Gedicht der Asra

Interpretieren von dem Gedicht der Asra.Rhytmus und Metrum. Reimschema und den Strophenbau.???Sprachbilder und Stilfiguren?
Gibt es in diesem Text ein lyrisches ich? Welche Lebenssituation schildert Heinrich Heine?
Literarische Epoche?Zeithintergrund?
Danke!

Hallo Nazmiye,

Das lyrische Ich spielt in diesem Gedicht kaum eine Rolle, weil der (zu denkende) Sprecher nichts von sich selbst spüren lässt (anders wäre das zum Beispiel, wenn Goethe dichtet: „Meine Ruh ist hin, mein Herz ist schwer … ach dürft ich fassen und halten ihn!“ als Worte eines Mädchens: dann ist das lyr. Ich ein in Liebeskummer fast umkommendes Mädchen).

Gattungsmäßig ist „Der Asra“ ein (künstliches) Volkslied - eine einfache Liebesgeschichte (aber mit verschwiegenem Ende).
Das Epochentypische ist genau diese Unklarheit: Wird sie den Asra erhören, wird es zu Liebe, auch in der körperlichen Form kommen, wird er tatsächlich dann sterben? (Gegensatz etwa: Goethes „Erlkönig“: „… in seinen Armen das Kind war tot“ - da wissen wir, wie es ausgeht). In der romantischen Epoche liebte man das Unklare - der Leser muss selbst sehen, wie er sich den Ausgang denkt. Typisch nun für Heinrich Heine ist, dass er das Exotische in die Romantik einführt: es geht nicht um ein deutsches Mädel, das sich in einen Nachbarn verliebt (etwas Gretchen und Faust bei Goethe), sondern es wird eine Geschichte aus dem Orient erzählt.

Es fließt kaum etwas ein, was auf die damalige gesellschaftliche Wirklichkeit schließen lässt - typisch Romantik (allerdings war Heine ein Schlingel: Will er mit der unglaublichen Kraft der Liebe bei dem unterdrückten Sklaven darauf hinweisen, dass die unterdrückte Bevölkerung Qualitäten hat, die den Herrschenden fehlen?)

Heine ist ja eine Randerscheinung der Riomantik und lässt sich nicht so leicht mit den anderen (Eichendorff, Uhland, Tieck, Brentano etc.) über einen Kamm scheren. Zugleich ist Heine von diesen der einzige, der sich im Laufe seines Lebens zu ausdrücklicher politisch-kritischer Dichtung hinentwickelt hat („Denk ich an Deutschland in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht …“ etc.).

Versmaß: Vierhebiger Trochäus mit unverändert weiblicher Kadenz (eher seltenes Maß). Ohne Reim.

Keine Sprachbilder. Eine einfache immer wörtlich zu verstehende Sprache. Auch die Wiederholungen machen das Gedicht leicht verständlich und zugleich bezwingend in seiner Wirkung. Typisch Heine, dass er etwas mit höchster Kunst macht, was wie ein einfaches Volkslied wirkt.

Stilfiguren: nichts Kompliziertes: Wiederholungen (Vers 3-4 und 6-7), Anapher „täglich“, Fast nur Hauptsätze (Parataxe), jedoch V. 4 (=7) und der Abschlussvers (Höhepunkt) bestehen aus Nebensätzen (Hypotaxe). Überhaupt ist die letzte Strophe dadurch dichter, informationsreicher, dass in V. 13-14 drei kürzere Hauptsätze auf zwei Verse verteilt sind.

Ich hoffe, ich konnte damit dienen!

Peter Nucator