Funktioniert doch nicht!

Hallo,

Arbeitszeitverkürzung funktioniert doch garnicht. Hat man mir doch letzte Woche gesagt. Was schreibt Heise denn da

http://www.heise.de/newsticker/data/jk-16.12.01-005/

Muß wohl ein Irrtum sein.

Grüße Michael

kommt drauf an
Hi,

zunächst: Menge der Arbeit, die (pro Woche) geleistet werden muß/Anzahl der Arbeitnehmer=Arbeitszeit je Arbeitnehmer (und Woche).

Die Formel gilt. Daraus läßt sich ableiten: Weniger Arbeit je Arbeitnehmer führt zu mehr Arbeitnehmern.

Das kennen wir auch schon aus den Textaufgaben der Grundschule: 10 Leute spitzen 1000 Zahnstocher pro Stunde. Wieviele Streichhölzer schaffen 100 Leute? Lösung: 10.000. (Aber nur, wenn es auch 100 Spitzmaschinen gibt.)

Was ist denn aber nun, wenn die Beschäftigung schwankt? Man kann ja schließlich nicht jeden Tag einen Spitzer einstellen, wenn man ihn möglicherweise morgen nicht mehr braucht.

Will sagen: In Absprache mit dem Betriebsrat kann eine Arbeitszeitregelung flexibel gestaltet werden. Eine solche Regelung aber in einem Flächentarifvertrag zu treffen, kann nicht funktionieren. Wenn ich also nur zwei Leute brauche, die bisher je 40 Stunden pro Woche arbeiteten, was mache ich, wenn ich deren Arbeitszeit auf 35 Stunden verkürzen muß? Stelle ich einen dritten ein, habe ich 3*35=105 Stunden je Woche zur Verfügung. Bisher kam ich aber mit 80 Arbeitsstunden aus. Soll der ich einen dritten einstellen, der letztlich 25 Stunden rumsitzt, oder sollen die beiden bisherigen 10 Überstunden machen? Vor diesem Problem stehen Mittelständler.

Hab ich wie VW oder Infinion mehrere tausend Mitarbeiter, die sich u.U. zum Teil gegenseitig vertreten können, bekomme ich das über Dienstpläne geregelt. Keine Frage.

Paradoxon geklärt?

Gruß
Christian

Hallo Christian,

Will sagen: In Absprache mit dem Betriebsrat kann eine
Arbeitszeitregelung flexibel gestaltet werden. Eine solche
Regelung aber in einem Flächentarifvertrag zu treffen, kann
nicht funktionieren.

In Flächentarifen gibt es duraus Öffnungsklauseln. Deshalb sind viele Dinge zu regeln, von denen das Gegenteil behauptet wird. Allerdings gebe ich zu, einfach ist das alles nicht. Das hat aber auch keiner versprochen.

Wenn ich also nur zwei Leute brauche, die

bisher je 40 Stunden pro Woche arbeiteten, was mache ich, wenn
ich deren Arbeitszeit auf 35 Stunden verkürzen muß? Stelle ich
einen dritten ein, habe ich 3*35=105 Stunden je Woche zur
Verfügung. Bisher kam ich aber mit 80 Arbeitsstunden aus. Soll
der ich einen dritten einstellen, der letztlich 25 Stunden
rumsitzt, oder sollen die beiden bisherigen 10 Überstunden
machen? Vor diesem Problem stehen Mittelständler.

Es kann duraus so etwas passieren, wie Du beschreibst. Allerdings, was hat der Arbeitgeber bisher gemacht, wenn er für 50 Stunden (oder 60 oder 70) Arbeit hatte. Passt nicht durch 40. Es ist nicht alleine das Problem der 35 Stunden Woche, sondern das Problem der unflexiblen Areitszeit. Aber gerade bei der Flexibilisierung gibt es gute Modelle.

Hab ich wie VW oder Infinion mehrere tausend Mitarbeiter, die
sich u.U. zum Teil gegenseitig vertreten können, bekomme ich
das über Dienstpläne geregelt. Keine Frage.

Deine Meinung.

Paradoxon geklärt?

Klar Mensch

Gruß
Christian

Gruß Michael

Das kennen wir auch schon aus den Textaufgaben der
Grundschule: 10 Leute spitzen 1000 Zahnstocher pro Stunde.
Wieviele Streichhölzer schaffen 100 Leute? Lösung: 10.000.
(Aber nur, wenn es auch 100 Spitzmaschinen gibt.)

Hallo Christian,

wenn 1 Schiff 10 Tage für die Strecke über den Atlantik braucht, wie lange brauchen 2 Schiffe?

Spaß beiseite. Zunächst ein atypisches Beispiel, um den Zusammenhang zu verdeutlichen: Ein Schriftsteller möchte seine tägliche Arbeitszeit verkürzen. Er hat für seinen Roman aber einen festen Abgabetermin. Also stellt er noch einen Schriftsteller ein. Man ahnt, daß solches Tun nicht so recht funktionieren wird. Ich wähle dieses Beispiel bewußt, weil es Funktionäre gibt, die die Problematik anders nicht verstehen und glauben, man könne jede Art von Arbeit beliebig teilen. Das führt zu ganz schlimmen Auswüchsen mit Arbeitsplatzvernichtung. Betroffen sind weniger die Arbeitsplätze in der Serienfertigung. Auch keine Sachbearbeitertätigkeiten mit täglich mehreren zu erledigenden Vorgängen. Betroffen sind Industriearbeitsplätze in der Entwicklung. An deren Erfolg hängt aber irgendwann der ganze Rest. Mir sind mehrere Fälle in verschiedenen Unternehmen bekannt, wo Entwicklungsgruppen aus angestellten Ingenieuren aufgelöst wurden. Ein Teil der Ingenieure arbeitet freiberuflich für den ehemaligen Arbeitgeber weiter, der Rest der Arbeiten wird an fremde Ingenieurbüros vergeben. Das Ganze zu horrenden Kosten mit dem zusätzlichen Preis, daß wertvolles Know-how nicht im Hause gehalten werden kann. Es gibt unteilbare Aufgaben, die von wenigen Zugpferden zu leisten sind. Da kann man austauschbare Masse mit Ballonmützen nicht gebrauchen. Da brauchts nur handverlesene Klasse. Diese Leute brauchen die Möglichkeit, für längere Zeit solche Vokabeln wie Arbeitszeitregelung o. ä. zu vergessen.

Man kann in vielen Bereichen die Arbeitszeiten verkürzen. Es stellen sich dabei organisatorische, aber lösbare Probleme. Aber auch da brauchen viele Betriebe die Flexibilität, auf Spitzen reagieren zu können.

Die Rasenmähermethode, wo undifferenziert in jedem betrieblichen Bereich verkürzt wird, ist jedoch von Übel. Dabei treten die Probleme nicht sofort sichtbar in Erscheinung. Es wird ein schleichender Prozeß mangelnder Innovationsfähigkeit in Gang gesetzt.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

wenn 1 Schiff 10 Tage für die Strecke über den Atlantik
braucht, wie lange brauchen 2 Schiffe?

Ich glaube dieses Beispiel humpelt und dann auch noch in die falsche Richtung.

Spaß beiseite. Zunächst ein atypisches Beispiel, um den
Zusammenhang zu verdeutlichen: Ein Schriftsteller möchte seine
tägliche Arbeitszeit verkürzen. Er hat für seinen Roman aber
einen festen Abgabetermin. Also stellt er noch einen
Schriftsteller ein.

Ein Schriftsteller der seine Arbeitszeit verkürzen will, tut dies indem er für den nächsten Abgabetermin später legt. Wenn ein Freiberufler denn seine Arbeitszeit verkürzt.

Man ahnt, daß solches Tun nicht so recht

funktionieren wird. Ich wähle dieses Beispiel bewußt, weil es
Funktionäre gibt, die die Problematik anders nicht verstehen
und glauben, man könne jede Art von Arbeit beliebig teilen.

Das ist mit Sicherheit nicht so. Aber die unteilbahre Arbeit ist doch in einer sehr kleinen Minderheit.

Das führt zu ganz schlimmen Auswüchsen mit
Arbeitsplatzvernichtung. Betroffen sind weniger die
Arbeitsplätze in der Serienfertigung. Auch keine
Sachbearbeitertätigkeiten mit täglich mehreren zu erledigenden
Vorgängen. Betroffen sind Industriearbeitsplätze in der
Entwicklung. An deren Erfolg hängt aber irgendwann der ganze
Rest. Mir sind mehrere Fälle in verschiedenen Unternehmen
bekannt, wo Entwicklungsgruppen aus angestellten Ingenieuren
aufgelöst wurden.

Ingeneure haben sich sicherlich nicht an die 40 Stunden Woche gehalten, genausowenig halten sie sich an die 35 Stunden Woche.

Ein Teil der Ingenieure arbeitet

freiberuflich für den ehemaligen Arbeitgeber weiter, der Rest
der Arbeiten wird an fremde Ingenieurbüros vergeben. Das Ganze
zu horrenden Kosten mit dem zusätzlichen Preis, daß wertvolles
Know-how nicht im Hause gehalten werden kann. Es gibt
unteilbare Aufgaben, die von wenigen Zugpferden zu leisten
sind.

Dieses Beispiel ist meiner Meinung nach ein Beispiel von outsorcing. Hat selten etwas mit Arbeitszeitverkürzung zu tun, sondern mit dem Versuch Kosten zu sparen und unternehmerisches Risiko abzuwelzen.

Da kann man austauschbare Masse mit Ballonmützen nicht

gebrauchen. Da brauchts nur handverlesene Klasse. Diese Leute
brauchen die Möglichkeit, für längere Zeit solche Vokabeln wie
Arbeitszeitregelung o. ä. zu vergessen.

Die vergessen das bei 35 oder bei 40 Stunden.

Man kann in vielen Bereichen die Arbeitszeiten verkürzen. Es
stellen sich dabei organisatorische, aber lösbare Probleme.
Aber auch da brauchen viele Betriebe die Flexibilität, auf
Spitzen reagieren zu können.

Das ist machbar!

Die Rasenmähermethode, wo undifferenziert in jedem
betrieblichen Bereich verkürzt wird, ist jedoch von Übel.
Dabei treten die Probleme nicht sofort sichtbar in
Erscheinung. Es wird ein schleichender Prozeß mangelnder
Innovationsfähigkeit in Gang gesetzt.

Es gibt keine Rasenmähermethode, sondern eine Vielzahl angepasster Modelle

Gruß
Wolfgang

Gruß Michael