Geben Milchkühe nur Milch wenn sie schwanger sind?

Guten Tag,ich habe folgende Fragen.
Geben Milchkühe nur dann Milch wenn sie „andauernd“ schwanger gehalten werden ? Würden sie ohne künstliche Befruchtung überhaupt genug Milch geben ?

Sind somit unsere Milch und Milchprodukte ein Ergebnis von Zucht, Technologie und absichtlicher unnatürlicher Schwangerschaft ? Also alles andere als „naturbelassen“ bzw „natürlich“ ?

Mit freundlichen Grüßen und
vielen Dank für die Mühe !

-Stein

Hallo,

Geben Milchkühe nur dann Milch wenn sie „andauernd“ schwanger
gehalten werden ?

Nicht die Schwangerschaft, sondern die Tatsache, dass sie ein Kalb geboren haben, sorgt für den Milchfluss. Die Laktation beginnt nach der Geburt des ersten Kalbes. Näheres hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Milchvieh#Laktation

Würden sie ohne künstliche Befruchtung
überhaupt genug Milch geben ?

Künstlich oder Natursprung, Hauptsache die Kuh bekommt jedes Jahr ein Kalb. Da Natursprung aber wirtschaftlich uninteressant ist, kommt es kaum noch vor.

Sind somit unsere Milch und Milchprodukte ein Ergebnis von
Zucht, Technologie und absichtlicher unnatürlicher
Schwangerschaft ? Also alles andere als „naturbelassen“ bzw
„natürlich“ ?

Die Tatsache, dass eine Kuh jedes Jahr ein Kalb bekommt, ist nicht unnatürlich - das wäre in der „freien Natur“ praktisch auch so. Unnatürlich sind die Mengen an Milch, die von den Hochleistungskühen produziert werden. Das hat massive Folgen für die Gesundheit und Lebenserwartung der Tiere.
http://praxis-bootz.de/documents/RindST_01_000.pdf

Gruß,

Myriam

Geben Milchkühe nur Milch wenn sie trächtig waren?
Servus,

kurz vorab: Das Hausrind Bos primigenius taurus ist eine Tierart, die vor etwa 10.000 Jahren durch Domestikation geschaffen worden ist, es gibt keine wilden Hausrinder. Insofern handelt es sich um eine „künstliche“, keinesfalls „naturbelassene“ Tierart - beiläufig sind die meisten landwirtschaftlichen Nutztiere als eigene Arten von ihren nächsten wildlebenden Verwandten abgegrenzt, auch wenn es einzelne Zuchtlinien von Kreuzungen mit wildlebenden Arten gibt, die fruchtbare Nachkommen haben (>> z.B. „Beefalo“).

So, und zu den Begriffen: Die Zeit zwischen Einnisten der Morula und Abkalben nennt man bei Rindern Trächtigkeit; die Befruchtung ist bei Hausrindern durch künstliche Besamung und auch durch Natursprung möglich, beides wird heute praktiziert. Insbesondere bei größeren Herden in Weidehaltung kann es interessant sein, einen Bullen mit der Herde laufen zu lassen, weil dann mit größerer Sicherheit die trocken gestellten Kühe gleich beim ersten Rindern (Brunst der Kuh) wieder aufnehmen, wenn sie wieder zur Herde gelassen werden.

Und zur Sache: Ja, das ist bei Milchkühen so ähnlich wie bei Katzen, Frauen und Giraffen: Das Abkalben löst, hormonell gesteuert, die Milchbildung aus. Die dann folgende Laktationsperiode von 8 - 10 Monaten ist relativ lang, es gibt aber auch wildlebende Rinder mit ähnlich langen Laktationsperioden.

Am Ende der Laktationsperiode werden Milchkühe einige Wochen lang (je nach Haltungsform und Organisation des Bestandes etwa zwei bis drei Monate) nicht gemolken, man „stellt sie trocken“. Das Trockenstehen ist dringend notwendig, unter anderem um den Ca-Haushalt der Milchkühe zu stabilisieren, der durch die unmittelbar nach dem Abkalben sehr hohe Milchleistung sonst gefährlich aus dem Gleichgewicht kommen kann.

Die Trächtigkeit beim Hausrind dauert in der Regel 280 Tage. Bei einer Laktationsperiode einschließlich Trockenstehen von etwa einem Jahr lässt sich leicht sehen, dass keine Milchkuh andauernd trächtig gehalten wird. Das wäre übrigens auch nicht möglich, weil es nach dem Abkalben eine Weile dauert, bis eine Milchkuh wieder rindert.

So, und jetzt zwei Gegenfragen: Es ist bei weiblichen Säugetieren ziemlich verbreitet, dass die Laktation durch die Geburt ausgelöst wird. Ebenfalls verbreitet ist eine zyklische Fruchtbarkeit. Und zuletzt gibt es auch verbreitet das Phänomen, dass die Laktation die Fruchtbarkeit bremst (z.B. auch bei Menschen). Was genau an diesen Phänomenen findest Du „unnatürlich“?

Und zweitens: Welche Form der Haltung von Milchkühen schlägst Du vor? Ich bitte bei der Ausarbeitung Deines Konzeptes zu beachten, dass bestimmte menschliche Vorstellungen wie „Warten auf den Richtigen fürs Leben“ etc. sich nicht gut auf Hausrinder übertragen lassen. Wenn eine Milchkuh rindert, bleibt sie immer stocksteif stehen, wenn sie im richtigen Moment besprungen wird - ganz egal von wem, das ist eine eher unromantische Angelegenheit (man kann durch kräftiges Streichen an der richtigen Stelle am Rücken feststellen, ob eine rindernde Kuh schon soweit ist, dass sie gut aufnimmt; der Reflex, dass sie bockbeinig steht, ist nur eine ziemlich kurze Zeit lang programmiert). Und ein Bulle kommt prima damit zurecht, wenn an einem Tag mehrere seiner Damen rindern - das haut ihn nicht um, und eifersüchtig ist da auch keine.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

Sind somit unsere Milch und Milchprodukte ein Ergebnis von

Zucht, Technologie und absichtlicher unnatürlicher
Schwangerschaft ?

Auch deine Salami, das Wiener Schnitzel und evtl. auch deine Lederschuhe sind die Produkte von Zucht und Technologie.

Selbst der Zucker im Kaffee ist ein Produkt von Zucht und Technologie.

Gruß
Hans

Hallo!

Wieviele Rinder werden jedes Jahr aufgegessen? Ob nun als Kalb oder als Rinderbraten. Die müssen ja auch irgendwao her kommen…

Gruß Carmen

wirklich ein sehr interessanter Beitrag/Antwort.

Danke :smile:

Eine Kuh gibt grundsätzlich nur dann Milch, wenn sie ein Kalb geboren hat, sprich: Ohne Nachwuchs keine Milch. Soviel dazu.

Die Milchzusammensetzung, also prozentuale Bestandteile von Zucker, Eiweiß und Proteinen sind rasse- und somit zuchtbedingt, genauso wie die Milchmenge. Dabei spielt es grundsätzlich keine Rolle, ob die Befruchtung künstlicher Art ist (die wahrscheinlich für den Bullen wie auch im wirtschaftlichen Sinne effektiver ist) oder in Form eines natürlichen Sprungs erfolgt.

Also … die Kühe würden auch ohne künstliche Befruchtung genügend Milch geben, weil dieses nicht abhängig von der Art der Befruchtung, sondern abhängig von der Rasse ist. ----
Die Milch-„Menge“ ist zudem noch von diversen äußeren Faktoren abhängig, auf die ich hier und jetzt nicht näher eingehen will.