Hallo Peggy Sue,
in Ihrem Falle sind mehrere Aspekte zu beachten.
Sie schreiben davon, daß „er“ einen großen Garten hat und es „sein“ Spielzeug ist. Wenn Hunde Aggressionen zeigen, dann brauchen Sie immer einen Auslöser dazu. Fehlt der Auslöser kann es sich nur um eine organische Ursache handeln, wie z.B. eine Erkrankung im ZNS/PNS. Man kann also festhalten, daß kein Hund einfach so zubeißt, unberechenbar ist.
In Ihrem Falle sind gleich mehrere mögliche Auslöser für die Aggression vorhanden. Nämlich das Spielzeug, der Garten und das Krallenschneiden.
Der Garten scheidet aus ferndiagnostischer Sicht erst einmal aus, denn Ihr Mann hat sich bereits im Garten befunden und so kommt eine territoriale Verteidigung nicht in Frage.
Das „Spielzeug“ hingegen kann die Aggression ausgelöst haben. Schäferhunde neigen zu sehr ausgeprägtem Kontrollverhalten und sichern unter anderem durch Anwendung von Aggression Dinge, die ihnen fürs Überleben wichtig erscheinen. Da Ihr Hund auf dieses „Spielzeug“, was vielmehr ein Beuteersatzobjekt für den Hund darstellt, stark fixiert ist und in der ausschlaggebenden Situation nicht dran kam, schnellte der Stress in diesem Augenblick sehr hoch.
Hinzu kommt, daß Ihr Mann durch das Krallenschneiden die Pfote angefasst hat, was für den Hund eine eindeutige Geste des Besitzanspruchs, der Kontrolle dem Hund gegenüber klar vermittelt. Hätte Ihr Hund sich das gefallen lassen, hätte damit zwangsläufig das Beuteersatzobjekt automatisch Ihrem Mann gehört.
Unter Umständen kann hier noch ein Schmerzauslöser (Kralle zu tief abgenknipst) hinzukommen, was durch den Stress des nicht erreichbaren „Spielzeugs“ aber sicherlich ins Hintertreffen gerät. Dies könnte auch nur bestätigt werden, wenn die Kralle geblutet hätte.
Also haben wir es in Ihrem Falle mit einer Ressourcenkontrolle und Verteidigung dieser zu tun. Dies passiert, wenn der Hund zu lange zu viel alleine ist und der Mensch ihm durch das schlechte Gewissen Privilegien zugesteht, die den Hund in eine enorme Eigenverantwortung bringen. Oder aber durch falsches Training bei dem das Objekt (Spielzeug) zum Stressabbau genutzt werden muß.
Das ständige Überlassen eines Gegenstandes, egal ob Ball, Kauseil oder ähnliches kann den Hund zur Kontrolle, Sicherung und damit u.U. zur aggressiven Verteidigung veranlassen, z.B. wenn der Mensch etwas von ihm fordert, wie in Ihrem Fall.
Oder aber durch das nicht hingelangen, kein Stressabbau mehr möglich war, es zum Triebstau kam und sich nun die Aggression in vollem Umfang gegen den Menschen gerichtet hat. Dies kannn definitiv nur bei persönlicher Begutachtung gesagt werden.
Ihm aus seiner Sicht wichtige Gegenstände nun einfach vorzuenthalten oder sogar komplett wegzunehmen wäre riskant, da er sich Ersatzobjekte suchen müßte, und damit die Agggression unbewußt nur verlagern wird.
Gerade bei dieser eindeutigen Form von Aggression brauchen Sie dringend einen Problemhundetherapeuten vor Ort, der Ihnen zeigt, wie es richtig gemacht werden muß, ansonsten gehen Sie nur das Risiko ein es schlimmer zu machen und die Unfallgefahr steigt, da Ihr Hund nun weiß, das Aggression anzuwenden ein lohnenswertes Ziel zur Folge hat.
Mit hundenetten Grüßen
Ihr Hundewelten Team