Man baut also Kernkraftwerke in einem
Hochrisiko-Erdbebengebiet.
Das ist unschön, aber ganz Japan ist ja ein solches Gebiet.
Das ist das Dilemma: Um ganz sicher zu gehen, müsste Japan
komplett auf die Kernkraft verzichten. Da mögliche Standorte
für regenrative Energien aber nicht einmal ansatzweise
ausreichen, um sie zu ersetzen und Japan über keine eigenen
fossilen Energieträger verfügt, würde das eine totale
Abhängigkeit von Importen bedeuten. Das Risiko erschien
zumindest vor dem Beben größer als die Gefahr, die von der
Kernkraft ausgeht. Inwiefern sich diese Einschätzung ändert,
wird sich zeigen.
Dann baut man die eher riskanteren Siedewasser-Reaktoren.
Das ist auch nicht gerade pfiffig.
Diese vor 40 Jahren getroffene Eintscheidung aus heutiger
Sicht zu bewerten ist auch nicht gerade sensationell.
Hinterher ist man schließlich immer schlauer.
Ja, leider.
Ich muss auch meine Kritik etwas zurücknehmen.
Wenn man zunächst mal nur den Hergang der Katastrophe liest, dann ist man bestürzt und fragt sich „wie konnte man nur“.
Aber alles, was man bislang erfahren kann, sind ungewisse Vermutungen, Hören-Sagen, Befürchtungen,…
Ich glaube, wir können die gesamte Diskussion erstmal auf Eis legen.
Fakten wird es wohl erst in zig Wochen geben.
Die Nachrichtenlage ist katastrophal.
Spekulationen helfen niemandem.
Ich bin selber - siehe mein sarkastischer Artikel im Umweltbrett - entsetzt über die Phalanx der „Ich hab’s ja schon immer gesagt und schon immer gewusst“-Sager, die aus ihren Löchern kriechen und den Zeigefinger heben.
Ebenso kotzt es mich an, dass Teile der Anti-Atom-Bewegung diese Katastrophe für ihre Zwecke instrumentalisieren.
Ich klinke mich da erstmal raus.
Verbale Prügel einstecken musste ich ja schon, weil ich auf polemnische, ja geradezu sarkastische Äußerungen einiger Anti-Atom-Bewegter ebenso polemisch antwortete.
Noch dazu entscheidet man sich für einen Standort direkt am
Meer mit entsprechendem Flutwellenrisiko.
Dazu gibt es kaum Alternativen. Die notwenigen
Kühlwassermengen liefern ansonsten nur große Flüsse. Davon
gibt es Japan nicht allzu viele und ganz ohne Risiko sind sie
auch nicht. Der Pegel darf weder zu hoch steigen, noch zu tief
fallen.
Auch hier möchte ich zurückrudern. Stimmt, du hast Recht.
Ist halt ne Gruppe aus ziemlich langgestreckten Inseln, wo zwar alle par Meter ein Fluss ins Meer mündet, aber eben kein echter, großer Strom, den man anzapfen könnte.
Und zu aller Letzt erweisen sich die Notstromerzeuger als
nicht flutwellenfest.
Das ist so nicht richtig. Das Kraftwerk war durch einen Damm
gegen Flutwellen gesichert. Leider war der Tsunami höher.
Auf den Bildern sieht man, dass man ein paar hundert Meter weiter landeinwärts Hügel sind. Hätte man die Stromerzeuger dort positioniert…
Im Nachhinein ist man halt schlauer.
Was müssen WIR daraus lernen?
Das man Risikoeinschätzungen auch mal ausweiten muss.
Das man nicht mal sagen sollte: Ich rechne mit Erdbeben Stärke X und plane mein AKW für X+1, sondern dass ich auch mal schaue:
Wie wäre ein zusätzlicher Schutz realisierbar? Kann ich durch eifnache Maßnahmen mein Schutzniveau vervielfachen?
Hier wäre die Antwort gewesen:
Bau die Diesel nicht hinter den Damm, sondern auf den Berg.
Wenig mehr Kosten, vielfacher Schutz.
Vielleicht sind auch an hiesigen AKW Sícherheitsmaßnahmen möglich, die gar nicht mal so extrem viel kosten, aber eine deutliche Erhöhung der Sicherheit bringen? Ich denke da an so einfache Dinge wie die „Töpfer-Kerzen“.