Gebrechlichkeit unvermeidbar?

Hallo Allerseits,

die folgende Frage habe mal im Gesundsheitbrett gestellt und hoffe einige Antworten von Senioren zu erhalten.

Jeder kennt das Bild, dass alte Menschen jenseits der 70/80 gebrechlich sind. Viele alte Menschen gehen am Stock, am Rollator oder werden im Rollstuhl gefahren.
Ist das für manche Menschen unvermeidbar oder ist dies vor allem eine Folge des Lebensstils.

Z.B. ein alter Mensch sagt dass er sein Leben lang gearbeitet hat und macht nun nichts mehr. Die Muskulatur baut sich ab und das Gewicht nimmt zu. Jegliche körperliche Tätigkeit wird anstrengender und der alte Mensch schont sich noch mehr.
Oder durch Athrose schmerzen die Knochen und der alte Mensch vermeidet körperliche Tätigkeit, wodurch die Schmezen schlimmer werden, wenn er sich mal bewegt.

Andererseits kennt man den alten Mensch am Stock schon seit der Antike.
Ist also Gebrechlichkeit für manche oder die meisten Menschen unvermeidbar? Wie denkt ihr darüber?

Gruß
Carlos

Alt sein = besch…eiden
Hallo Carlos,

eigentlich dürfte ich nicht klagen. Ich bin jetzt 70 (vor einiger Zeit habe ich beschlossen 70 zu bleiben und nicht älter zu werden) und eigentlich noch recht rüstig. Vor wenigen Jahren bin ich alt geworden. Bis dahin fühlte ich mich gerade als dem Jugendlich sein entwachsen. Es ist ein ungutes Gefühl, sich selbst als alt einzuschätzen.

Ist also Gebrechlichkeit für manche oder
die meisten Menschen unvermeidbar?

Wohl spiele ich noch Golf, aber wie lange geht es noch? Auch den vielen hübschen Frauen sehe ich verstohlen nach, aber leider mit der Gewißheit, daß meine Zeit vorbei ist. Zum Schuhe zubinden muß ich den Fuß auf einen Stuhl heben und in der Nacht muß man halt aufstehen, weil man alt ist. Es ist besch…eiden!

Die einzige Alternative gegen das Alt werden ist Jung sterben; aber das ist auch nicht erstrebenswert, oder?

Grüße, Rudolf

Hallo Rudolf,

danke für deine Antwort. Worum es mir geht ist das Bild auf den Straßen. Der Anteil der Betagten nimmt zu. Gleichzeitig ist diese Rentnergeneration die wohlhabenste aller Zeiten und wird es vorausichtlich auch gewesen sein. Das wäre die Möglichkeit, seinen Lebensabend zu geniesen und aktiv zu sein. Stattdessen sieht man viele alte Frauen an Rollatoren kriechen und die Altenheime werden voller. Demenzerkrankungen wie Alzheimer lassen hier kaum andere Möglichkeiten offen. Aber die Alters und Pflegeheime sind voll mit Menschen, die sich körperlich und geistig so lange geschont haben, bis sie nicht mehr in der Lage waren selbständig zu leben.

Du spielst Golf - fein. Was sollte dich daran hindern, es bis zum letzten Tag zu spielen? Vom Landgebiet kenne ich das so, dass die alten Menschen bis zum Ende tätig waren.

Wenn du Nachts auf Klo musst, musst du dir von einer Nachtschwester die Bettpfanne bringen lassen? Hast du nur noch Slipper, weil du überhaupt keine Schuhe mehr zubinden kannst?
Siehst du, so bescheiden ist es doch gar nicht.

Gruß
Carlos

Mensch Rudolf,

„eigentlich dürfte ich nicht klagen. Ich bin jetzt 70 (vor
einiger Zeit habe ich beschlossen 70 zu bleiben und nicht
älter zu werden) und eigentlich noch recht rüstig. Vor wenigen
Jahren bin ich alt geworden“

wenn ich in „deinem“ alter noch so drauf bin und sogar im internet rumsurfen kann, dann klopf ich mir aber auf die schulter und mach jeden tag einen champagner auf…
ich bin heuer 58 geworden und 2005 ist das jahr, in dem ich alt geworden bin… bis dato „topfit“ fitnesstudio, radfahren, reiten…nun ja,golf spiele ich noch nicht, hab ja noch sex…, aber: bandscheibenvorfall, sehnenruptur x2 der rechten schulter (deshalb diese orthographie), bein gebrochen, arthrose im großzehengrundgelenk und noch ein langwieriger hundebiss im rechten unterschenkel, nachts raus, und da willst du mir etwas von alter erzählen??
klar, mit den 20-30jährigen halten wir körperlich nicht mehr mit, aber geistig-seelisch? und unsere erfahrung, wenn irgendwer sie wissen will, teilen wir doch auch gern mit, zumindest denen, die es verdienen.
lass uns nicht trauern über die dinge, die wir nicht mehr können, sondern lass uns freuen über das, was uns (noch)leicht fällt.
gruß von 58 zu 70
synapse

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Worum es mir geht ist das Bild auf den Straßen.

Hallo, Carlos,
naja, es ist hier der übliche Mix, der die menschliche Gesellschaft ausmacht.

Natürlich ist es erstrebens- und wünschenswert, bis ins hohe Alter gesund und aktiv zu bleiben und dann eines Tages beim Aufwachen festzustellen, dass einem nichts mehr weh tut :smile:

Nur, das ist nicht jedem vergönnt. Aber das heißt ja nicht, dass man trotz altersbedingter Behinderungen nicht dennoch noch Freude am Leben haben kann. Dass man sich nicht trotzdem auf den nächsten Tag freuen kann.

Wichtig ist, dass man sich nicht hängen lässt. Dass man nicht die Flinte ins Korn wirft und nur noch herumjammert und sich und der Umgebung auf den Wecker geht.

Ich sehe das an meinem Schwiegervater: Er ist gut über 80, hat sein Leben lang hart körperlich gearbeitet (unter Tage und als Landschaftsgärtner). Heute macht er noch den Großteil unserer Gartenarbeit - soweit seine Kräfte reichen. Außerdem beschäftigt er sich mit Lesen und Malen, wenn das Wetter Gartenarbeit ausschließt.

Geistige und körperliche Betätigung im Rahmen der Möglichkeiten, der Kontakt mit anderen Menschen, jungen und alten, die Übernahme von Pflichten im eigenen Umkreis tragen dazu bei das Gefühl zu behalten „zu etwas nütze“ zu sein, das Selbstwertgefühl zu päppeln.

Leider lassen unsere „modernen“ Lebensweisen das nicht immer zu. Ich stelle mit Betrübnis fest, dass unsere Gesellschaft sich zu einer immer stärkeren Individualisierung hinbewegt. Schon des öfteren habe ich auf die Vorteile der Großfamilie hingewiesen, in der sich Menschen aller Altersstufen integrieren können und ihren natürlichen Platz und ihre Aufgabe, die ihnen gemäße Fürsorge finden können.

Ich bin glücklich und dankbar, in einem drei-Generationen-Haus leben zu können. Hier finde ich den Rat der älteren, die Tatkraft der mittleren und die Beweglichkeit der jungen Generation. Nicht immer geht das ohne Konflikte, aber die zwingen auch alle Beteiligten dazu, aufeinander einzugehen und halten lebendig.

Und - wie könnte es anders sein - hier noch ein paar Verse:

Am Tisch des Lebens
Ein Mensch tät sich noch gerne gütlich,
doch wirds am Tische ungmütlich:
Auf seinen Essplatz wartet schon
die nächste Generation,
mit großem Löffel, spitzer Gabel,
das Messer wetzend wie den Schnabel.
Der Mensch, der - was noch unvergessen! -
manch zähes Zeug hineingefressen
und der es oft schon satt gehabt,
hätt zwar grad jetzt sich gern gelabt,
wo es vorübergehend besser -
doch schaut er sich die neuen Esser
nicht ohne tiefe Rührung an:
Er sieht den holden Jugendwahn,
der zu verspeisen sich getraut,
was er, als Greis, nicht mehr verdaut.
Freiwillig rückt er sich ins Eck
und trinkt sein letztes Schöpplein weg.
»Denn«, sagt er sich, bescheiden-klug:
»Viel oder wenig war - genug!
Auch diesen wird nicht ungemischt
des Lebens Freude aufgetischt.
Geb Gott nicht allzu grobe Brocken -
Lass munter sie beisammen hocken,
bis auf den Platz die nächsten kommen,
den ich auch - zweitweis - eingenommen.
Gespeist - gezahlt: nun bin ich quitt
und wünsche Guten Appetit!«
Eugen Roth

Grüße
Eckard

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Hallo Carlos,

mit 18 hast du die Nacht durch gemacht, dich 2x geschüttelt und bist dann zur Arbeit gegangen. Heute brauchst du danach einen Tag Erholung ehe du wieder leistungsfähig bist.
Auf der anderen Seite hast du dich mit 18 über Dinge verrückt gemacht, über die du heute nur lächelst.
Jedes Alter hat seine Möglichkeiten und seine Grenzen.
Schöpfe die Möglichkeiten aus und akzeptiere die Grenzen in jedem Alter das du durchläufst.
Dann brauchst du auch keine unnütze Energie in eine Vergangenheit zu investieren, die für dich ohnehin nicht wiederkommt.
Die Konzentration auf das was geht ist allemal besser als jeder Gedanke an das was nicht mehr geht.

maddin

Hallo, Carlos!
Also hier trifft man Dich an :smile:

Tja, was kann ich zu dem Thema sagen?

65 - voll im Stress - kerngesund - beweglich in jeder Hinsicht.
Über 40 Jahre keinen Dr gesehen (von nahe).
Allerdings kann ich auch 20 km aus dem Stegreif wandern.
Und 50 km Radfahren, an einem Tag, beides.
Nein, ich rauche und saufe nicht. Auch nicht gelegentlich.
Und eine Nacht durch-/rum-machen (oder zwei) ist auch keine Herausforderung.
Jeder Sportarzt (Seminare) wird immer nur einige wenige Worte verlieren:
Bewegung, vernünftige Ernährung, genügend Schlaf, keine Hetze.

Wie Du siehst, kann ich nicht wirklich etwas Bedrückendes beitragen.

Mir scheint jedoch aufzufallen, daß in der heutigen Zeit gehetzt wird.
Das könnte der Grund sein, warum viele ‚ausgebrannt im Alter‘ sind.
Auch wird eine Generation jetzt wohl als Rentner antreten,
die die drei F’s durchgemacht hat: Fernsehen, Filzpantoffeln, Sofa (übersetzt).
D.h. letzten Endes, sie werden mit einer Kerze auf dem Friedhof warten
bis ihre Zeit abläuft.

Gebrechlichkeit muss also nicht wirklich sein.
Mal von Unfällen und ähnlichem abgesehen.

In meiner Steppkezeit (…>9) bin ich nur gerannt,
ich konnte nicht laufen. Das ging mir alles zu langsam.
Kommt mir heute immer noch zugute: 100 m in rund 12 Sekunden.
Bewegung ist alles!

Aloha - digi (65++)
(trainiert darauf, Israel zu Fuß von Norden nach Süden zu durchwandern, und das gleiche gilt für’s Death Valley)

Auch meinen Eckard’sche-Mode-Beitrag hier :smile:
http://www.ac-versailles.fr/etabliss/lyt/allemagne/P…

Danke allerseits
Danke für eure Antworten.

Eigentlich hatte ich etwas mehr Widerstand erwartet. Immerhin machte ich indirekt vielen alten Menschen, die ohne spezifische Erkrankung im Rollstuhl sitzen oder am Rollator gehen den Vorwurf, dass sie ihre Schwäche selbst zu verantworten haben.
Starker Tobak!

Aber es hat mir bisher Niemand gefunden, der mir widersprochen hat.
Kann es sein, dass in einigen Jahren, Sportgruppen und Kraftstudios für Senioren aus dem Boden sprißen werden? Kann es sein, dass der klassische Rentner, der seine Zeit hauptsächlich auf der Couch verbringt zu einer Minderheit wird?

passend dazu
http://www.eisenhauer-training.de/trainingzeitung/et…

Gruß
Carlos

…Kann es sein, dass der klassische Rentner, der seine Zeit
hauptsächlich auf der Couch verbringt zu einer Minderheit wird?

Also, das kann man so sicher nicht generell sehen.
Die Beweglichkeit für das gesamte Leben wird m.E. im Jugendalter gelegt.
Und da sieht’s dank PC & Internet heute eher dürftig aus mit den ‚Jungs‘.

Nun, ich werde das Ergebnis daraus wohl nicht mehr erleben,
aber ich vermute, daß eher eine ‚trägere, bequemere‘ Generation sich abzeichnet.
Vor 50 Jahren war z.B. ja das Transportmittel auch noch nicht in dem Maße gegeben (Auto); da ging man noch zu Fuss oder mit Fahrrad. Faktoren, deren Auswirkungen erst 50 Jahre später sich bemerkbar machen werden.

Zudem fallen natürlich ‚rege Rentner‘ auf, aber daraus zu schließen, daß alle so sein könnten, das sehe ich nicht gegeben. Der Großteil wird auch zukünftig (eher mehr m.E.) auf der Couch leben.

Gruss - digi

Hallo Carlos,

Deine Holde ist doch Altenpflegerin - das müßte sie wissen… :wink:

Ist das für manche Menschen unvermeidbar oder ist dies vor
allem eine Folge des Lebensstils.

Es ist nicht immer vermeidbar und hat nur selten mit dem Lebensstil zu tun. Stock, Rollator bzw. Rollstuhl bedeuten auch nicht zwangsläufig ‚Gebrechen‘ - für manche Senioren sind Gehhilfen auch ein Stück Selbständigkeit. Ich denke nicht daran, eine Omi in den Rollporsche zu zwingen, solange sie mit einem Rollator selbständig laufen kann. Auch das ist eine Art der aktiven Mobilisierung. Auf der anderen Seite denke ich ebensowenig daran, das Zerreißen der Kniebänder (bei arthritisch extrem verunstalteten Gelenken) in Kauf zu nehmen, nur weil ich keinen Bock habe, einen Rollporsche durch die Gegend zu schieben.

Z.B. ein alter Mensch sagt dass er sein Leben lang gearbeitet
hat und macht nun nichts mehr. Die Muskulatur baut sich ab und
das Gewicht nimmt zu.

Das ist die Herausforderung an die Altenpflege… Wir (Edel wird Dir sicher erzählt haben, was ich gerade mache, gelle?) lassen die Leute möglichst viel selbständig tun und greifen nur unterstützend ein. Bei bettlägerigen Bewohnern ist es dann halt die passive Mobilisierung (Bewegung, Umlagern, etc.), die zwingend sein muß, weil ansonsten die Muskeln verkümmern und sich die Sehnen verkürzen. BTW: nicht ohne Stolz möchte ich an dieser Stelle verkünden, daß bei uns auf der Station niemand (sic!!!) Dekubitus hat. *herumprahl*

Jegliche körperliche Tätigkeit wird
anstrengender und der alte Mensch schont sich noch mehr.
Oder durch Athrose schmerzen die Knochen und der alte Mensch
vermeidet körperliche Tätigkeit, wodurch die Schmezen
schlimmer werden, wenn er sich mal bewegt.

Es hängt davon ab, wie man mit den Menschen umgeht…

Andererseits kennt man den alten Mensch am Stock schon seit
der Antike.

Ja… Und manche nehmen den Stock nur mit, weil es cool aussieht. Kein Scherz, Carlos: über den KuDamm stolziert seit Jaaaaahren ein solches Original herum. 20er Jahre-Outfit, immer eine frische weiße Nelke im Knopfloch und ein Spazierstöckchen.

Ist also Gebrechlichkeit für manche oder die meisten Menschen
unvermeidbar?

Nein… Meine Ur-Ur-Oma Julia starb mit 96 (da war ich gerade vier Jahre alt). Granny fuhr noch mit 92 Jahren Fahrrad.

Viele Grüße

Renee