.B. zum Geburtstag oder zu Weihnachten.
Es ist auch OK, wenn Du keinen neue Beziehung anfängst, weil Du ihn willst. Er wird, wenn er Dich will, wissen, wie er was über Dich erfahren kann. Aber leige keinem Bekannten in den Ohren, dass Du Dich für ihn aufsparst oder dass er krank sei und Du wartest, bis er gesund ist. Manchmal sind die Grenzen nicht so klar.
Oder gibt es irgendeinen Hinweis, dass er Dich als Halt oder Anker braucht, dass er in eine Sekte / Alkohol / Drogen / Obdachlosigkeit etc. abdriftet, wenn Du nicht mehr da bist?
Erstmal Danke für deine Antwort. Was meinst du mit manchmal sind die Grenzen nicht so klar?
Die Grenzen zwischen ihm und seinen Gefühlen und die Grenzen zwischen Dir und Deinen Gefühlen sind nicht klar. Er ist durch die Therapie auf dem Weg, sucht. Du bist auch auf dem Weg und suchst. Da kann man nur das fnden, was man selber ist. Ist eine bittere Lebenslage.
Du musst ihm Zeit geben, Dir selber aber auch. Du musst Dich vermutlich von Vorstellungen über dss, was vorher so schön war, für die Zukunft trennen. Entwirf Dir eine neue Zukunft, vielleichti mit ihm. Dabei kannst Du nur selber Ziele setzen. Er lernt ja gerade auch, dies zu tun.
Ich wünsche Dir von Herzen ganz viel Mut, Zuversicht und Kraft.
LG
Rebekka
Nichts konkretes, allegemein Aspekte für die man selber ein klares Werturteil hat. Ich habe das Beispiel „krank“ genannt. Du hast nicht geschrieben, dass Er krank sei, oder Du ihn dafür hälst. Aber die Umstände (Therapie, Zeit, grübelt, traurig, …) könnten zu der inneren Wertung verleiten: Er ist krank, und ich helfe ihm. Und nach Jahren stellt sich raus: Er litt nur unter meiner Beziehungs-Unfähigkeit, während meine existenziellen Probleme von der Sorge um Ihn kaschiert wurden.
das „mit keine Kraft hat“, kam vielleicht etwas unklar rüber. Er meinte, dass er sich mir gegenüber verpflichtet fühlt weil ich seine Freundin bin. Er will mir gegenüber nicht schlecht gelaunt sein weil er das nicht fair findet. Und er will mich auch nicht schlecht behandeln. Somit würde es dazu kommen das er mir derzeit oft absagen müsste, das kann er aber nicht weil ihn dann Schuldgefühle plagen. Er meinte seinen Freuden kann er einfach sagen das er keine Lust hat was zu machen, aber mir kann er nicht jedesmal sagen das er gerade keine Lust hat mich zu sehen weil er schlecht drauf ist. Ich weiß das er mich damit schützen will, auch wenn ich es verstehe wenn man mal kein Bock hat was zu machen weil man für sich sein will. Ich hab ihm auch schon versucht zu erklären das jeder Mensch mal zur Ruhe kommen muss. Aber ich kann sagen was ich will das nimmt ihm nicht den Gedanken der Schuld. Und dieses Schuldgefühl beruht auf seine Kindheit. Weil sein Vater ihn immer beschuldigt hat und keiner hinter ihm stand.
Hi,
Er will mit seinem Verhalten nicht dich beschützen. Er will dich beschützen. Vor den schuldgefühlen - er würde glauben, er hätte dir etwas angetan.
Ich war bis vor einem halben Jahr ebenfalls stationär, psychosomatische Klinik, Depressionen und Ängste. Meine Geschichte klingt sehr ähnlich wie die seines Freundes. Therapie ist tierisch anstrengend. Die Stimmung wechselt mehrfach am Tag, zwischen himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt. Das alleine ist erschöpfend, von den dahinter liegenden Gedanken ganz zu schweigen. Man braucht manchmal nicht mal Sport zu treiben, um keuchend aufs Sofa zu fallen
Dein Freund muss lernen, und tut es gerade, bei sich zu bleiben: Dinge zu tun, weil sie ihm selbst guttun, und nicht, weil sie jemanden anderen (auch dir) gefallen. Sich das Recht zu nehmen, nein zu sagen, sich zu dir, wenn er das so möchte. Das kann man mit einer Depression nicht.
Dazu gehört auch, zuzulassen, dass er unter Umständen nur noch mit dir zusammen ist, weil er dich nicht mit einer Trennung verletzen möchte. Ob das so ist, weiss er im Moment nicht einmal selbst. Du sollst und musst und darfst ihm die Zeit lassen, das herauszufinden. Das muss und wird er alleine machen. Es ist nicht deine Aufgabe, und es steht nicht in deiner Macht.
Die franzi
Hallo Franzi, erstmal danke für deine offenen Worte. Darf ich Fragen wie lange die Therapie bei dir gedauert hat und wie es dir jetzt geht? Liebe Grüße
Hi,
ich war 7 Wochen dort, auch das ist schon eher lange. Normal sind 6, ich hab eine Woche Verlängerung bekommen, was vorkommt. Dein Freund scheint aber in der stationären Psychotherapie oder Psychiatrie zu sein, in einer psychosomatischen Klinik ist keiner so lange, wie Dein Freund stationär ist (falls ich daas richtig verstanden habe).
Mir geht es besser, aber beendet ist das noch lange nicht, Ich bin jetzt in ambulanter Psychotherapie. Depressionen ujnd andere psychische Erkrankungen sind ja nicht wie Grippe oder Zahnweh.
die Franzi
Er ist in keiner stationären Therapie er geht einmal wöchentlich zum psychologen