G-8-Gipfel: "Demenz ist die Pest des 21. Jahrhunderts"

Hallo,

das o. a. ist die Überschrift eines Artikels bei Spiegel-Online.

Wieso „…des 21. Jahrhunderts“?

Gab es davor keine Demenz?

Oder hat man die nicht zur Kenntnis genommen?

Oder liegt es an der gestiegenen Lebenserwartung:
Dass früher nur wenige Menschen ein Alter erreichten,
in dem heutzutage viele dement werden?

Grüße
Carsten

Hallo Carsten,

die Metapher „Pest“ assoziert plakativ (für ein Magazin)

  • die Angst davor
  • die weite Verbreitung
  • die geringen Überlebenschancen

Wieso „…des 21. Jahrhunderts“?

Gab es davor keine Demenz?

Oder hat man die nicht zur Kenntnis genommen?

eher zweiteres. Alte Demente blieben, litten, starben häufig zuhause, teilweise unter (erb)ärmlichen Bedingungen. Erst ein frei zugängliches Gesundheitswesen mit zahlreichen Profiteueren macht hieraus eine teure, problematische und angesbesetzte „Seuche“.

Oder liegt es an der gestiegenen Lebenserwartung:
Dass früher nur wenige Menschen ein Alter erreichten,
in dem heutzutage viele dement werden?

vermutlich weniger. Nur hatten die Leute früher halt andere Sorgen, weniger Reichtum (im Sinne von sozialem Netz) und schwerwiegendere Gebrechen. Vor 50 Jahre wäre auf dem Land kaum jemand auf die Idee gekommen, mit der altersdementen Oma wöchentlich zur Therapie zu fahren, damit sie dort Uhren zeichnen oder Begriffe assoziiert. Die saß im besten Fall halt in ihrem Stuhl in Wohnzimmer oder Küche, und schälte Kartoffeln oder strickte.

Gruß
achim

Hi,

du hast die Struktur des Satzes nicht verstanden. Sätze nach dem Muster „X ist der/die/das Y von heute / des 21. Jahrhunderts / …“

bedeuten, dass X jetzt die funktion von Y damals erfüllt. Y ist ncht mehr da bzw. hat sinen Status / seine Häufigkeit verloren. Zwischen X und Y besteht aber eine Ähnllichkeit, eine Vergleichbarkeit oder ein Zusammenhang. In diesem Fall: in anderen Jahrhunderten haben die Menschen unter Peast gelitten und wussten nicht, wie man sie bekämpft. Heute leiden die Menschen unter Demenz und wissen nicht, wie man sie bekämpft.
Statt Zeit ("… des 21. Jahrhunderts") kann auch eine andere Vergleichsgrundlage genommen werden.

Silber ist das Gold des kleinen Mannes.
Pink is the new black.

Und warum ist die Demenz die Pest des 21. Jahrhunderts? Es ist die häufigste erkrankung im Alter, man kann sie nciht vorhersehen, man kann sie nicht heilen und nur sehr sehr wenig lindern, Prävention ist nicht möglich, und man kann auch keine Vorhersage betreiben, wer nun dement wird und wer nicht.
Und warum ist sie so häufig? auch das weiß man nciht genau, man weiß ja auch nciht, wodurch sie verursacht wird (das hängt zusammen). aber ein Hautgrund ist, dass heute einfach die meisten Leute viel älter werden als das in früheren Jahren der Fall war. Beschäftige Dich mal mit Adelsgeschlechtern, un zwar vielen vergangenen Generationen. Da hast du reiche Leute mit exzellentem zugang zur besten Medizin ihrer jeweiligen Zeit (der Vorteil ist nun schon eine Weile hinfällig, aber das ändert nichts), und trotzdem erreicvht mehr als ide Hälfte einer Generation nicht das Rentenalter: Kinder sterben an den Kinderkrankheiten (Masern, Mumps, Röteln, …) oder auch an einer „einfachen“ Grippe, junge Frauen sterben während der Schwangerschaft, während der Geburt oder im Kindbett, junge Männer sterben auf dem Schlachtfeld, Menschen aller Altersgruppen sterben an Krebs, Herz- und Kreislaufproblemen. Ein entzündeter Zahn würde auch heute unbehandelt einen Menschen in Lebensgefahr bringen, vor allem, wenn eine weitere Erkrankung und / oder Alter, … hinzukommt (Eine Frau im Kindbett mit vereitertem Zahn ist dem Tode geweiht gewesen). Auch ein gebrochenes Bein ist ohne KH, Tetanusimpfung, … lebensgefährlich. Gar nicht zu reden davon, dass OPs in früheren Zeiten mindestens genauso lebensgefährlich waren wie die Krankheiten selbst.)

die Franzi

Unsinn - unzulässiger Vergleich!
Guten Abend

das mit Demenz und Pest des 21. Jahrhunderts ist ein so blöder Unsinn!

Demenz ist nichts Neues - als ich im 20. Jahrhundert noch jung war hiess dies „Arterienverkalkung“. Noch früher (und noch heute andernorts als hier) mit einer Lebenserwartung von 45 Jahren war aber wohl auch Arterienverkalkung noch kein grosses Thema.

Pest ist eine hochansteckende Krankheit, die in allen Altersklassen hohen Blutzoll forderte - ich weiss nicht, welche dementielle Krankheit ansteckend ist! Vielleicht wurde Spiegel-online aber wirklich angesteckt (wäre wohl eine medizinische Dissertation wert).

Ich bin zwar nicht Mediziner, glaube aber, dass Pest (Lungenpest) 1 Krankheit ist. Und „Demenz“ ist ein Sammelsurium (gleich wie „Krebs“).

Wenn schon, dann ist Krebs der Schrecken des 20. und 21. Jahrhunderts: Jeder 3. erkrankt daran und von 3 Erkrankten wird mindestens 1 daran Sterben. Die wenigsten Krebsarten können geheilt werden - die Medizin versteht unter „Erfolg bei Krebs“ etwas ganz anderes als dies normale Menschen tun: Ein Jahr länger leiden gilt als Erfolg!

Bestimmt litten die Angehörigen von Pestkranken und Pestopfern. Mehr litten aber wohl die Erkrankten. Demente leiden nach meiner Beobachtung weniger als ihre Angehörigen, welche den Zerfall nicht akzeptieren können.

Ich wünsche Euch einen schönen Abend

Urs Peter
(seit über 20 Jahren krebskrank, mit über 65 wohl auch auf dem Weg zur Demenz,
verheiratet mit einer eremitierten Pflegefachfrau mit Spezialgebiet Demenz)