Hallo
wieviel Urlaub von der Front bekam ein Deutscher Soldat
(Mannschaftsdienstgrad) während des 2.WK? Anscheinend wurde
nur ungern Urlaub gewährt (kein Wunder bei den vielen
Vormärschen bzw. planmässigen Rückzügen).
Dies ist ein Irrtum. Speziell den Nazis war aus „völkischen“ Gründen viel daran gelegen, anders als im 1. Weltkrieg die eigenen Soldaten öfter mal nach Hause zu lassen, damit sie dort Nachwuchs zeugen konnten. Die Geburtenrate ist dann in der Tat auch, anders als im 1. Weltkrieg, erst kurz vor dem „Endsieg“ wirklich eingebrochen.
Wurde der Urlaub
nach einem rollierenden System gewährt oder nach Verdienst
oder Lust und Laune der Vorgesetzten? Gab es Anlässe, zu denen
Urlaub eher gewährt wurde?
Für besondere Verdienste im Kampfeinsatz gab es natürlich nicht nur Orden, sondern schon auch mal Sonderurlaub. Das wurde dann als Ansporn für andere auch gebührend bekanntgemacht. Sonderurlaub zwischen 10 und 20 Tagen gab es auch bei wichtigen Familienereignissen, besonderen Härtefällen (Fliegerschaden) oder nach Lazarettaufenthalten. Ansonsten gab es eben allgemeine Vorschriften über die Gewährung von Urlaub, der (deutlich weiter gehend als bei den alliierten Gegnern) „demokratisch“ auf alle Dienstgrade verteilt wurde. Insbesondere gab es eben eine Urlaubs anspruch - etwas, wovon ein GI-Mannschaftsdienstgrad oder ein Rotarmist nur träumen konnte. Er betrug beim Feldheer jährlich 2 x 14 Tage, beim Ersatzheer 1 x 14 Tage. Normalerweise verwaltete das der KpChef, allerdings konnte es vor größeren Operationen von höherer Stelle schon mal eine Urlaubssperre setzen (die dann natürlich zugleich als Nachrichtensperre fungierte). So waren im Mai 1942 in Models 9. Armee 180.000 Mann, die seit mehr als 12 Monaten keinen Urlaub mehr gehabt hatten, davon waren 18 % Unteroffiziere und 3 % Offiziere, was ziemlich exakt dem Anteil dieser Dienstgrade in der ganzen Armee entsprach. (M. v. Creveld, „Kampfkraft“, S. 128)
Wie kam ein Urlauber von der Front in der Tiefe Russlands oder
Nordafrikas nach Hause?
Mit dem Zug bzw. dem Schiff, in Frontnähe mit Kraftfahrzeugen, auf Fuhrwerken oder zu Fuß.
Schon in Friedenszeiten mit
planmäßigen Verkehrsmitteln eine langwieriges Unterfangen,
mußte die Heimfahrt im Kriegschaos eine problematische Sache
gewesen sein. Wie wurde der Soldat organisiert und verschickt?
Ebenso: wie kam der Landser wieder zurück an seinen
Fromtabschnitt, besonders wenn sich die Front inzwischen
weiterbewegt hatte? Wurde die Heimfahrt und Rückfahrt auf den
Urlaub angerechnet oder begann und endete der Urlaub am
Zielort?
Reisetage kamen zum Urlaubsanspruch dazu.
Wurde der Fronturlaub ausschließlich zum Besuch der Heimat und
Familie gewährt
Ja, denn das war der Zweck. Der Urlauber sollte auch die Stimmung an der „Heimatfront“ heben.
oder konnte der Soldat seinen Urlaub auch wie
ein Tourist beispielsweise in ruhigeren Gegenden im
Feindesland (Frankreichs Mittelmeerküste, Paris,
Schwarzmeerküste, Krim),bei Verbündeten (Italien) oder sogar
bei einer Freundin im Nachbarort in Frontnähe verbringen?
Nein, nur Besatzungssoldaten hatten dort „Ausgang“. Frontsoldaten nicht, man hätte da ja keinen Zugriff auf sie gehabt. (Und selbst nicht wenige Besatzungssoldaten zogen es vor, das Kriegsende bei der norwegischen oder französischen Freundin abzuwarten…)
„Urlaub“ in der Etappe gab es allenfalls organisiert im Verband der Truppe zur Auffrischung. (Siehe Anfangsszenen von „Stalingrad“.) Aber echter Urlaub war das ja nicht, sondern nur die Verlegung in einen Ruheraum vor einem neuen Einsatz.
Gruß
smalbop