es handelt sich um einen Notfall: Ich bin Referendarin, und seit 4 Wochen plane ich meine Staatsexamenslehrprobe für nächste Woche Dienstag. Die Schülerinnen und Schüler sind vorbereitet. Jetzt hat mein Ausbilder mein Thema abgelehnt und ich muss umplanen. Habt Ihr eine Idee für ein Gedicht mit einer traurigen Liebesgeschichte im Inhalt?
Zum Hintergrund:
Es geht um eine 9. Klasse, A-Kurs Deutsch, leistungsstarke Gruppe von 32 Schülerinnen und Schülern, sehr engagiert, haben Spaß an Lyrik.
Einstiegsstunde: Elfchen schreiben über ein Bild, auf dem ein Mädchen auf einen Anruf wartet. (Aha, wir benutzen automatisch Bilder und Vergleiche und verdichten die Handlung in der Sprache)
Doppelstunde: „Ein Jüngling liebte ein Mädchen“ - Stilfiguren anhand einer Tabelle raussuchen, Wdhl. Reimformen und Metrik. Geschichte nacherzählen. Umschreiben in aktuelle Sprache.
Doppelstunde: „Treu-Lischen“. Strophen sortieren und Reihenfolge begründen. Reimformen, Metrik, Stilmittel erarbeiten und Jahreszeitenthematik grafisch darstellen.
Eigentlicher Plan für die Examensstunde:
„Nur ein Kuss“ von den Ärzten. Die ersten vier Strophen. Die Substantive rausgenommen, einzeln an die Schülerinnen und Schüler ausgeteilt, sollen sich in Gruppen finden und die Strophenskelette sortieren. Geschichte rekonstruieren. Dann selbstständig die Lücken füllen, wobei jeweils ein Mitglied der Gruppe als „Beobachter“ verfolgt und protokolliert, welche Strategien die anderen anwenden.
Danach zusammentragen (Museumsgangmethode). Lied hören, bis zum Beginn der 5. Strophe. Weiterspinnen, wie die Geschichte ausgehen könnte. (als mögliches Stundenende oder als Hausaufgabe)
Mein Ausbilder findet das Gewaltthema in den letzten Strophen problematisch.
Nun meine Frage: Ich brauche dringend ein Gedicht, das ich an Stelle des Ärztesongs verwenden kann!!!
Könntest du vielleicht mit dem wunderschönen Gedicht „Die Liebenden“ von Brecht was anfangen? (Das so schön ist, dass es für die Schule schon wieder fast zu schade ist. Analysieren bedeutet ja meistens auch kaputtmachen.)
Hannes
Ich stimme zu! Es waren zwei Königskinder ist nicht nur wunderschön sondern auch höchstinteressant wegen der Variantenverteilung. Vor allem weil es eine christlich geprägte Version (ein guter Priester, eine böse Hexe bläst das Licht aus) und eine anti-christliche Version gibt (ein böses „Nönnchen“ bläst die Kerze aus), sowie auch zwei Enden (in einem trauert das Mädchen nur, in einem anderen bringt es sich um.)
Außerdem ist das ganze sehr mit Hero und Leander verwandt, und nachdem ich heute im Bus wieder einer Gruppe von Studentinnen der Germanistik lauschen durfte die ihr „mythologisches Wissen nur aus den Disney Filmen“ haben, kann der Hinweis nicht schaden…
nachdem ich heute im Bus wieder einer Gruppe von Studentinnen
der Germanistik lauschen durfte die ihr „mythologisches Wissen
nur aus den Disney Filmen“ haben, kann der Hinweis nicht
schaden…
Neulich erzählte mir mein Lieblingsantiquar: Kommen zwei Germanistikstudenten zu ihm und fragen nach einer Grammatik/Einführung ins Mittelhochdeutsche. Er zeigt ihnen einen entsprechenden Titel. Die Studenten: „Oh, neee, das geht nicht, das ist ja in Altdeutsch (=Fraktur) geschrieben. Das können wir nicht lesen.“
