Hallo!
Ich war bisher nie privat dort, aber dreimal mit Schulklassen. Daher weiß ich zur Organisation von privaten Führungen nichts, aber ein paar allgemeine Dinge:
Man kann das Lagergelände von Auschwitz-Stammlager nur mit Führung betreten, also nicht frei auf dem Gelände rumlaufen. Der Besucherandrang ist so immens, dass die Führungen nicht täglich, sondern vermutlich mehrmals stündlich angeboten werden, in Polnisch, Deutsch, Englisch, Hebräisch, Italienisch … und vermutlich jeder anderen Sprache auch.
Auschwitz-Stammlager sieht von außen eher nach Kaserne aus als nach Konzentrationslager. Das liegt an den zweistöckigen, durchaus solide gebauten Häusern. (Ich glaube, dass es ursprünglich auch eine polnische Kaserne war). In den Häusern sind verschiedene Ausstellungen, die einem in Führungen erklärt werden. Das Ganze hat den Charakter einer Gedenk- und Dokumentationsstelle. Die Räumlichkeiten in den Häusern sind meist nicht mehr im Originalzustand.
Die Führungen sind von sehr unterschiedlicher Qualität. Manche sind sehr gut und emotional. Ich hatte aber auch schon einen Führer (komisches Wort in dem Zusammenhang), der ständig mit dem Handy telefonierte, was ich sowohl dem Ort gegenüber unangemessen, wie auch uns Gästen gegenüber unverschämt fand.
Die Ausstellung ist sehr alt. Zielrichtung der Ausstellung scheint es zu sein, zu „beweisen“, dass der Holocaust tatsächlich stattgefunden hat. Heute würde man sich bei einer Gestaltung der Ausstellung wohl mehr mit dem „Warum“ als mit dem „Ob“ und dem „Wie“ beschäftigen.
Zu dieser Führung durch Auschwitz-Stammlager wird optional auch noch eine Fahrt zum Lager Auschwitz-Birkenau angeboten. (Soviel ich weiß, kann man Birkenau alleine nicht besichtigen.) Auf diese Fahrt sollte man meiner Meinung nach auf keinen Fall verzichten!
In Birkenau wird (abgesehen von ein paar Schautafeln) nichts erklärt, sondern das Lager steht einfach da und spricht für sich selbst. Vom Lagertor, das jeder kennt, bis zu dem nicht weniger berüchtigten Bahnsteig, auf dem die SS-Ärzte ihre makaberen Selektionen durchführten, geht man zu Fuß … wie lange? 15 min? 20 min? … nur geradeaus, rechts und links Barracken, so weit das Auge reicht. Erst wer diese Entfernung einmal mit den eigenen Füßen abgeschritten ist, hat eine Idee davon, wie klein der Einzelne gegen den Holocaust als Ganzes ist.
Abschließend habe ich noch einen merkwürdigen Rat: Sucht Euch nach Möglichkeit einen Tag mit schlechtem Wetter raus. Wenn die Sonne scheint, zwischen den Barracken Blumen blühen, Schmetterlinge fliegen und Kaninchen hüpfen (habe ich schon erlebt!), dann wirkt die Szene einfach extrem unwirklich.
Michael