Gedicht gesucht!

Hallo,

ich bin begeisterte Gedichtsammlerin, hab die gesammelten Werke von Goethe zu Hause, von Schiller usw.
Ebenfalls bin ich sehr in Geschichte interessiert, vor allem über die Titanic kann ich nie genug erfahren. Jedenfalls hab ich mir letztens beim Lesen so gedacht: „Welches Gedicht wäre wohl für die Situation der Menschen auf der Titanic entsprechend gewesen?“ Welches Gedicht wäre passend für die Angst, für die Verzweiflung gewesen? Welches Gedicht wäre aber passend für den Mut gewesen, sich seinem Schicksal einfach hinzugeben, wie Benjamin Guggenheim, der sich seine beste Abendkleidung angezogen hat und gesagt hat: „Wir sind angemessen gekleidet und bereit, wie Gentlemen unterzugehen.“ Er hat sein Schicksal mit einem Glas Brandy begrüßt.
Die Gedichte können von unterschiedlichen Dichtern sein, es muss auch nicht spezifisch über die Titanic selbst gehen, aber um die Stimmung. Ich habe selbst schon ein paar passende gefunden, aber ich möchte mal eure Vorschläge hören.

Vielen Dank für Eure Hilfe!
Liebe Grüße

Fontane, John Maynard
Hallo,

Fontanes „John Maynard“ kennst Du sicher?

http://www.lyrikwelt.de/gedichte/fontaneg2.htm

Viele Grüße
Diana

Natürlich kenn ich das! Danke schön! =)

Petrarca, Canzoniere XXXII
Das dachte ich mir :wink:

Dann eins, das Du vielleicht noch nicht kennst, es ist eines meiner Lieblingsgedichte. Das Original (von Petrarca) stammt aus dem 14. Jh., die Übersetzung (von Johann Gottfried Herder) aus dem 18. Jh.:

Je mehr ich mich dem letzten Tage nahe,
Der endlich kürzet unser menschlich Elend;
Je mehr erseh’ ich, wie die Zeit dahinfliegt,
Und was ich von ihr hoffte, mit ihr flieget,

Nicht lange, sprech ich denn zu meiner Seele,
Nicht lange werden wir, von Liebe schwätzend,
Zusammen fürder gehn. Die Last der Erde
Zerschmilzt wie frischer Schnee: dann ruhn wir beide.

Mit ihr dann sinkt auch jene Hoffnung nieder,
Die Eitle, die so lang mich irre führte,
Schmerz, Freude, Furcht und Zorn sind dann vorüber.

Dann werden wir erkennen, wie so öfters
Ein scheinbar Unglück unser bestes Glück war;
Und wie so öfters wir ohn’ Ursach weinten.

Wow… ein wunderschönes Gedicht! Vielen Dank!

Hallo,

vielleicht auch „Edmund Fitzgerald“. Hier die Einführung:

http://www.youtube.com/watch?v=Q0DqPSF2fyo

und die „Lyrics“:

http://home.pacbell.net/chabpyne/lyrics.html

traurig, traurig, tf

Hi,
Haltung im Angesicht des Todes!? Unabänderlichkeit des Schicksals?
lg O

Der unschuldige Tod des jungen Knaben
http://www.musicanet.org/robokopp/Lieder/esliegts.html

Das Gewitter
http://www.geburtskanal.de/index.html?mainFrame=http…

Volkers Nachtgesang
http://www.emmanuelgeibel.de/geibelnachtgesang/

Lied des James Monmouth
http://gedichte.xbib.de/Fontane_gedicht_Lied+des+Jam…

Der Vogel
http://hor.de/gedichte/wilhelm_busch/der_vogel.htm

Moin,

aber ich möchte mal eure Vorschläge hören.

Detlev von Liliencron

Der Blitzzug

Quer durch Europa von Westen nach Osten
rüttert und rattert die Bahnmelodie.
Gilt es die Seligkeit schneller zu kosten?
Kommt er zu spät an im Himmelslogis?

Fortfortfort, Fortfortfort drehen sich die Räder
rasend dahin auf dem Schienengeäder;
Rauch ist der Bestie verschwindender Schweif,
Schaffnerpfiff, Lokomotivengepfeif.

Länder verfliegen, und Städte versinken,
Stunden und Tage verflattern im Flug,
Täler und Berge, vorbei, wenn sie winken,
Traumbilder, Sehnsucht und Sinnenbetrug.

Mondschein und Sonne, noch einmal die Sterne,
bald ist erreicht die beglückende Ferne,
Dämmerung, Abend und Nebel und Nacht,
stürmisch erwartet, was glühend gedacht.

Dämmerung senkt sich allmählich wie Gaze,
schon hat die Venus die Wache gestellt.
Nur noch ein Stündchen! Dann nimmt sich die Strasse,
trennt, was sich hier aneinander gesellt:

Reiche Familien, Bankiers, Kavaliere,
Landrat, Gelehrter, ein Prinz, Offiziere,
„Damen und Herren“, ein Dichter im Schwarm,
liebliche Kinder mit Spielzeug im Arm.

Nun ist das Dunkel dämonisch gewachsen,
in den Kupees brennt die Gasflamme schon.
Fortfortfort, Fortfortfort, steht an der Kurve,
steht da der Tod mit der Bombe zum Wurfe?
Halthalthalthalthalthalthalthalthaltein -
Ein anderer Zug fährt schräg hinein.

Folgenden Tages, unter Trümmern verloren,
finden sich zwischen verkohltem Gebein,
finden sich schuttüberschüttet zwei Sporen,
Brennscheren, Uhren, ein Aktienschein,

Geld, ein Gedichtbuch: „Seraphische Töne“,
Ringe, ein Notenblatt: „Meiner Camöne“,
endlich ein Püppchen im Bettchen verbrannt,
dem war ein Eselchen vorgespannt.