Friedrich v. Bodelschwingh, Widerstand gegen NS

Guten Tag,

ich muss eine Hausarbeit schreiben, habe mir auch schon viele Dinge rausgesucht, dennoch kann ich nicht genau sagen, wie Friedrich von Bodelschwingh der Jüngere sich gegen das NS-Regime aufgelehnt hat und eigentlich müsste ich dies wissen, denn meine Hausarbeit sollte sich damit auseinandersetzen.

Hallo Mien91,

„…Im Sommer 1940 erfuhr B. gerüchtweise, daß hin und her aus christlichen und anderen Anstalten Kranke in gewisse staatliche Anstalten gebracht worden und dort nach kurzer Zeit plötzlich verstorben seien. Seit Herbst 1940 führte er den entscheidenden Kampf gegen die »Euthanasie«. In einem Brief vom 6.1. 1941 an den Reichsmarschall Hermann Göring verwahrte sich B. gegen die »Ausmerzung lebensunwerten Lebens«. In einem Antwortschreiben wurden seine Angaben als ungenau oder unrichtig bezeichnet. Gleichzeitig wurde Dr. Brandt, der Leibarzt Hitlers, beauftragt, sich mit B. in Verbindung zu setzen…“

aus: http://www.kirchenlexikon.de/b/bodelschwingh_f_2.shtml

http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_von_Bodelschw…
http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/holocaust/euthanasie…

Viele Grüße
Eve*

Friedrich v. Bodelschwingh, Widerstand gegen NS ??
Hallo,

dennoch kann ich nicht genau sagen, wie
Friedrich von Bodelschwingh der Jüngere sich gegen das
NS-Regime aufgelehnt hat

das ist nicht allein Dein Problem - denn das kann niemand „genau sagen“. Das Äußerste an ‚Auflehnung‘, das bei ihm erkennbar ist, war sein Rücktritt als Reichsbischof, als man ihm am 24.06.1933 August Jäger als Reichskommissar für die altpreußische Unionskirche vor die Nase setzte, womit er den Weg für Ludwig Müller frei machte.

Vielleicht versuchst Du einfach einen vielversprechenderen Ansatz - nämlich darzustellen, wie Friedrich von Bodelschwingh mit dem NS-Regime zusammengearbeitet hat, insbesondere in der Euthanasie-Frage. Es war eine begrenzte Zusammenarbeit - „hinhaltende Kooperation“ nannte es Ernst Klee, dessen Buch „Euthanasie im NS-Staat“ (ISBN 3596243262 Buch anschauen) hier eine unverzichtbare Quelle darstellt. Friedrich v. Bodelschwingh distanzierte sich ausdrücklich von seinem Bruder Gustav von Bodelschwingh, der gegen die Euthanasie protestiert hatte und pflegte stattdessen beispielsweise ein enges persönliches Verhältnis mit Hitlers Begleitarzt Karl Brandt. Bezeichnend ist Brandts Aussage vor dem Nürnberger Militärgerichtshof über seine Kontakte mit F. v. Bodelschwingh:

Es wurden Überlegungen der Geheimhaltung von ihm und mit mir durchgesprochen und die Frage der Gesetzlichkeit der Euthanasie. Im Prinzip wurde darauf eingegangen, dass irgendwelche eindeutigen Hinweise in der Schrift nicht zu finden sind, und dass es sich vielleicht daraus erklärt, dass die christliche Kirche entgegengesetzte Auffassungen bringt. Es fiel damals der Hinweis, dass ein Mann wie Luther der Auffassung war, man müsse derartige missgeborene Kinder ertränken.

Die Aussage ist durchaus glaubhaft, wenn man v. Bodelschwinghs Aussagen zur ‚Eugenik‘ noch vor 1933 (ebenfalls bei Klee zu finden) beachtet; er gehört zu den geistigen Wegbereitern der Euthanasie und unterscheidet sich von deren nationalsozialistischen Befürwortern eigentlich nur graduell („Ich würde den Mut haben, hier im Gehorsam gegen Gott**(!)** die Eliminierung an anderen Leibern zu vollziehen, wenn ich für diesen Leib verantwortlich bin“ 19.05.1931). 1940 fordert er eine klare gesetzliche Grundlage für die Euthanasieaktionen - worum es ihm ging, das war lediglich, den Kreis der zu Ermordenden eindeutig durch gesetzliche Bestimmungen ein- und abzugrenzen - und damit die Ermordung Kranker zu legalisieren.

Brandt wurde am 20.08.1947 zum Tode durch den Strang verurteilt und am 02.06.1948 hingerichtet - trotz eines von der Betheler Anstalt eingereichten Gnadengesuchs … Friedrich von Bodelschwingh hingegen wurde von interessierter Seite zum ‚Widerständler‘ hochstilisiert. Man hatte ja so wenig echte …

Freundliche Grüße,
Ralf