Gebeizter Tisch nicht wasserfest?

hallo experten!

wir haben einen schwarzbraunen esstisch aus kiefernholz. Gestern abend haben wir eine Armbanduhr darauf liegen lassen - und heute morgen war unter der uhr die beize (oder was immer die dunkle farbe macht) aufgelöst: dickflüssig, und nach dem wegwischen der schmontze ist jetzt ein kreisrunder fleck, wo das holz hell und blank daliegt.

wir haben gleich beim möbelhaus angerufen (der tisch ist gerade mal ein halbes jahr alt) und da hat man uns gesagt, dass die beize wasserlöslich sei, und dass unter der uhr wohl ein tropfen wasser gewesen sein müsse.

jetzt frage ich mich

  1. kann das sein, dass eine beize für ein gebrauchsmöbel so leicht wasserlöslich ist - dazu noch bei einem esstisch, wo ja leicht mal was drauf kommen kann?

  2. wie sollten wir mit dem möbelhaus verhandeln, denn die wollen die stelle abschleifen und neu machen - aber wenn das wieder passieren kann, dann will ich eigentlich einen anderen tisch. also: ist das übliche praxis und eine gewöhnliche oberflächenbehandlung oder eher murks?

etwas länger geworden, sorry,
aber ich hoffe, ihr antwortet trotzdem,
danke schonmal,
monika

Hallo Monika,

Holzbeizen sind schon seit je in ihrer Mehrzahl wasserlöslich, und seit man viele Lösungsmittel nicht mehr verwenden bzw. Inverkehrbringen oder nur noch unter schwerem Atemschutz verarbeiten darf, gibts praktisch nur noch Wasserbeizen.

Insofern denke ich, dass man beim Möbelhaus nicht explizit hätte darauf hinweisen müssen - Versuch ists allemal wert, wenns keine SuperKnallerGeizkette ist, ist dort die Reputation auch etwas wert.

Am Rande: Wasserbeizen haben je nach Anwendung auch Vorteile:

Vor vielen Jahren hab ich einen Ikea-Weichholztisch mit Wasserbeize und Flüssigwachs eine regelrechte Esstisch-Oberfläche gegeben, seither kriegt er bloß noch ab und zu Köndringer Pflegewachs (hauptsächlich Biene und Carnauba). Mit den Jahren ist die gewachste Oberfläche immer schöner geworden, und inzwischen hat sie technisch annähernd die Qualitäten eines kunstharzversiegelten Tisches.

Irgendwann hab ich in der Zwischenzeit von einem, der von Holz mehr versteht, erfahren, dass man die Behandlung von Weichholz mit einer dunklen (in meinem Fall schwarzen) Wasserbeize, die vom Holz in seiner Struktur ungleichmäßig aufgenommen wird und die Maserung betont, „Ebonisieren“ nennt. In der Tat siehts aus wie eine Art Ebenholz für Arme.

Schöne Grüße

MM

Hallo Martin!
danke für deine antwort.
ich kenne diese wasserlöslichen beizen aus dem „hausgebrauch“, aber die von dir geschilderte fixierung mit wachs macht das ganze ja - wie du schon sagst - nahezu bombenfest. was man von unserer tischoberfläche nicht sagen kann :frowning:(
meinst du denn, wir könnten unseren tisch auch einfach nachwachsen? die beizeschicht ist ja ziemlich dick…
schön ist der nämlich eigentlich schon, und das mit dem ebenholz für arme ist wirklich sehr nett :smile:)
Gruß,
monika

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Monika,

meinst du denn, wir könnten unseren tisch auch einfach
nachwachsen? die beizeschicht ist ja ziemlich dick…

das dürfte bei der durch den Uhren-Unfall belegten Eigenschaft der Beize gut gehen: Wachs braucht Poren zum Eindringen, und wenn die vorhandene Behandlung offenbar reversibel wasserlöslich ist, dürfte es da keine Schwierigkeiten geben. Schwierig eher, den vorhandenen Fleck irgendwie klarzukriegen: mit Abschleifen oder vorsichtig Abwaschen und dann Abschleifen wird er eher größer, und dann vor allfälligem Wachsen den Ton wieder treffen dürfte kaum möglich sein. Hier ist allerdings das Möbelhaus gefragt: Wo man angesichts eines Käufers, der bereit ist, so viel nachzuarbeiten, vielleicht auch etwas zu tun in der Lage ist - etwa zweihundert Gramm des Pigmentes in der verwendeten Mischung zu besorgen, vielleicht?

Schöne Grüße

MM

hallo martin!
das ist gut zu hören, dann werde ich mal wachs besorgen gehen.
die uhren-panne will das möbelhaus auf kulanz abschleifen und neu machen, das haben sie uns zugesagt.
meinst du, hartes wachs genügt? oder sollten wir erst mit flüssigwachs…?
vielen vielen dank auf jeden fall schonmal für deine erfahrungen!!!
monika

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo nochmal,

hartes Wachs dringt nicht so leicht ein. Klassisch gibts dafür Bürsten, die zwischen den Borsten mit Gänsekielen besetzt sind, so dass leichter die notwendige Wärme entsteht. Gleiche Aktion mit Leder(-knobelbechern) hieß zu meines Vaters Zeiten beim Barras „Handbaaallen - rechtss!“; auch das geht, handballenpolierte Möbel sind gesuchte und bei Restauratoren und Tischlern nicht billige Ware.

Einfacher ist allemal eine Grundlage mit Flüssigwachs, welches - insbesondere etwas angewärmt - wohl gut aufgesogen wird und das Holz erstmal satt macht. Geruch und Gefühl sind allerdings bei den härteren Wachsen mit Bienenwachs und Carnauba wesentlich angenehmer. Deswegen hab ich in dieser Reihenfolge gearbeitet.

Schöne Grüße

MM