Futteragression

Hallo,
bin z.Zt. für zwei kleine Hunde in einem französischen Haushalt verantwortlich. Die Umstände sind kompliziert zu erklären, fest steht, dass der Umgang mit Hunden hier in Frankreich völlig anders abläuft, als ich es von zu Hause her kenne. Nach einer oft eher nicht artgerechten Behandlung wundern sich die Besitzer über das Verhalten ihrer Hunde, das ein Zusammenleben sehr anstrengend macht. Meine Schützlinge hat es noch relativ gut getroffen - bin gerade dabei die Herrchen ein wenig zu sensibilisieren. Das Problem hat definitiv der zuletzt hinzugekommene Hund, der von dem jetzigen Besitzer „gerettet“ wurde, nachdem er von seinem Vorbesitzer nicht mehr gefüttert wurde, damit er nicht mehr in die Wohnung macht… Natürlich sind Fress- und "Verdauungs-"Verhalten nun total gestört. Ich arbeite nun daran, ihn stubenrein zu bekommen und bin auch ganz zuversichtlich. Heute allerdings hat es bei der Fütterung der beiden einen ersthaften Kampf gegeben, der für das ältere und kleinere Tier böse ausgegangen wäre, wäre ich nicht in letzter Minute eingeschritten. Ich habe beide Tiere getrennt voneinander gefüttert. Das Problem ist, dass der „Neuzugang“ beid Fressnäpfe für sich beansprucht, während das ältere Tier mehr Zeit zum fressen braucht. Eiegentlich muss also bei Füttern ständig jemand in der Nähe sein, der die beiden auseinanderhält und dafür sorgt, dass jeder genug, bzw. nicht einer immer zu viel abbekommt. Ich weiß aber, dass der jetzige Besitzer das nicht leiste kann/wird (ich kann hier keine kulturellen Probleme lösen) - d.h. soabld ich den Haushalt wieder verlasse, müssen die Hunde das nach Möglichkeit allein „können“. Gibt es irgendwelche Tricks, Tipps, die dieses Problem lösen könnten, bzw. das Verhältnis dieses armen Hundes zum Fressen ein wenig "normalisieren"und stressfreier gestalten könnten?
Vielen Dank im voraus.

Hallo,

Das Problem hat definitiv der zuletzt hinzugekommene Hund, der von dem jetzigen Besitzer „gerettet“ wurde, nachdem er von seinem Vorbesitzer nicht mehr gefüttert wurde

Aller Wahrscheinlichkeit nach wird dieses Problem bleiben. Ein Hund, der richtig gehungert hat, hat viel zu verlieren, wenn er nicht um sein Futter kämpft. Er weiß ja nicht, ob es nicht das Letzte ist, was er kriegt. Mit viel Glück wird das Ganze besser, wenn er über einen längeren Zeitraum lernen kann, dass es immer wieder Futter gibt - meist sind solche Erlebnisse aber prägend.

Das Problem ist, dass der „Neuzugang“ beid Fressnäpfe für sich beansprucht

Ich habe da nur eine einzige Idee, die mir unkompliziert praktikabel scheint: In getrennten Räumen füttern, Tür zu und zu lassen, bis beide Näpfe leer sind, dann Näpfe wegräumen (auch ein leerer Napf kann bei einem futteraggressiven Hund zum Problem werden) und Tür wieder auf. Das sollten auch die Besitzer hinkriegen.

Je mehr du versuchst, an diesem Problem zu arbeiten, desto schlimmer wird es vermutlich werden. Alles, was mit Fressen zusammenhängt, löst bei dem betreffenden Hund hochgradige Spannung aus, die sich bei ihm in aggressivem Verhalten löst. Wenn du z.B. versuchst, ihn vom anderen Hund wegzuhalten, wirst du seinen Futterneid nur steigern, was dazu führen kann, dass er sich nach dem Fressen trotz leerem Napf auf den Artgenossen stürzt.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule, vielen Dank für Deine Antwort. Hm, das hört sich ja eher hoffnungslos an - aber auf jeden Fall auch einleuchtend.
Leider sind hier die Gegebenheiten so ungünstig (die Hunde haben, in einer Stadtwohnung, nur ein Zimmer für sich, und sind, spätestens nach meiner Abreise wieder ständig allein, d.h. auch beim fressen…). Naja, ich kann dann wohl nur versuchen, in den Monaten in denen ich noch hier bin, ihnen das Leben noch ein wenig „hundeangemessener“ zu gestalten und positiv auf die Besitzer einzuwirken. Danke und beste Grüße.

Hallo,

ich kann Jule bestätigen. Wir haben vor über 8 Jahren einen Hund aus dem Tierheim in Istanbul aufgenommen. Auch er hat sein Fressen sehr stark verteidigt. Am Anfang sogar leere Pappkartons, scheint sein Unterschlupf gewesen zu sein. Erst nach Jahren konnten wir diesen Hund mit den beiden anderen problemlos nebeneinander füttern. Er hat erst lernen müssen, dass bei uns keiner Hunger schiebt und jeder genug bekommt. Was er allerdings immer noch bis aufs Blut verteidigt (den anderen Hunden gegenüber, ich darf dran) alte trockene Brötchen. Und seinen geliebten Lammpansen. Da er mittlerweile blind ist kanne er sich nicht mehr richtig wehren, also sorgen wir dafür, dass seins auch seins bleibt.

Wir hatten die Möglichkeit getrennt zu füttern, die beiden Mädels im Wohnzimmer der Rüde in der Küche. Aber zur Not würde ich dann sogar meine Hunde zur Fütterung an der Leine halten, dass keiner an des anderen Fressnapf kommt.

Grüße Ute

Hallo Ute,
auch Dir vielen Dank für Deinen Tipp! Die beiden zum Fressen anzuleinen wäre zumindest für den Notfall auch erst einmal eine praktikable Idee.
Besten Dank.

Hallo,

ich würde vom Anleinen abraten. Der Neuzugang ist ja, wie du schreibst, schneller mit dem Fressen fertig. Dann will er zum Futter des anderen, woran er durch die Leine gehindert wird. Diese verhindert zwar, dass ihm das gelingt, doch wird sie die Erregung des Hundes und damit auch die potentielle Aggressivität eher steigern als reduzieren.

Ein für den Hundehalter positiver Lerneffekt für den Hund tritt nicht ein. Der hätte dann am ehesten eine Chance, wenn der Hund lange Zeit in Ruhe alleine fressen könnte. Gibt’s denn kein Badezimmer?

Schöne Grüße,
Jule

Oh Je.
Wir hatten auch das Problem.
Einen 12 Jährigen Mops,(Schwer hörig, fast Blind)
und eine 8 jährige kräftige franz. Bulldogge.
Wir haben die Bulldogge zu uns genommen.
Zuvor war unser Mops 10 Jahre allein.
Dann nahmen wir eine kranke Bully Hündin die unseren
Mops als Mutterersatz sah. Funktionierte Super.
Leider verstarb unser Bully.
Wir holten dann unsere jetzige wie gesagt 8 jährig.
Dominant. Es gab die ersten 2 Wochen auch mords Zirkus.
Aber nur beim füttern. Also auch getrennt füttern.
Aber ich versuchte unter Aufsicht ob es nicht doch klappt.
Zuerst im gleichen Raum aber verschiedene Ecken.
Dabei musste ich die Bully Dame immer in
verweisen.
Nach etwa 2 Monaten frasen sie nebeneinander, wechselten zwar die
Näpfe aber ohne Stress.
Mit der Zeit hatte ich den Eindruck dass die jüngere so sozial wurde
und merkte die alte Mopshündin ist keine Rivalin mehr.
Sie ging von ihrem Napf weg wenn die Mopsdame was zu fressen suchte
und einfach dem Futtergeruch folgte.
Es kostete zwar etwas Geduld und Nerven, aber klappte.
Das ist aber die Aufgabe des Halters.
Weis er von Deiner Aktion hier?
Liebt er seine Tiere?

Es gibt ein Bad, das sich allerdings im oberen Stockwerk befindet, in das die Hunde nicht dürfen… Außerdem ist der Fressrythmus des alten Hundes ein ganz anderer, er macht immer wieder lange Pausen, während er seine Portion frisst (was meiner Meinung nach auch daran liegt, dass das Futter, das er bekommt weder für seine Größe, noch für sein Alter geeignet ist, aber das ist schon wieder ein ganz anderes Thema… Wie gesagt, hier geht es um kulturelle Unterschiede, was das Verständnis vom Umgang mit Tieren angeht, das Hundebaden, einpafumieren usw. kommt dagegen nie zu kurz - während mein eigener Hund zu Hause außer einer Gartendusche nach einem Schlammbad noch nie ein „Hundebad“ erleben musste, für einen Tierliebhaber ist das manchmal schon recht hart hier :wink: ). Jedenfalls müsste ich sie für Stunden wegsperren können - das ist hier leider unmöglich. Wenn es sich einrichten lässt, gehe ich schon mit dem einen Hund Gassi, während der andere frisst…

Hallo,

ich bin bei dem Vorschlag mit dem Anleinen auch davon ausgegangen, dass es wirklich keine räumliche Trennung gibt. Eine Beisserin ums Futter ist das letze was der Sache hilft. Also das Anleinen wirklich nur als Notmassnahme gedacht.

Grüße Ute

Hallo,
ja, er hat mich verzweifelt um Hilfe gebeten, weil der Hund nicht stubenrein wird (was logisch ist, wenn er alles, was mit Fressen und Ausscheidungen zu tun hat, bislang als einen Albtraum erlebt hat - draußen versteckt er sich, wenn er macht und ist außer sich vor Glück, wenn er dann auch noch Leckerchen bekommt). Der jetzige Besitzer hat die Hunde zu sich genommen, weil er ihnen helfen wollte, hat aber keine Ahnung, bzw. schaut sich nur an, wie es alle anderen Leute hier auch machen (wenn man Hundehalter unterwegs trifft, was schwierig ist, denn hier dürfen die Hunde kaum Kontakt zueinander aufnehmen, hört man nicht selten, dass die Hunde ins Haus machen…). Hier gibt es keinen „Martin Rütter“ im Fernsehen, keinen Austausch. Ich hab das Gefühl, Hunde sind hier Schoßtiere, die dem Menschen zur Ablenkung dienen, bzw. in den Vorstädten als Statussymbole herhalten.
Aber wenn Du schreibst, dass Deine Hunde es mit der Zeit gelernt haben, versuche ich es auf jeden Fall auch weiter. Danke.

Hi Guten Tag,

zuversichtlich. Heute allerdings hat es bei der Fütterung der
beiden einen ersthaften Kampf gegeben, der für das ältere und
kleinere Tier böse ausgegangen wäre, wäre ich nicht in letzter
Minute eingeschritten. Ich habe beide Tiere getrennt
voneinander gefüttert.

Mal rein praktisch gedacht : wäre es möglich für den kleineren Hund eine Fress-Ecke einzurichten in die NUR er (aufgrund seiner Größe) reinpasst ? Wenn man ihn da drin füttert hätte er sein Futter immer für sich und wäre vor dem grossen in Sicherheit

Gruß H.

Hallo,
stimmt, Du hast recht, solche „unauffälligen Tricks“ sind ja eigentlich immer die besten Lösungen. Eine solche Ecke gibt es bislang nicht, aber es ließe sich bestimmt eine einrichten! Besten Dank!

Ich habe halt darauf geachtet, dass die kräftige Hündin die
alte schwache in Ruhe lies.
Sie sollte ohne Stress fressen.
Wie gesagt, wenn gemeinsam in einem Raum, dann soweit
wie möglich getrennt.
Die Hunde nicht verrückt machen.
Ruhig bleiben. Stell Dich in die Mitte.
Will einer von beiden zum anderen, schick ihn wieder zu seiner
Schüssel.
Ich drück Dir die Daumen.
Es kann Tage dauern.