I)Ob irgendwo Delphin oder die NR-Variante in einem Text zu
lesen ist, sagt mit Sicherheit etwas über die Bildung des
Verfassers aus, weil kaum jemand, der sich mehrere Jahre in
Schule und Studium mit der altgriechischen Sprache beschäftigt
hat, einfach so dieses Wissen über Bord wirft. Wenn ich in
Texten auf Delphin mit „f“ stoße, dann ist mein erster
Gedanke:
Der Verfasser hat bestimmt nicht Altgriechisch gelernt.
Und ? Wozu macht ihn das in deinen augen?
Ich beurteile einen Menschen bestimmt nicht nach seinen intellektuellen Fähigkeiten - dafür habe ich gerade unter den Gebildeten zu viele menschlich extrem degenerierte Arschlöcher kennengelernt - aber einen Text (gesprochen oder geschrieben) bewerte ich schon, wobei aber meine subjektive Empfindung der Maßstab ist: Ich finde einen Text gut oder schlecht oder durchschnittlich, erwarte aber nicht, daß meine Auffassung geteilt wird.
Was hat die
tatsache, ob jemand griechisch, latein, französisch etc.
gelernt oder nicht gelernt hat, mit der qualität der von ihm
geschriebenen texte zu tun ?
Schon recht - mit der Qualität der Texte hinsichtlich ihrer inhaltlichen Aussage hat das natürlich nicht viel zu tun, aber ich gehe da immer von mir aus: Ich empfinde eher Unbehagen, wenn ich Fremdwörter aus einer mir unbekannten Sprache benutzen soll, weil ich mich auf Definition Dritter verlassen muß. Aber so bin ich eben auch in anderen Bereichen. Zur Beurteilung eines Medikaments studiere ich lieber selbst pharmakologische Fachbücher als mich auf das Urteil eines Apothekers oder Arztes zu verlassen. Daß das den meisten Menschen zu Aufwendig ist, leuchtet mir natürlich ein, doch bin ich bislang in meinem Leben sehr gut damit klar gekommen, mich auf meine eigenes Verstehen und Beurteilen zu verlassen.
Und was ist mit fremdwörtern aus anderen sprachen ? Sollte man
deiner meinung nach lehnwörter aus dem russischen (z.b. troika
oder samowar) mit dem kyrillischen alfabet schreiben ?
lol - also ich könnte es lesen, aber wem wäre damit geholfen?
Bei den „ph-Wörtern“ aus dem Griechischen fand ich es schon als Hilfe. In der Grundschule hatte ich gelernt, daß man aus dem Griechischen stammende Worte am „ph“ erkennt. So konnte ich immerhin 7 Jahre lang - bevor ich Griechisch-Unterricht hatte - den Ursprung der Worte erkennen. Mich hat das so mit 11 oder 12 glücklich gemacht.
Und sollte man, im umgekehrten falle, für die deutschen
lehnwörter im russischen (z.b. schlagbaum oder landschaft) das
lateinische alfabet verwenden ?
II) Nach neun Jahren Lateinunterricht ich den Eingriff der NR,
den Du an dem Wort Konvention demonstrierst, allenfalls mit
vulgärsprachlichen Ausdrücken kommentieren, weshalb ich
schweige.
III)Zweifellos ist Sprache Konvention, aber die Güte einer
Konvention steht und fällt mit der Qualität der an ihr
Beteiligten.
Was möchtest du mit diesen punkten überhaupt aussagen ? Dass
die schreibweisen „delfin“ und „konvenzion“ von mangelnder
intelligenz oder ignoranz des schreibenden zeugen ?
Mangelnde Intelligenz: Nein / Ignoranz im ursprünglichen Wortsinn „Unwissenheit“: Nein
Es ist nur meine Auffassung, daß nicht durch Mehrheitsheitentscheidungen oder Experten-Erkenntnisse Dinge automatisch so sehr richtig werden, daß ich mich ihnen beugen muß. Ich denke hoch genug von mir und dem Menschen als Individuum an sich, daß ich jedem eine persönliche Meinungsbildung zutraue. Komme ich also zu der Erkenntnis, daß ich persönlich lieber nach Norden flüchte, während 100000 andere Leute nach Süden rennen, dann wird mich die Masse nicht umstimmen, denn ich laufe ja nicht aus Trotz in eine andere Richtung, sondern aus Überzeugung, welche sich eben aus Erkenntnis ableitet. Langer Rede kurzer Sinn:
Ich habe ganz einfach Probleme, wenn sich Menschen wie Lemminge gebärden. „Das machen doch alle“ oder „Das ist so“ beeindruckt mich nicht.
Dass man
schriftliche aussagen an der qualität ihrer rechtschreibung
beurteilen sollte ?
Also Form und Inhalt sollten schon zueinander passen. Wir trinken doch einen besonders edlen Wein auch nicht aus Kaffeetassen.
Oder dass der gebrauch von fremdwörtern
ausschließlich menschen vorbehalten sein sollte, die die
betreffende fremdsprache beherrschen ? Hilf mir, ich bin ein
wenig verwirrt.
Ich habe das schon einmal hier geäußert (ich hoffe, Fritz
erinnert sich noch): verschiedene sprachen benutzen zur
darstellung der gleichen oder ähnlichen foneme verschiedene
ortografische mittel. Warum sollten die deutschen also fremde
ortografie übernehmen, anstatt sie ihren bedürfnissen
anzupassen ? Um auf ihre bildung hinzuweisen ?
Nein, aber vielleicht, um Hinweise auf die Herkunft zu geben. Mir war es wirklich bei der Integration von Fremdwörtern in meinen Wortschatz eine Hilfe, wenn ich sie ableitet konnte. Und umgekehrt auch: Beim Erlernen des Altgriechischen haben mir Fremdworte das einprägen sehr erleichtert.
Aber vielleicht ist meine Art des sehr verzweigten und fächerübergreifenden Denkens und Lernens unnormal.
Die sprache war vor der schrift und vor der rechtschreibung
da, woraus sich mit ziemlicher logik ergibt, dass die schrift
für die sprache da ist und nicht die sprache für die schrift.
Noch eine subjektive Spinnerei von mir: Ich habe für mich festgestellt, daß Logik nichts weiter als eine Fessel des Geistes ist, ein bescheidenes Instrument der Disziplinierung.
Die einzige funkzion der rechtschreibung besteht darin, den
sprachbenutzern richtlinien zur richtigen aussprache der
wörter zu geben; wenn ich „delfin“ spreche, kann man weder ein
„ph“ noch ein großes „D“ am anfang hören, also warum soll ich
nicht „delfin“ schreiben ?
Aber bevor ihr mich falsch versteht : mir geht es nicht darum,
die deutsche rechtschreibung abzuschaffen. Vom „ß“ und der
großschreibung der substantive abgesehen, ist sie vollkommen
in ordnung. Mir geht es alleine darum, dass die fremdwörter,
die immer noch nach einer fremden ortografie geschrieben
werden, in die deutsche ortografie überführt werden sollten.
Denn, um ganz ehrlich zu sein, sehe ich keinen sinn dahinter,
es nicht zu tun. Aber vielleicht liegt das daran, dass ich die
deutsche sprache mit dem ungetrübten blick des ausländers
sehe, in dessen land es niemandem einfallen würde,
„mayonnaise“ statt „majonez“ zu schreiben, nur weil das wort
französisch ist.
Nee, aba doch nun wirklich nich. Mihr ist nich bekannt, daß
ich jetz so schraibn darf wii ich spreche
Doch, genau das darfst du, zumindest wenn es nach mir geht.
Meinetwegen kannst du statt vater fater und statt qualität
kfalität schreiben, solange du dich verständlich machen
kannst, ist deine rechtschreibung deine privatsache (außer im
behördlichen und schulischen schriftverkehr, denn da steht man
in solchen fällen schnell als idiot da).
Ich behalte mir die freiheit vor, so zu schreiben wie ich
will, und ich lasse mir diese freiheit von keinem, weder vom
Duden noch von schriftlichen konvenzionen, streitig machen.
Das übernehme ich ohne Abstriche !
Gruß
Raiko