Freundin wie besessen von einem Mann

Liebe/-r Experte/-in,
Ich möchte hier eine Frage für meine Freundin stellen, die schon seit 3 Jahren uns allen in den Ohren liegt mit einem Mann der in den Usa lebt. Dieser Mann war hier in Deutschland stationiert als US Soldat, damals war sie 16 Jahre alt und es war Ihr erster Feund, die Beziehung ging auseinander, weil er Ihr wahres Alter erfuhr von einer Bekannten, die dann seine Freundin wurde. Vor ca 3 oder 4 Jahren hat sie diesen Mann wieder getroffen, bei einem Besuch in den USA. Hat daraufhin festgestellt, das sie Ihn noch „liebt“ und die Scheidung eingereicht. Der Kontakt ist allerdings auseinander gegangen, nach Ihrer Rückreise nach Deutschland. Manchmal schreibt er Ihr eine e-mail, die kann man im Jahr zählen, bis auf ca 2- 4 Stück. Sie kann einfach nicht loslassen und wir alle Ihre Freunde, können schon seinen Namen nicht mehr hören. Sie ist wie besessen von Ihm. Habe diesem Herrn auch schon mal geschrieben, um Ihn aufzufordern Ihr zu sagen, das er kein Interesse hat, das endlich Ruhe einkehrt. Bekam aber nie eine Antwort. Sie sagt, Er würde doch aber nicht schreiben, wenn Er kein Interesse hätte. Sie findet immer neue Ausreden, warum sie in Kontakt bleiben möchte. Sie sagt sie kann keinen anderen Mann kennenlernen, weil sie immer an Ihn denken muß. Wie soll man da noch reagieren. Tipps wie: vergiss Ihn, oder er hat kein Interesse halfen nicht. Auch der Vorschlag mal einen Psychologen zu kontaktieren wird abgelehnt.
Ich weiss nicht mehr, wie ich auf Ihre Geschichten reagieren soll.

Danke im vorraus

Hallo,

lass mich zuerst eine Frage an Dich richten, bevor ich etwas zu deiner Freundin sage: worum genau geht es DIR?

Ich lese heraus, dass du Dir für deine Freundin wünschst, dass sie sich aus dieser Geschichte / von diesem Mann lösen kann. Und ich lese auch heraus („und wir alle Ihre Freunde, können schon seinen Namen nicht mehr hören“), dass du schlichtweg keine Lust mehr hast, dich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Sei es aus dem Gefühl einer Hilflosigkeit heraus, sei es, weil du gern mehr Raum für andere, auch eigene, Themen hättest. Stimmt das so?

Insofern möchte ich dir zunächst einen Vorschlag machen, wie du ihr gegenüber auf ihre Geschichte reagieren kannst. Lass sie doch wissen, wie es DIR damit geht, dass sie wieder und wieder über diesen Mann spricht. wichtig dabei ist, dass du wirklich nur von dir sprichst und ehrlich bist, z.B.:

„Wenn du von XY erzählst, dann macht mich das wütend, traurig, ärgerlich (- wie auch immer dein Gefühl an dieser Stelle ist). Ich fühl mich hilflos, weil ich nicht weiß, was du von mir erwartest. Ich hab dir alles zu dem Thema gesagt, was mir dazu einfällt. Und: ich möchte nicht mehr darüber sprechen. Ich denke, dass wir mit jedem Mal, wenn wir über dieses Thema sprechen, deine mentale oder gefühlsmäßige Verbindung zu diesem Mann aufrecht erhalten. Und dass ich mir für dich wünsche, dass du loslassen kannst, weißt du. Deshalb: Ich bin für dich da, und ich werde mit dir nicht mehr über diesen Mann sprechen.“

Überlege dir, was DU tatsächlich für DICH in euerer Freundschaft erleben möchtest? Und sei dann dir selbst und ihr gegenüber ehrlich.

Ansonsten überlege doch einmal, inwiefern du dazu beiträgst, dass ich über das Thema immer wieder sprecht. Du scheinst dich verpflichtet zu fühlen, ihr zu „helfen“, das „Richtige“ zu tun. Letztlich ist es aber ihre Entscheidung und du kannst nicht wissen, was das „Richtige“ für sie ist.

Wenn Sie ihn nicht loslassen will und du sagst ihr: Vergiss ihn, er ist nicht gut, der will nichts von dir, dann vermittelst du ihr ungewollt die Botschaft: „Du bist nicht ok. Was du tust ist falsch.“ Und möglicherweise bestärkst du sie damit sogar darin, an dem Mann festzuhalten - denn wir neigen dazu, das was wir tun als richtig zu beweisen.

Also: überlege zunächst einmal, was du für DICH möchtest und sag ihr das. Und: steig nicht mehr ein in die Diskussionen. Wenn du nicht komplett aussteigen möchtest, lass Sie sprechen, aber sag ihr, dass du bereits alles gesagt hast, was dir dazu einfällt. Und dass du ab jetzt zu dem Thema nichts mehr sagen wirst. Du hörst einfach auf, das Thema mit Nahrung zu versorgen.

Kannst du damit etwas anfangen?

Hi,

also erstmal eine gute Nachricht: Das ist eine Frage zu der ich gern meinen Senf gebe, weil ich von mir behaupte, mich auszukennen :smile:.
Jetzt eine erstmal schwer zu schluckende Nachricht: Um mit dem Thema fertig zu werden, wirst Du einmal probieren müssen, den Grund für das ganze Problem in Deinem Kopf zu suchen.
So macht man das mit emotionalen Problemen - zumindest wenn man sie rational „bearbeiten“ möchte. Nicht dass ich es für richtig oder falsch halte, ob und wieviel man seine Gefühle kontrolliert oder eher akzeptiert. Dennoch: Am Anfang steht das generelle Interesse bzw. das Verantwortungsbewusstsein für das allgemeine und demnach auch das emotionale Wohlbefinden Deiner Freundin. Du willst, dass es ihr gut geht, denn dann geht es Dir auch wieder gut. Das ist sehr löblich. Auch wenn man meinetwegen Gutwillen gegenüber anderen Menschen psychologisch auseinandernehmen kann, so bleibt die Wirkung von Taten doch immer echt und authentisch. Du willst ihr helfen und das ist gut so. Niemals darfst Du Dich schlecht fühlen bei dem Gedanken, Du dürftest Dich nicht zuviel einmischen oder zu sehr auf Deine Meinung verharren, was Beziehungsfragen angeht.

Ehrlich gesagt kann ich gar nicht viel mehr zu Deiner akuten Frage sagen, denn Du weißt schon alles und musst nur auf Dein Herz hören. Wenn Du ihr das beibringen möchtest, musst Du es ihr einfach vormachen, anstatt zu „erklären“, wie es geht. (Ich bin übrigens Frühpädagoge :smile:)

Sie ist in ihn verliebt? Wenn es Dich drängt, sie vor weiterem Leid zu schützen, dann wirst Du dies eben tun. Ob mit Gesprächen mit ihr oder einem filmreichen „Szenemachen“. Vielleicht wirst Du auch noch mehr mit dem Mann sprechen können. Auf jeden Fall aber wirst Du alles aufrecht und transparent machen müssen. Denn nur so verlierst Du den Stand nicht bei Deinem Vorhaben. Mal angenommen Du bist Dir sicher, dass dieses Beziehungsproblem eindeutig ihre Finanzen und ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden belastet. Dann kannst Du ihr das ruhig sagen. Aber achte auf Deine Wortwahl. Keine Wertung. Und wenn sie Dich fragen sollte, was Du denn machen würdest, ist die wohl beste Antwort „Jemanden um Rat fragen.“

Das führt auf Ihrer Seite dann zu einem kleinen Aha-Effekt, weil Du, obwohl Du sie beraten willst und es Dir auf der Zunge brennt, ihr höflich sagst, sie möge sich selbst einen Kopf darüber machen, aber andere Köpfe mitnutzen. Entschuldige, dass ich manchmal in langen Sätzen schreibe und alles immer auseinandernehmen muss anstatt es nur wirken zu lassen. Naja, so bin ich eben.

Mein Rat ist also: Gib Ihr den Rat, sich Rat von Menschen IHRER Wahl selbst zu suchen. Außer jenem Mann vielleicht - der ist ja auch sehr involviert :wink:

Ich würde mich freuen, wenn Du mir irgendwann einmal eine Rückmeldungsemail schreiben würdest, wie sich die Sache weiterentwickelt hat.

Einen Schönen Tag noch,

Der Experte