Warum schreibt man Gefechtsstärke und nicht Gefechtstärke, in anderen Worten, warum nutzt man das Fugen-s? Gibt es eine anerkannte Regel, die diese Schreibung vorschreibt oder zumindest nahelegt? Gibt es etymologische Gründe? Gibt es empirische/statistische Gründe?
Moin,
über die Fugenzeichen sind geschätzte 1001 Doktorarbeiten geschrieben worden. Einzige Erkenntnis: Et iss halt so - mal so und mal so, was die Sprecher eben als besser auszusprechen empfinden. Mir zB graust es vor der Mietskaserne, ich denke da immer an einen Kratzbaum mit Versteckboxen. Sicher ist nur, dass es absolut nichts mit dem Genitiv zu tun hat.
Gruß
Ralf
Ich persönlich empfinde eine Korrelation mit dem Genitiv-s, die wie folgt zu demonstrieren ist. Die Gefechtsstärke ist die Stärke des Gefechts; ähnlich dazu ist ein Gefechtsstand ein Stabsquartier des Gefechts. Beide Erklärungen gehen über den Genitiv; in beiden Beispielen enthält das Wort ein Fugen-s. Dabei ist die Geflechtschere keineswegs die Schere des Geflechts, genausowenig wie Geflechtsessel ein Sessel des Geflechts wäre. In den beiden Beispielen gehen die Erklärungen nicht über den Genitiv, und in beiden Beispielen fehlt der Fugenlaut.
Natürlich ist die obige Ausführung, wenn überhaupt, mehr eine Korrelation als eine Regel, aber womöglich würde der eine oder der andere hier sie vervollständigen können und wollen oder, im Gegenteil, diese Korrelation durch sehr ähnliche Gegenbeispiele zerstören wollen und stattdessen eine bessere Korrelation vorschlagen wollen.
Dann demonstriere mal die Korrelation mit dem Genitiv-s in Wörtern wie:
Liebesbrief,
Entwöhnungskur,
Umleitungsschild,
oder bei solchen Konstruktionen wie Landgericht vs. Oberlandesgericht oder Rindfleisch vs. Rindswurst vs. Rindermagen usw.
Klar. Natürlich. Beachte dabei, dass Liebe, Entwöhnung, Umleitung allesamt weiblich sind, während das Gefecht sächlich ist.
Ich habe nie nach allgemeingültigen Regel verlangt, wohlwissend, dass es sie nicht gibt oder dass sie zu kompliziert wäre. Eine schmale Regel, die nur in bestimmten, wohldefinierten Fällen anwendbar ist (zu denen auch Gefechtsstärke gehört), würde auch reichen.
Was Landgericht vs. Oberlandesgericht oder Rindfleisch vs. Rindswurst vs. Rindermagen angeht, so ist das zweite Wort in diesen Beispielen (bis auf Wurst) nicht weiblich, während „die Stärke“ weiblich ist, und diese zwei Beispiele (also, Gefechtsstärke und Rundswurst) beim Fugen-s übereinstimmen.