Fristlose Kündigung wegen Vertrauensbruch?

Hallo Community,

folgender Fall: Mitarbeiter A (ist schon seit 15 Jahren fehlerfrei im Unternehmen und schon sehr viel länger da als sein Abteilungsleiter) holt mehrmals für seinen Abteilungsleiter und seinen Kollegen Mitarbeiter B Mittagessen im Fastfood-Restaurant.
Da weder Mitarbeiter B noch der Abteilungsleiter ein paar Cent für die Fahrt (Benzinkosten) springen lassen, rechnet Mitarbeiter A einfach 50 Cent mehr ab. Es gibt keine Rechnung, also es erfolgt keine offizielle Abrechnung über die Firma oder so. Man sammelt halt einfach bei den Kollegen die Kohle für die Burger ein.

Der Abteilungsleiter (konnte Mitarbeiter A noch nie leiden, weil er Angst hat, dass dieser an seinem Stuhl sägt und hat schon mehrfach versucht ihn „rauszumobben“) glaubt nicht an den höheren Preis und ruft beim Fastfood-Restaurant an. Die Mitarbeiter bestätigen dort, dass der Preis für einen Burger nicht um 50 Cent gestiegen ist.

Jetzt droht der Abteilungsleiter mit fristloser Kündigung wegen einem starken Vertrauensbruch - er könne nicht mehr mit Mitarbeiter A zusammenarbeiten. Es wird ein Gespräch mit dem Vorgesetzten des Abteilungsleiters und dem Betriebsrat einberufen.

Frage: Ist eine solche Kündigung gerechtfertigt? Auch, wenn es sich „nur“ um das Essen in der Mittagspause handelt und nicht zum Beispiel Diebstahl von Produkten aus dem Betrieb oder aus der Tasche eines Kollegen etc.?
Wie sollte Mitarbeiter A weiter vorgehen?

Es handelt sich nicht um mich, sondern um einen guten Freund, der sich viele Jahre schon sehr wohl in seinem Job gefühlt hat. Erst seit dem der neue Abteilungsleiter da ist und jeden Tag nach Fehlern etc. sucht und ihn mobbt, geht er überhaupt nicht mehr gerne dorthin. Und jetzt soll alles vorbei sein, nur wegen einem blöden falschen Verhalten, was ihm bereits leid tut?
Ich kann das irgendwie nicht glauben.

Vielen Dank für eure Einschätzungen und Tipps!

Wenn ich die Geschichte richtig verstanden habe, hat der Kollege nur bei der privaten Abrechnung des Mittagessens 50 Cent aufgeschlagen. Damit handelt es sich nicht um einen Verstoß gegen den Arbeitsvertrag. Eine Kündigung könnte so nicht begründet werden.

Sollte das Gespräch mit dem Vorgesetzten des Abteilungsleiters und dem Betriebsrat noch bevor stehen, würde ich immer dabei bleiben, dass die 50 Cent allein eigenmächtig als Fahrkostenerstattung aufgeschlagen wurden, weil die Kollegen nicht von sich aus bereit waren, einen geeigneten Vorschlag zu unterbreiten. Es ging nie darum, das Essen teurer zu verkaufen, als es tatsächlich ist, sondern um eine Aufwandsentschädigung für eine Leistung, die - außer bei einem Freundschaftsdienst - nur gegen Entgelt zu erwarten ist gem. § 612 BGB. Und eine Entschädigung für die Fahrkosten und das Holen sind immer gerechtfertigt. Insoweit läge auch kein Vertrauensbruch des Essenholers, sondern bestenfalls der dies ausnutzenden Kollegen vor. Dazu sollten sie Stellung beziehen.

Ob Dein Freudn stichhaltige Beweise/Belege für Mobbing hat, wage ich aus Erfahrung zu bezweifeln. Wenn dem allerdings so wäre, müsste er es im Gespräch vorbringen mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass der Vorgesetzte des Abteilungsleiters gem. AGG verpflcihtet ist, dies zu unterbinden. Ansonsten steht Deinem Freund ein entsprechendes Klagerecht zu. (Das bringt aber nur etwas, wenn er dafür echt etwas vorbringen kann und dürfte ohne fachanwaltliche Hilfe kaum etwas bringen.)

Hallo pinocchio1!

Ich kann Dir leider keine belastbare Antwort geben, Arbeits- oder Zivilrecht sind nicht mein Gebiet.

Aber als „Normalmensch“ kann ich Deine Beurteilung teilen.

Es war nicht fein, dem Boten nichts für seinen Dienst zu geben.

Es war aber erst recht nicht fein, sich dieses „Trinkgeld“ oder „Botengeld“ selbst einzustecken.

Wahrscheinlich hätte ich selbst nichts dergleichen getan, nichts verlangt, aber auch nicht dem Boten nachgeschnüffelt.

Und jetzt das Betriebliche: Ich hätte jetzt nicht gedacht, dass jemand wegen einer privaten Sache bescheißt und der Beschissene ihn deswegen betrieblich belangen will.

Andererseits könnte ich meinen Chef schon verstehen, dass er kein Vertrauen mehr zu mir hat, wenn ich mir von ihm was nehme, was ich meine, dass es mir zusteht.

Die Beteuerung, dass Deinem Freund sein Job sehr gut gefällt oder gefallen hat, hilft dabei leider nicht viel weiter.

Am besten wäre es wohl, wenn die zwei sich einigen würden, aber das ist wohl nicht mehr möglich.

Also wäre es wohl in dieser sch…-Situation am besten, wenn er einen noch einigermaßen „eleganten Abflug“ hinkriegen würde. Ob Aufhebungsvertrag oder eigene Kündigung oder was auch immer, da habe ich nicht die Ahnung, aber die Situation scheint zu verfahren zu sein.

Und - wie gesagt - ich habe nicht wirklich Ahnung von der Materie. Das ist nur meine ganz private Meinung.

Hallo,

wie das konkret rechtlich aussieht, habe ich keine Ahnung. Aber meiner Meinung nach steht das nicht im Zusammenhang mit der Arbeitsleistung und kann dadurch auch nicht mit den Pflichten aus dem Arbeitsvertarg heraus in Zusammenhang gebracht werden. Aber das Verhältnis ist ja tüchtig gestört - darauf muss er die Sprache bringen. Das mit dem Mittagessen ist ja nur ein Anlass - die Ursache liegt sicher woanders - das hast Du ja schon angedeutet. Darauf sollte das Gespräch ausgerichtet sein - das ist sicher sehr schwer. Viel Glück Deinem Freund.

viele Grüße

Wird der Einkauf in der Mittagspause gemacht ?
Stempelt der Mitarbeiter ab wenn er das Werk verlässt ?
Dann ist der Einkauf eine Privatangelegenheit.
Der Vertrauensbruch ist aber dennoch offenkundig.
Wenn er wegen 50 Cent falsch abrechnet ist er
schon seltsam… Ich denke da gibt es nicht mehr
viel zu retten… Der konkrete Fall wird nicht
reichen, aber auf Dauer würde ich mich umsehen…

Hallo pinocchio1,

die vorliegende Info reicht nicht aus, um den Fall vollständig zu klären. Meiner Meinung nach ist eine Kündigung nicht zulässig, da die Mittagspause nicht zur Arbeitszeit zählt und die Versorgung der Kollegen nicht zur eigentlichen Arbeitsaufgabe des Mitarbeiters A gehört.

Mit freundlichen Grüßen
K.-P. Worlich

Hallo pinocchio1,
„ohne rechtsverbindliche eine Aussage zu machen“
wenn das Betriebsklima so gut ist hätte ich auf die 50cent Fahrtkosten verzichtet und dies unter persönliches abgehackt.
Einfach aber seine „Unkosten“ auf eine Firmenlieferung aufzuschlagen ist nur nach Rücksprache und vor Annahme der Dienstleistung so glaube ich zulässig.
Es gibt bestimmt auch andere Gelegenheiten bei der dann auch anderen in Vorleitung gehen und so das Miteinander positiv beeinflusst wird.
Ein nicht ganz einfacher Fall, würde aber mit dem Vorgesetzten und den Kollegen ganz offen über die persönliche Einstellung reden um den Firmenfrieden wieder herzustellen.
mit Gruß, Wolle