ein bißchen gruselig
Hallo,
Ich habe mal eine Frage zur Future Business KG. Wie schätzt
Ihr das Risiko ein dort eine größere Summe Bargeld anzulegen?
bei 15% angeblichen Ausschüttungen pro Jahr natürlich als hoch. Wenn ich mir dazu noch den Jahresabschluß (vulgo: Bilanz) und die Bewertungsmethoden anschaue, überkommt mich das kalte Grausen.
Schauen wir mal genauer hin: bei einer Bilanzsumme von 485 Mio. hat die KG Forderungen ggü. verbundenen Unternehmen in Höhe von 229 Mio. Dabei handelt es sich um Forderungen ggü. der INFINUS Vertrieb & Service AG, mit der auch ein Gewinnabführungsvertrag besteht. Aus diesem Gewinnabführungsvertrag resultieren auch im wesentlichen die Erträge der KG, die ohne die Erträge aus dem Gewinnabführungsvertrag im Geschäftsjahr 2010 einen Verlust von 60 Mio. ausgewiesen hätte.
Die enge Verquickung der beiden Unternehmen schreit förmlich nach einem Konzernabschluß, der aber - aus mir im Moment nicht ersichtlichen Gründen - nicht aufgestellt wird.
Auf die Passivseite erfreut die mickrige Eigenkapitalquote und der Umstand, daß sich die Bude vor allem über Anleihen mit kurzer Restlaufzeit finanziert. Das Unternehmen ist also auf einen stetigen und umfangreichen Strom an frischem Fremdkapital angewiesen.
Darüber hinaus erschließt sich das Geschäftsmodell nicht. Die KG macht - wie erwähnt - operativ Verluste und zwar insbesondere dadurch, daß bei Verkauf/Fälligkeit des Anlagevermögens erhebliche Verluste anfallen (2010: 30 Mio.; 2009: 20 Mio.). Angesichts des Volumens kann es sich dabei nur um die Lebensversicherungen handeln, die anscheinend und entgegen der Behauptung im Emissionsprospekt doch kein totsicheres Investment darstellen.
Hinzu kommen noch 14 Mio. Aufwendungen für Vertrieb und ein bißchen Kleinkram.
Wir halten fest: die KG produziert im wesentlichen erhebliche Verluste aus ihrer eigentlichen Geschäftstätigkeit und kann nur deshalb Gewinne zeigen, weil die Tochtergesellschaft Gewinne in erheblichem Umfang (rd. 80 Mio.) an die KG abführt.
Wir fassen also zusammen: das Geld geht in ein Unternehmen, das massiv Geld mit dem verliert, was angeblich seine Kernkompetenz ist. Ein Gewinn wird nur gezeigt, weil eine Tochtergesellschaft ihrerseits Gewinne ausschüttet.
Wenn man mal im Bundesanzeiger nachschaut, was die Tochter (Infinus) eigentlich so treibt, liest man dort erstaunliches. Die generiert ihren Umsatz nämlich zu 97,5% aus Provisionserlösen aus Versicherungsvermittlungen. Es handelt sich also um einen reinen Versicherungsvermittler.
Ein Blick in die Bilanz klärt darüber auf, daß die Infinus einen sehr hohen Forderungsbestand hat, der zu 75% aus langfristigen Provisionsforderungen gegen Versicherungsgesellschaften besteht.
Kurz und knapp: das bei den Anlegern eingesammelte Geld dient einerseits zur Finanzierung des Ankaufes von Lebensversicherungen, womit man im Zeitverlauf fette Verluste einfährt und zur Finanzierung langfristiger Forderungen bei der Tochtergesellschaft, die einen so hohen Finanzierungsbedarf hat, weil sie Versicherungen verkauft und die entsprechenden Provisionen über die Laufzeit ausbezahlt bekommt(*).
Das, was die KG eigentlich betreibt (Lebensversicherungen und Immobilien) ist hingegen hochdefizitär. Das, was den Leuten als eigentlicher Geschäftszweck über die Schiene Lokalpatriotismus verkauft wird (nämlich der Kauf und die Sanierung von Immobilien in Dresden), ist zudem von völlig untergeordneter Bedeutung (gerade mal 6,6 Mio. oder mickrige 1,3% der Bilanzsumme und dazu noch rückläufig (Vorjahr: 7 Mio. und 2%).
Gruß
Christian
(*) Auszug aus dem Lagebericht der Infinus:
Steigende Umsätze im Bereich Vermittlung von Lebens- und Rentenversicherungen und evtl. negative Entwicklungen am Beschäftigungsmarkt erhöhen das Provisionsstornorisiko. Die zum Bilanzstichtag ausstehenden Provisionsforderungen gegen die Versicherungsgesellschaften resultieren aus Vermittlungsgeschäften mit Großkunden unter Einsatz von verbundenen Unternehmen, welche durch entsprechende Beitragszahlungen einer erheblichen Liquiditätsbindung ausgesetzt sind und kurzfristig bei Stornos auch zu Auswirkungen auf die Finanz- und Ertragslage der Gesellschaft führen können. Die INFINUS Vertrieb & Service AG hat dem dadurch steigenden Liquiditätsrisiko vorgebeugt, indem sie Provisionen ratierlich Zug um Zug mit Wegfall der Stornohaftung vereinnahmt, höhere Sicherheiten bei einzelnen Versicherungsgesellschaften gestellt und auch ihre Vermittler durch Stellung höherer Sicherheiten in die Pflicht genommen hat. Darüber hinaus wurde dem allgemeinen Stornierungsrisiko durch Bildung einer Rückstellung für Provisionsstornohaftung Rechnung getragen.
Zitatende
Anmerkung: Wegfall der Stornohaftung heißt, daß die Gesellschaft nicht mehr die gesamte Provision zurückerstatten muß, wenn der Endkunde kündigt.
Die Sache mit der ratierlichen Auszahlung bedeutet aber im Umkehrschluß, daß die Provision nicht gleich zu Anfang voll vereinnahmt wird. Wenn der Kunde storniert/kündigt läuft diese Vorgehensweise also auf das gleiche hinaus: die Gesellschaft erhält nicht die Provision, mit der sie gerechnet hat. Ob man sie nun zurückerstatten muß oder gar nicht erst erhält, ergibt keinen nennenswerten Unterschied.