Fugen bei fertig versiegeltem Korkparkett?

Hallo miteinander,

seit einigen Jahren gibt es Korkparkett, dass zwar fest mit dem Boden verklebt wird, aber anschließend nicht mehr versiegelt werden muss, da bereits ab Werk eine fertige Versiegelung auf den Platten ist (z. B. Corkcomfort Glue-down mit Xtreme-WRT-Versiegelung von der Marke Wicanders).

Hat hier jemand praktische Erfahrung mit einem solchen Korkparkett? Insbesondere interessieren mich die Fugen. Bei einer Versiegelung vor Ort werden diese ja mit dem Lack verschlossen, was hier nicht der Fall ist. Wie problematisch ist dann in die Fuge eindringendes Wasser oder Schmutz?

Von dieser Frage absehen wäre ich von dem System sehr angetan, da ich aus Komfortgründen ein verklebtes Korkparkett möchte und wegen der Robustheit eine versiegelte Oberfläche brauche, andererseits aber die Versiegelung vor Ort scheue (Schadstoffbelastung und die Notwendigkeit, die komplette Fläche auf einmal möbelfrei zu bekommen).

Vielleicht sind auch Antworten von Nutzern eines Fertigparketts mit schwimmender Verlegung (Klicksystem) interessant, da es dort die gleiche Oberflächenversiegelung gibt und die Fugenproblematik ähnlich sein dürfte.

Danke für die Tipps!
-Handkalt

Hallo „Handkalt“,
bei Parkettwerkstoffen wie auch bei Korkfußböden kann der Verbraucher selber entscheiden, ob er auf bereits werksseitig mit einem Oberflächenschutz ausgerüstetes Material zurückgreifen will, oder diesen Schutz vor Ort aufgebracht haben möchte.
Magst Du lieber Kork, so sollte aufgrund der nur wenige Millimeter dicken Platten, welche in den Stoßkanten immer zu stufenartigen Höhenversätzen und auch zu Fugenneigen werden (schon aufgrund der Situation des Verlegeuntergrundes) eine Nachbehandlung (schleifen, kitten, grundieren und absiegeln) vor Ort erfolgen.
Nach einigen jahren ist -je nach Beanspruchung- auch eine Renovierung fällig. Ob nun bei Parkett oder bei Korkböden.
Insofern ist Dein gedanke in sich schlüssig, nach Möglichkeit ein mit dem Unterboden verklebtes System zu wählen.

Was Deine Antipathie gegen nachträgliches Versiegeln angeht, so wird es wahrscheinlich doch eher der damit verbundene Aufwand als die befürchtung von „Schadstoffen“ sein. Die wird es nicht geben, wenn das Produkt 8wie die meisten) mit dem Umweltsiegel „Blauer Engel“ versehen ist und damit nach dem Prüfschema des AgBB (Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten) die Anforderungen erfüllte.
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In Fugen eindringende Feuchtigkleit ist immer ein Problem, egal, welchen Bodenbelag man ins Visier nimmt.
Es ist die Aufgabe des Nutzers, hier für einen entsprechenden Schutz des Oberbodens Sorge zu tragen. Unabhängig davon, ob aus menschlichem Ermessen ein versehentliches Verschütten von Flüssigkeiten (und damit ein Eindringen in Fugenöffnungen) erfolgen kann oder nicht.
Außerdem werden Fugen zwischen beispielsweise Korkplatten nicht mit dem Siegel verschlossen, sondern die (geschliffene) Oberfläche wird gekittet. Immer. Das ist sach- und fachgerechte Ausführung bei vor Ort eingepflegten Kork- und Parkettoberflächen, soweit herstellerseitig nichts anders vorgesehen ist.
Aber noch einmal: selbst bei Mehrschichtparkett (früher: Fertigparkett) wird Dich das Problem der vollflächigen Renovierung mit all seinen Unanehmlichkeiten früher oder später einholen!

Zu leimlosen Parkettsystemen:
Da gibt es natürlich keine Fugen, soweit die Fräsform in den Elementkanten ausgereift ist. Wie auch, wenn der Verriegelungsmechanismus (zwischen den Elementkanten) doch grundsätzlich auf auf einer sehr hohen Passgenauigkeit (und damit einem „Formschluss“) der Nut-/Federausbildung (Fräsung) aufbaut.
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Gruß: Klaus

Hallo Klaus,

vielen Dank für die Tipps! Dass bei Korboden die Fugen gekittet werden, ist mir neu - das wusste ich nur von Holzparkett. Wie wird das bei Korkboden gemacht? Hast Du dazu vielleicht einen Produktnamen oder einen Link auf eine Erläuterung? Wenn das auch bei den fertig versiegelten Platten gemacht wird, dämpft das vielleicht meine Bedenken bezüglich der Fugen.

Bezüglich des Versiegeln vor Ort wäre der Aufwand bei mir in der Tat unangenehm, weil gerade das größte Zimmer nur über Stufen erreichbar ist und da ein Klavier sowie extrem schwere und größe Möbel stehen, die schlecht woanders „zwischengelagert“ werden können.

Über die Schadstoffbelastung mache ich mir aber auch Gedanken. Hast Du mal ein Beispiel für die von Dir angesprochenen Produkte mit „Blauem Engel“?

Nach allem was ich bisher gelesen habe, kommt man für eine ausreichend robuste Oberfläche nicht um einen 2K-Polyurethanlack herum. Und mir scheint, das heißt immer (auch bei „wasserbasierten“ Produkten) Lösemittel und isocyanathaltige Härter (GISCODE z. B. W2/DD+).

Danke und viele Grüße,
Handkalt

Hallo „Handkalt“,
bei rohen Korkplatten sind in den Kantenübergängen immer mehr oder weniger stufenartige Höhenversprünge gegeben. Die werden aber -weil eh´ geschliffen werden muss- auf diesem Wege abgetragen und beseitigt.
Bei herstellerseitig fertig oberflächenbehandelten Korkplatten ist diese Vorgehensweise aber erst im Zuge der Renovierungsphase (nach ca. 5 bis 7 Jahren) notwendig.
Ansonsten werden die versiegelten Korkplatten „nur“ auf entsprechend vorbereitetem Verlegeuntergrund (schleifen, grundieren, spachteln) flächig verklebt. Danach also NICHT mehr geschliffen.

Vielleicht war das etwas missverständlich beschrieben.

Zum Thema Klavier:
Hier sind die Aufstandflächen zwingend mit Lastenverteilungsscheiben zu versehen! Sonst gibt es beeits nach 1 Woche unansehnliche Druckpunkte (Eindrücke); irreversibel!

Von Produktempfehlungen möchte hier absehen, da eine derartige öffentliche Empfehlung nicht im Einklang stehen kann mit meiner öffentlichen Bestellung und Neutralität als Sachverständiger.
Dein Parkettleger (auch für Kork zuständig) wird Dich da aber sicherlich gerne beraten!
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Das Thema „Schadstoffe“ und insbesondere Inhaltsstoffe wird meistens zu hoch gespielt. Meistens von jenen, welche als technische Laien nur punktuellen (und damit stark eingeschränkten) Einblick in die Thematik haben.
Schließlich haben wir es bei vielen Baustoffen mit chemischen Umsetzungen zu tun.
Aus den Komponenten A + B wird ein völlig neues Produkt C mit anderen Eigenschaften. Das zu den einzeln nur für sich betrachtet gesundheitsschädlichen Isocyanaten oder phenolischen Härterkomponenten von Epoxidharzen.
Außerdem ist Wasser auch ein (anorganisches, polares) Lösemittel, das aber nur am Rande.
Ob Du nun einen Wassersiegel auf dem Kork wählst oder dem gegenüber eine PUR-Beschichtung: mit dem Eindruckverhalten hat das nichts zu tun. Nur mit dem Abrieb.
Und hierbei ist zu bedenken, dass der Oberflächenschutz das wertvollere Bauteil (hier: Kork oder Parkett) schützen soll, selbst aber geopfert wird. Der Verschleiß spielt sich (und soll es auch, das ist erklärte Aufgabe) ausschließlich in dieser dünnen Schutzschicht ab.
Deshalb ist nach einigen Jahren der Nutzung IMMER eine Renovierung zu kalkulieren.
Wie ein Arztbesuch beim Menschen, oder die Werkstatt bei einem Auto.
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Ein angenehmes Wochenende: Klaus