Hallo Bernd,
was bedeutet „wirklich bio“? Such Dir am einfachsten mal was hiervon aus:
http://www.soel.de/oekolandbau/richtlinien.html
Ich hab mir die Gemüsekulturen in der Gegend Murcia - Almeria mal interessehalber angeschaut, als die Invanadero-Technik außerhalb Israels noch ziemlich neu war. Das funktionierte damals ungefähr so, und ich denke, es hat sich nichts wesentliches dran geändert:
Der Sand des Küstenstreifens wird mit Bulldozern zusammengeschoben. Dann kommt eine Schicht Schweinegülle aus den Mastbetrieben der Mesetas drauf, und das Ganze wird wieder mit dem vorher abgeräumten Sand zugedeckt.
In diese obere Sandschicht werden Kunststoffschläuche (heute wohl eher PET als PVC) mit Lochungen im Abstand der späteren Pflanzlöcher eingebracht. Außerdem werden Pfosten in den Boden gerammt, etwa in der Höhe eines gebückten Rumänen (Marokkaner sind zu teuer geworden). Über die Konstruktion ein Tragnetz aus Draht, dann der Invanadero abgedeckt mit PVC- oder PET-Folie.
In die Schläuche wird jetzt zur Tropfbewässerung Wasser eingeleitet, welches aus den Grundwasserströmen entnommen wird, die aus der Sierra Nevada runterkommen (Grund dafür, daß es in den Küstenorten meistens aus der Leitung bloß Brackwasser gibt; für Zahlungskräftige gibts eine Wasserversorgung mit Tankwagen).
Bis hierher ist die ganze Veranstaltung „bio“. Jetzt kommts drauf an, was für einen Cocktail man dem Wasser zur Bewässerung zumischt und womit man den geschlossenen Invanadero sonst noch behandelt.
In der Tat macht das (wenige) überschüssige Wasser, welches aus den Invanaderos abläuft, einige Probleme. Insbesondere deswegen, weil es mit einem unberechenbaren Cocktail aus Pflanzenschutzmitteln versetzt ist, der bloß zufällig zu einer anderen Kultur passen würde. Daher wird es nicht mehr zur weiteren Bewässerung verwendet (was ökologisch sinnvoll wäre), sondern direkt ins Meer abgeleitet.
Wenn die Plastikfolien nicht mehr dicht sind (etwa einmal pro Saison), werden sie auf einen Haufen geschoben und verbrannt.
Fazit: „Bio“ im Sinn der EU-Norm: ja - Ökologisch pervers: auch ja.
Wenn Du die Erzeugnisse z.B. der Aquakultur in vieler Herren Länder, der Schnittblumenkulturen in Afrika, Mittel- und Südamerika usw. ein bissel genauer anschaust, wirst Du immer wieder auf Produktionsverfahren stoßen, die ziemlich überraschend sind. Ob Du nachher noch King Prawns und Baccararosen magst, bleibt Dir überlassen.
Aber mal ne dumme Frage: Was erwartest Du von Erdbeeren, Paprika und Zucchini im Februar?
Schöne Grüße
MM