Fukushima I ('daiichi') 'Kettenreaktion'

Servus, Wissende,

natürlich versuche ich, so viel es mir als komplettem Laien möglich ist, das Geschehen zu begreifen und mich zu informieren.

Jetzt, wo wohl auch die Kühlung im 3. Reaktor (Meldung bestätigt und wieder dementiert) zumindest „wackelig“ ist, frage ich mich:

hängen die Kühlungen der 3 Blöcke (4, 5 und 6 waren lt. Wiki schon vor dem Erdbeben heruntergefahren, müßten aber ja eigentlich auch noch gekühlt werden?!) zusammen?

Wenn ja, wie?

Oder beruht das zeitnahe Ausfallen aller Kühlungen auf Strommangel durch den Ausfall von Block 1?

Über Fukushima II („daini“, 4 Reaktoren, 10 Jahre jünger) lese ich, dass alle Blöcke einzeln extern stromversorgt sind, über Fukushima I habe ich nichts dergleichen gefunden.

Dank und Gruß aus Wien, jenny

hängen die Kühlungen der 3 Blöcke (4, 5 und 6 waren lt. Wiki
schon vor dem Erdbeben heruntergefahren, müßten aber ja
eigentlich auch noch gekühlt werden?!) zusammen?

Das halte ich für unwahrscheinlich. Normalerweise hat sogar jeder einzelne Block mehrere unabhängige Stomversorgungen.

Oder beruht das zeitnahe Ausfallen aller Kühlungen auf
Strommangel durch den Ausfall von Block 1?

Die Ursache für den Stromausfall war der Tsunami. Der hat sämliche Dieselgeneratoren zerstört. Deshalb spielt es in diesem speziellen Fall auch keine Rolle wie sie mit den jeweiligen Blöcken verkabelt sind.

Hallo,

danke für deine Antwort.

Das halte ich für unwahrscheinlich. Normalerweise hat :sogar jeder einzelne Block mehrere unabhängige :Stomversorgungen.

Ja, das dachte ich auch, konnte aber für F I keine Bestätigung finden (zum Unterschied von F II)

der Tsunami. Der hat sämliche Dieselgeneratoren :zerstört.

Möglicherweise habe ich mich falsch ausgedrückt: die Dieselgeneratorem sind ja schon ein Teil des Sicherheitssystems - vor der Batterienotlösung - dass die dem Tsunami nicht standgehalten haben, bzw. in der zerstörten Infrastruktur nicht in entsprechender Kapazität zu ersetzen waren, scheint klar.

Meine Frage bezog sich auf die „normale“ Kühlung von F I
und ob die Systeme prinzipiell bei den 6 Reaktoren Fukushima I zusammenhängend sind? Was sie bei F II nicht sind.

Ich hoffe, das war jetzt klarer.

Gruß, jenny

Hallo,

danke für deine Antwort.

Das halte ich für unwahrscheinlich. Normalerweise hat :sogar jeder einzelne Block mehrere unabhängige :Stomversorgungen.

Ja, das dachte ich auch, konnte aber für F I keine Bestätigung
finden (zum Unterschied von F II)

der Tsunami. Der hat sämliche Dieselgeneratoren :zerstört.

Man baut also Kernkraftwerke in einem Hochrisiko-Erdbebengebiet.
Das ist unschön, aber ganz Japan ist ja ein solches Gebiet.

Dann baut man die eher riskanteren Siedewasser-Reaktoren.
Das ist auch nicht gerade pfiffig.

Noch dazu entscheidet man sich für einen Standort direkt am Meer mit entsprechendem Flutwellenrisiko.

„Unschön“ mag ich das nun nicht mehr nennen.

Und zu aller Letzt erweisen sich die Notstromerzeuger als nicht flutwellenfest.

Wenn das alles so stimmt, dann bin ich relativ sprachlos.
Und das kommt nicht oft vor.

Hallo, xstrom,

danke für deine Antwort.

„Unschön“ mag ich das nun nicht mehr nennen.

Du bist sicher nicht alleine mit dieser Meinung!

Aber mir ging es nicht um die prinzipielle A-Strom-Diskussion, sondern um eine ganz detaillierte Frage über das Kühlsystem.

Gruß, jenny

„Unschön“ mag ich das nun nicht mehr nennen.

Du bist sicher nicht alleine mit dieser Meinung!

Aber mir ging es nicht um die prinzipielle A-Strom-Diskussion,
sondern um eine ganz detaillierte Frage über das Kühlsystem.

Wer mehrere AKWs über die selbe Stromversorgung schaltet, hat nicht mehr alles Tassen im Schrank.

Ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass die Japaner etwa derartig Hirnrissiges gemacht haben.

In der Regel gibt es mehrere Ersatzstromversorgungen, die mehrfach redundant sind. Dabei geht Redundanz so weit, dass man sagt:
Wenn ich 1MW Leistung benötige, dann baue ich ein 2MW Aggregat von Kirsch links neben den Reaktor, ein 2MW Aggregat von PRAMAC rechts neben ihn und ein 2MW Aggregat von Eisemann hinter ihn.

Man will ein Aggregat auch mal warten können, ohne dass nur ein einziges übrig bleibt. Und man sollte vermeiden, dass sich Konstruktionsfehler fatal bemerkbar machen, weswegen man die Technologien mischen sollte. Was bringen einem 3 Aggregate z.B. von Pramac, wenn sich herausstellt, dass bei allen dreien der selbe Steuerungstyp verbaut wurde, der einen schweren Konstrukionsfehler hat?

Meine Frage bezog sich auf die „normale“ Kühlung von F I
und ob die Systeme prinzipiell bei den 6 Reaktoren Fukushima I
zusammenhängend sind?

Ob die zusamenhängend sind oder nicht (ich bezweifle es stark) spielt auch keine Rolle, weil bei der Notabschaltung planmäßig von der normalen Stromversorgung auf die Dieselgeneratoren umgeschaltet wurde. Ich glaube auch nicht, dass man die Turbinen und Generatoren des Kraftwerks innerhalb weniger Stunden mit der Restzerfallswärme wieder anwerfen kann. Und eine Versorgung von außen ist wegen der zerstörten Infrastruktur auch nicht mehr möglich.

Man baut also Kernkraftwerke in einem
Hochrisiko-Erdbebengebiet.
Das ist unschön, aber ganz Japan ist ja ein solches Gebiet.

Das ist das Dilemma: Um ganz sicher zu gehen, müsste Japan komplett auf die Kernkraft verzichten. Da mögliche Standorte für regenrative Energien aber nicht einmal ansatzweise ausreichen, um sie zu ersetzen und Japan über keine eigenen fossilen Energieträger verfügt, würde das eine totale Abhängigkeit von Importen bedeuten. Das Risiko erschien zumindest vor dem Beben größer als die Gefahr, die von der Kernkraft ausgeht. Inwiefern sich diese Einschätzung ändert, wird sich zeigen.

Dann baut man die eher riskanteren Siedewasser-Reaktoren.
Das ist auch nicht gerade pfiffig.

Diese vor 40 Jahren getroffene Eintscheidung aus heutiger Sicht zu bewerten ist auch nicht gerade sensationell. Hinterher ist man schließlich immer schlauer.

Noch dazu entscheidet man sich für einen Standort direkt am
Meer mit entsprechendem Flutwellenrisiko.

Dazu gibt es kaum Alternativen. Die notwenigen Kühlwassermengen liefern ansonsten nur große Flüsse. Davon gibt es Japan nicht allzu viele und ganz ohne Risiko sind sie auch nicht. Der Pegel darf weder zu hoch steigen, noch zu tief fallen.

Und zu aller Letzt erweisen sich die Notstromerzeuger als
nicht flutwellenfest.

Das ist so nicht richtig. Das Kraftwerk war durch einen Damm gegen Flutwellen gesichert. Leider war der Tsunami höher.

Danke euch:smile: owT.
lgj.

Das ist das Dilemma: Um ganz sicher zu gehen, müsste Japan
komplett auf die Kernkraft verzichten. Da mögliche Standorte
für regenrative Energien aber nicht einmal ansatzweise
ausreichen, um sie zu ersetzen und Japan über keine eigenen
fossilen Energieträger verfügt, würde das eine totale
Abhängigkeit von Importen bedeuten.

Hallo,

ich glaube, das kann man nicht so einfach sagen, Tatsache ist, dass die Japaner praktisch nichts in Richtung regenerative Energien unternommen haben, wohl aus Glauben an die Atomenergie. Ein Fehler, den auch unsere derzeitige Regierung gern begehen würde, wenn sie uneingeschränkt könnte, wie sie wollte. Es gibt da immer noch massive Kräfte, die liebend gern mit hundert neuen Atomkraftwerken oder mehr durchstarten möchten. Solche Kraftwerke sind die grössten Geldmaschinen auf dem Planeten Erde nach Investmentbanken, und wie bei denen werden ja alle Risiken vom Staat übernommen.

Gruss Reinhard

hängen die Kühlungen der 3 Blöcke (4, 5 und 6 waren lt. Wiki
schon vor dem Erdbeben heruntergefahren, müßten aber ja
eigentlich auch noch gekühlt werden?!) zusammen?

Das halte ich für unwahrscheinlich. Normalerweise hat sogar
jeder einzelne Block mehrere unabhängige Stomversorgungen.

Hallo!

Richtig! In der Regel läuft in jedem Kraftwerk eine separate „Hausmaschine“ mit, die den ektr. Eigenbedarf des Kraftwerks sicherstellt, fällt diese aus wird der Strombedarf zum An- oder Abfahren des Kraftwerks über Dieselgeneratoren über ein gesichertes Netz gedeckt. Damit wichtige Regel- und Absperrfunktionen der motorgetriebenen Armaturen immer erhalten bleiben hängen diese an einem batteriegestützen Gleichstromnetz. Gemäß den ersten Meldungen wurde die Kühlung über batteriegespeiste Kühlwasserpumpen praktiziert. Bei den dafür erforderlichen Leistungen von einigen hundert kW und bei der begrenzten Batteriekapazität halte ich diese Massnahme für nicht sinnvoll und kam wohl nicht zur Anwendung.

Oder beruht das zeitnahe Ausfallen aller Kühlungen auf
Strommangel durch den Ausfall von Block 1?

Die Ursache für den Stromausfall war der Tsunami. Der hat
sämliche Dieselgeneratoren zerstört. Deshalb spielt es in
diesem speziellen Fall auch keine Rolle wie sie mit den
jeweiligen Blöcken verkabelt sind.

Der reihenweise Ausfall der Dieselgeneratoren dürfte letztlich auf systematische Fehler zurückgehen. Ich nehme an, dass die Anordnung und Verkabelung der Dieselgeneratoren bei allen AKW gleich bzw. ähnlich waren. Die Planer halten sich gern an bereits vorhandene Lösungen - und die Aufstellung der einzelnen Kraftwerkskomponenten, die Kabel- und Rohrleitungswege sind eine optimierte ausgetüftelte Sache und vielfach als Vorschrift vorgegeben. Womöglich hat man auch aus Gründen der Ersatzteilhaltung (Ersatzaggregate) auch überall die gleichen Dieselgeneratoren verwendet. Wenn nun entweder das Erdbeben oder der Tsunami die Dieselgeneratoren oder Kabelwege zerstört haben, dann erfolgte der Angriff an Schwachstellen, die bei allen Kraftwerken an der gleichen Stelle vorhanden waren.

Die Kühlung durch Meerwasser erlaubte die beispiellose Massierung von - wenn ich richtig gehört habe - 10 AKW auf einem relativ kleinem Gebiet. Wenn nun eines dieser AKW explodiert und durchgeht, hat man natürlich ein Problem, die Nachbar-AKW zu retten, denn wer möchte sich in der verstrahlten Umgebung noch aufhalten? Wer dennoch in den AKW zu deren Rettung arbeitet, ist mit Strahlenschutzmassnahmen und limitierten Aufenthaltszeiten in verstrahlten Bereichen sehr behindert und unproduktiv.

Wolfgang D.

Man baut also Kernkraftwerke in einem
Hochrisiko-Erdbebengebiet.
Das ist unschön, aber ganz Japan ist ja ein solches Gebiet.

Das ist das Dilemma: Um ganz sicher zu gehen, müsste Japan
komplett auf die Kernkraft verzichten. Da mögliche Standorte
für regenrative Energien aber nicht einmal ansatzweise
ausreichen, um sie zu ersetzen und Japan über keine eigenen
fossilen Energieträger verfügt, würde das eine totale
Abhängigkeit von Importen bedeuten. Das Risiko erschien
zumindest vor dem Beben größer als die Gefahr, die von der
Kernkraft ausgeht. Inwiefern sich diese Einschätzung ändert,
wird sich zeigen.

Dann baut man die eher riskanteren Siedewasser-Reaktoren.
Das ist auch nicht gerade pfiffig.

Diese vor 40 Jahren getroffene Eintscheidung aus heutiger
Sicht zu bewerten ist auch nicht gerade sensationell.
Hinterher ist man schließlich immer schlauer.

Ja, leider.
Ich muss auch meine Kritik etwas zurücknehmen.
Wenn man zunächst mal nur den Hergang der Katastrophe liest, dann ist man bestürzt und fragt sich „wie konnte man nur“.
Aber alles, was man bislang erfahren kann, sind ungewisse Vermutungen, Hören-Sagen, Befürchtungen,…

Ich glaube, wir können die gesamte Diskussion erstmal auf Eis legen.
Fakten wird es wohl erst in zig Wochen geben.
Die Nachrichtenlage ist katastrophal.
Spekulationen helfen niemandem.

Ich bin selber - siehe mein sarkastischer Artikel im Umweltbrett - entsetzt über die Phalanx der „Ich hab’s ja schon immer gesagt und schon immer gewusst“-Sager, die aus ihren Löchern kriechen und den Zeigefinger heben.

Ebenso kotzt es mich an, dass Teile der Anti-Atom-Bewegung diese Katastrophe für ihre Zwecke instrumentalisieren.

Ich klinke mich da erstmal raus.
Verbale Prügel einstecken musste ich ja schon, weil ich auf polemnische, ja geradezu sarkastische Äußerungen einiger Anti-Atom-Bewegter ebenso polemisch antwortete.

Noch dazu entscheidet man sich für einen Standort direkt am
Meer mit entsprechendem Flutwellenrisiko.

Dazu gibt es kaum Alternativen. Die notwenigen
Kühlwassermengen liefern ansonsten nur große Flüsse. Davon
gibt es Japan nicht allzu viele und ganz ohne Risiko sind sie
auch nicht. Der Pegel darf weder zu hoch steigen, noch zu tief
fallen.

Auch hier möchte ich zurückrudern. Stimmt, du hast Recht.
Ist halt ne Gruppe aus ziemlich langgestreckten Inseln, wo zwar alle par Meter ein Fluss ins Meer mündet, aber eben kein echter, großer Strom, den man anzapfen könnte.

Und zu aller Letzt erweisen sich die Notstromerzeuger als
nicht flutwellenfest.

Das ist so nicht richtig. Das Kraftwerk war durch einen Damm
gegen Flutwellen gesichert. Leider war der Tsunami höher.

Auf den Bildern sieht man, dass man ein paar hundert Meter weiter landeinwärts Hügel sind. Hätte man die Stromerzeuger dort positioniert…

Im Nachhinein ist man halt schlauer.

Was müssen WIR daraus lernen?

Das man Risikoeinschätzungen auch mal ausweiten muss.
Das man nicht mal sagen sollte: Ich rechne mit Erdbeben Stärke X und plane mein AKW für X+1, sondern dass ich auch mal schaue:
Wie wäre ein zusätzlicher Schutz realisierbar? Kann ich durch eifnache Maßnahmen mein Schutzniveau vervielfachen?
Hier wäre die Antwort gewesen:
Bau die Diesel nicht hinter den Damm, sondern auf den Berg.
Wenig mehr Kosten, vielfacher Schutz.

Vielleicht sind auch an hiesigen AKW Sícherheitsmaßnahmen möglich, die gar nicht mal so extrem viel kosten, aber eine deutliche Erhöhung der Sicherheit bringen? Ich denke da an so einfache Dinge wie die „Töpfer-Kerzen“.

Der reihenweise Ausfall der Dieselgeneratoren dürfte letztlich
auf systematische Fehler zurückgehen.

Ein solcher Fehler wäre beispielsweise die Unterschätzung der Tsunami-Höhe. Was es genau war, werden wir wohl frühestens in ein paar Monaten erfahren.

Das ist das Dilemma: Um ganz sicher zu gehen, müsste Japan
komplett auf die Kernkraft verzichten. Da mögliche Standorte
für regenrative Energien aber nicht einmal ansatzweise
ausreichen, um sie zu ersetzen und Japan über keine eigenen
fossilen Energieträger verfügt, würde das eine totale
Abhängigkeit von Importen bedeuten.

ich glaube, das kann man nicht so einfach sagen

Doch, das kann man so sagen. Um seine Atomkraftwerke durch regenrative Energien zu ersetzen, brächte Japan zusätzlich zu dem, was jetzt schon da ist, noch einmal vier mal so viel Wasserkraft, Windkraft und Photovoltaik wie derzeit in Deutschland verfügbar sind - und das bei annähernd der gleichen Fläche. Wenn man bedenkt, dass Deutschland bei den erneuerbaren Energien zu den Spitzenreitern in der Welt zählt, dann ist das vollkommen unrealistisch.

Tatsache ist,
dass die Japaner praktisch nichts in Richtung regenerative
Energien unternommen haben

Tatsache ist, dass Japan beispielsweise vier mal so viel Elektroenergie aus Wasserkraft bezieht, wie Deutschland. Das ist schon mal deutliche mehr als nichts. Und wenn Du jetzt darauf herumreiten willst, dass sie weniger Solar- und Windenergie nutzen, dann erwarte ich, das Du einen Vergleich der verfügbaren Standorte mitlieferst.

1 Like

Das Kraftwerk war durch einen Damm
gegen Flutwellen gesichert. Leider war der Tsunami höher.

Auf den Bildern sieht man, dass man ein paar hundert Meter
weiter landeinwärts Hügel sind. Hätte man die Stromerzeuger
dort positioniert…

… dann hätte man mit der dafür notwendigen Stromleitung von dort zum Kraftwerk eine zusätzliche Achillesferse. So einfach ist das alles leider nicht.