Gambeson

Hallo!
Boeheim beschreibt den „gambeson“: „… lange weiße Hemden über dem Haubert … Über das Hemd, das bei den Franzosen „gambeson“ hieß, wurde das Schwert gegürtet …“ (Ende 12. Jhdt, nach dem zweiten Kreuzzug, die Ritter trugen dieses Hemd, wie auch ein weißes Leintuch als Helmdecke, wegen der großen Hitze über der Rüstung.)

und: „Der Haubert reicht bis ans Knie, unter selbem ist in der Regel das seidene oder leinene Wams (bliaud) sichtbar, das, wie wir an Siegeln ersehen, oft bis an die Füße herabreicht.“

Dann „bliaut“ (auch bliaud) „Dieser Haubert wird über einem langen, faltigen Waffenrock (bliaud) getragen, der unterhalb hervorsieht, dieses Unterkleid ist für die Harnischtracht durch mehr als ein Jahrhundert charakteristisch …“

Im Archäologischen Wörterbuch von Otte und auch auf zahlreichen Seiten, die sich mit dem Mittelalter befassen, u.a. hier:
http://www.terra-coloniensis.de/index.php?option=com…
ist der Gambeson ein gestepptes Wams, das unter der Rüstung getragen wird und: " Bliaut - ein langes seidenes … Oberkleid der Männer und Frauen, welches im 11. - 13. Jahrhundert unter dem Mantel getragen wurde."

Ähnlich äußert sich über „Bliaut“ das Reclams Kostümlexikon, erwähnt allerdings auch, dass der Bliaut des Mannes kürzer ist und „unter der Rüstung getragen werden kann“.

Was und wo ist nun der „Gambeson“?

Gruß,
Eva

Der Gambeson ist in der Regel ein gefütterter und gesteppter Waffenrock, der unter der Rüstung getragen wurde. Er war dazu gedacht, zu polstern und die Wucht abzufangen. Je nach Rüstungstyp wurde ja die Schnittwirkung der Waffen zunichte gemacht, aber ein mehr oder weniger großer Teil der Wucht drang durch. Dafür war der Gambeson da.

Oft war der Gambeson auch die einzige Rüstung. Er wurde auch oft durch Metallteile usw. verstärkt.

Ich verwende hier „Gambeson“ als Überbegriff für eine ganze Familie von Kleidungsstücken mit ähnlichem Sinn.

Herbert
www.arsgladii.at

Hallo!

Dann werde ich den „Gambeson“ auch als „Wams“ betrachten. Hat Boeheim sich mit dem Hemd über der Rüstung wohl vertan, oder es hat im Lauf der Zeit ein Bedeutungswandel stattgefunden.

Danke Dir!

Gruß,
Eva

Hallo Eva,
auch ich vermute hier einen Verständnisfehler Boeheims. Unter der hauberc / Halsberge das ‚wambis‘ (mhd., v. afrz. wambais / mlat. wambasium -> gambeson), auch purpoint, hoqueton. Darüber wapenroc / kursit, frz. côte d’armes.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Danke :smile: owT
.

Hallo,

ganz so einfach ist das wohl doch nicht. Denn der heutige Ausdruck „Gambeson“ ist ein moderner Begriff aus der Mittelalterszene.
In verschiedenen Zeiten wurden textile Rüstungen mal unter mal über der anderen Rüstung getragen. Zudem waren historische Textilpanzer keineswegs „gepolsterte Jacken“, vielmehr handelte es sich dabei je nach Zeit und Ort nicht selten um mehrlagige Stoffkonstruktionen.

Bitte nicht den Fehler begehen, von heutigen Reenactment-Klischees auf historische Fakten schließen zu wollen.

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Hallo!
„Gambesson“ findet sich aucb im Archäologischen Wörterbuch von Heinrich Otte: „Wamms, Stepprock, welcher unter dem Panzerhemd getragen wurde.“

Bei Boeheim jedoch, auf den ich große Stücke halte, auch wenn er sich natürlich irren kann, ist der Gambison das über der Rüstung getragene Hemd und er hat historische Abbildungen dazu. Ich habe bereits einiges zitiert, hier noch eine Passage: „Um 1330 verschwinden die faltigen Waffenhemden (cottes d’armes, gambisons) aus den ritterlichen Kriegskörpern („aus“ ist gut, man könnte auch „von“ schreiben :wink: und machen enganliegenden Platz, die nun auch mit farbiger Seide, Stickerei und Tapisserie geziert werden.“

Der Begriff wird einen Wandel durchlaufen haben. Ließ man in friedlichen Zeiten die Rüstung drunter weg, trug man den/das hübsch bestickte Gambison/Gambeson (wie auch immer) zwangsläufig als Wams. Irgendwann war er dann nur noch Wams, obwohl er seine Karriere als Waffenhemd im heiligen Land begonnen hat. Alles nur Spekulatius, äh, Spekulation von mir :smile:

Gruß,
Eva

neuer Fund :smile:
Hallo!
Habe beim Abstauben meiner Bücherregale ein Buch entdeckt, von dem ich ganz vergessen hatte, dass es sich in meinem Besitz befand (ja,ja, schon gut, war offenbar nötig, das Abstauben :wink:„Die Welt derr Kreuzfahrer“ von Joshua Prawer.

Er schreibt: „…es handelte sich um den Gambesson, ein normalerweise ärmelloses weißes Gewand, das über der Rüstung getragen wurde. An der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert begannen Gambesson, Schild und Schabracken der Pferde die dem Ritter eigenen zeichen zu tragen. Hieraus entwickelte sich die europäische und islamische Heraldik …“

Vielleicht hat Boeheim doch recht :wink:

Gruß,
Eva