Moin Jörg
Die Kämpfe der Juden gegen die Briten in Palästina als
„Freiheitskampf“ zu bezeichnen finde ich doch sehr gewagt.
1947 waren grade 30% der Einwohner Palästinas Juden. Die
meisten davon erst wenige Jahre zuvor meistens illegal
eingewandert, u.a. als Flüchtlinge vor dem Krieg in Europa.
Kann man ihnen das verdenken? In den meisten Ländern hat man
sich einen Dreck um die Judenverfolgung in Deutschland
gekümmert.
In Osteuropa war der Antisemitismus auch kaum besser als in
Deutschland. Dann halt nichts wie weg, auch wenn illegal…
Damit hast du natürlich völlig recht. Es kann einem heute noch schlecht werden, wenn man drüber nachdenkt, wieviele Menschen hätten gerettet werden können, wenn andere Staaten die Einreise von jüdischen Flüchtlingen erlaubt hätten. Ganz platt gesagt: Offensichtlich wollte niemand die jüdischen Flüchtlinge haben.
(kleine Anmerkung am Rande: dies ist übrigens ein Grund, warum in D das Recht auf Asyl im Grundgesetz verankert ist, damit verfolgte Menschen einen Ort haben, zu dem sie fliehen können).
Ich kann auch die Juden verstehen, die aufgrund dieser Erfahrungen eine „Zufluchtsort“ in der Welt haben wollten (der Zionismus wurde ja auch von Juden keineswegs mehrheitlich unterstützt, dies änderte sich zunehmend mit den Erfahrungen während des 2. Weltkriegs.
Aber die Palästinenser waren nun wirklich die letzten, die dieses Problem mit verursacht hatten oder in irgend einer Weise dafür verantwortlich waren. Sie waren es jedoch, die alleinig die Folgen bis zum heutigen Tag aufs bitterste Tragen müssen, nur weil sie zufällig in dem Land wohnen, dass sich die Zionisten zur Besiedlung ausgesucht haben. (Ansonsten hätte wir jetzt vielleicht ein Madegassen- oder Argentinierproblem).
Vereinfacht kann man sagen: die Palästinenser wurden von der Welt dazu auserwählt die Folgen auszubaden, dass die anderen Staaten der Welt keine jüdischen Flüchtlinge aufnehmen wollten, und sie hatten auch wohl kaum die Macht, sich dagegen zu wehren, trotz massiver Proteste der arabischen Staaten, die aber militärisch gar nicht in der Lage waren, hier Paroli zu bieten (wie man ja gesehen hat).
Viele waren in britischen KZ´s auf Zypern. Ich kann die
anti-britische Haltung durchaus nachvollziehen. Einige
illegale deutsche Einwanderer, jüdischen Glaubens, wurden
sogar von den Briten nach dem Krieg nach Deutschland zurück
geschickt.
Das stimmt schon, andererseits erhielt die Zionistische Bewegung grade aus GB die größte Unterstützung, ich erinnere hier nur an Balfour. Dadurch, dass die Briten in Palästina allerdings auch ein Mandat hatten saßen sie in der Klemme. Sie sollten nämlich auch die einheimische Bevölkerung vor den Zionistischen Einwanderungen schützen und versuchen, Ruhe im Land zu bewahren.
Was Begins militärische Heldentaten anbelangt, so möchte ich
darauf verweisen, dass er unter anderem Einsatzleiter bei dem
Überfall auf ein Dorf war, der als „Massaker von Deir Yassin“
(9. April 1948) bekannt geworden ist und bei dem 250 arabische
Männer, Frauen und Kinder ermordet wurden. Aktionen wie diese
waren dazu gedacht, die einheimische Bevölkerung in Panik zu
versetzen und zu vertreiben, was ja auch gelang.
Schrecklich, stimmt alles, in dieser Zeit sind auf beiden
Seiten viele Greultaten verübt worden.
Richtig, aber im Moment reden wir ja über Begin, oder ?
Von den Briten wurde Begin zu der Zeit als Terrorist
steckbrieflich gesucht.
Zu dieser Zeit wäre ich stolz darauf gewesen von den Briten
gesucht zu werden. (siehe auch Balfour-Deklaration).
Und was hat die Balfour-Deklaration damit zu tun ? *mal frag*
Im übrigen scheinst du nicht zu wissen, was u.a. der Auslöser für den Haftbefehl gegen Begin war. Am 22.7.46 verübte die „Etzel“ auf das King David Hotel in Jerusalem ein Sprengstoffattentat unter der Führung von Begin. Das Hotel war zum damaligen Zeitpunkt Britisches Verwaltungs- und Militärhauptquatier. Trotz Bombenwarnung gab es dabei 91 Tote, darunter 28 Briten, 41 Araber, 17 Juden und 5 andere.
Die Britische Regierung setzte daraufhin eine Belohnung von $50.000 für die Ergreifung von Begin aus.
Und nun sag doch nochmal bitte, auf was genau du jetzt stolz gewesen wärst ?
Aber Du hast recht, dass gehört ins Geschichtsbrett.
Naja, vielleicht doch nicht unbedingt. Ich finde es ganz wichtig von außenpolitischen Themen auch mal die geschichtlichen Wurzeln zu beleuchten. Dies wirft oft auch ein anderes Licht und andere Bewertungsmöglichkeiten auf aktuelles außenpolitisches Geschehen.
Gruss
Marion