Hallo, Katjala,
was heute die Frau ist, war im Mittelalter daz wîp , später auch wîb geschrieben; der Plural ist diu wîp , später auch wîber.
Was im Mittelalter die Frauen waren, sind heute die Damen , abgeleitet, von „domina“, über „Madonna, Madame“ und bedeutet „Herrin“.
Auch frowe bzw. frouwe bedeutet eigentlich „Herrin“ und ist gebildet aus dem ahd. „fron“ = Herr, das heute noch in den veralteten Wörtern Frondienst, Fronvogt oder Fronleichnam steckt, die man mit „Herrendienst“, „Stellvertreter des Herrn“ und „Leib des Herrn“ zu übersetzen pflegt.
An das „fron“ wurde die Feminisierungssilbe „-we“ angehängt. Aus „fronwe“ wurde „frouwe“, „frowe“ und schließlich „Frau“.
Damals waren nur adlige Weiber Frauen, alle andern waren eben nur Weiber. Und nur adlige Mädchen waren „Fräulein“, weshalb denn Gretchen Faustens Anrede: „Mein schönes Fräulein, darf ichs wagen, Arm und Geleit ihr anzutragen.“ zurückweist mit den Worten: „Bin weder Fräulein, weder schön, kann ungeleit nach Hause gehn.“ Damit weist sie auf ihren bürgerlichen Stand hin.
Gegen das Ende des Mittelalters und im Verlauf der Neuzeit nahm das Selbstbewusstsein der Bürger zu und nun ließen sich auch vermögende Bürgerinnen mit „Frau“ anreden; aus der „Millerin“ wurde die „Frau Müller“.
Um den Unterschied zu wahren, wurden daraufhin die Frauen „Damen“, das man sich aus der französischen Sprache borgte.
Meine Mutter kannte den Unterschied zwischen Weib und Frau noch ganz genau. Sie selber hat von sich nur als Weib gesprochen, denn sie war eine Kleinbauerntochter; auch sie unterschied noch zwischen, „der Weinbergerin“ und der „Frau Lang“. Nur die Frauen der Reichen und Angesehenen im Dorf, des Lehrers oder Richters oder der Großbauern waren Frauen.
Man erkannte den Unterschied am Sonntag beim Kirchgang: Weiber trugen ein Kopftuch, Frauen einen Hut.
Ich habe erst in der Schule gelernt, dass „Weib“ eine negative Konnotation angenommen hat; das Wort „Dame“ kam mir lange Zeit „dämlich“ vor, obwohl keine etymologische Verwandtschaft vorliegt.
Ja, so ungefähr.
Fritz